BLACK ALICE - Sons Of Steel
VÖ: 12.10.2018
(KARTHAGO RECORDS)
Style: Hard Rock/AOR
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BLACK ALICE
Das zweite Album der Australier BLACK ALICE ist schlagender Beweis dafür, das schon damals (selbiges gilt auch für heute) nicht alles, was das Etikett 'Heavy Metal' trägt, diesem Begriff gerecht wurde und wird, weil zum Erscheinen der Scheibe 1988 unter Heavy Metal schon etwas anderes verstanden wurde als ein Mischmasch aus ALICE COOPER mäßigem Horror-Schockrock, VAN HALEN, MEAT LOAF und A.O.R.-Referenzen. 'Sons of Steel' – allein der Titel könnte prinzipiell von MANOWAR sein, doch bezüglich seines Inhalts von heroischem True Metal so meilen weit entfernt liegt wie der Kurfürstendamm in Berlin von Neuseeland, weil es sich um den Soundtrack zum Science Fiction Film „Sons of Steel“ handelt.
Ein Album mit der Oldie-Schnulze „Something in the Air“ von der englischen Rockband THUNDERCLAP NEWMAN (deren Gitarrist ein gewisser bei THE WHO die Axt schwingende Mr. Pete Townsend war!) beginnen zu lassen, grenzt schon an Wagemut, bezogen auf den Science Fiction-Film selbst war es exakt der richtige Einstieg. Dafür haut „Sons of Steel“ effektiv in die altbekannt wuchtige Kerbe vom 'Endengered Species'-Debüt jedoch weitaus fetter produziert. Nummern wie „There's Hope“ und „Hard Lover“ bestätigen mit schaurig düsterer Ausrichtung im stark gemäßigten Tempo eingangs geschilderten Eindruck. Richtig flott geht’s bei „You and Me“ zur Sache. Die vor zuviel Schmalz-Popappeal triefenden Pusteblumen „Fighting For You“ und „I'm With You“ unterschreiten die Toleranzgrenze gewaltig. Da wäre emotional sicher noch einiges mehr herauszuholen gewesen. Selbiges gilt für das nicht wirklich zwingend erforderliche Bluesinstumental „Walk In The Blues“. „Mr. System“ gibt sich sodann inklusive dreckigem Gelächter als 1:1 Alice Cooper-Ripp Off, Frauen- und Kinderchöre sorgen für angenehm dosierten Spannungseffekt. Der überflüssige Bonustrack „The Burn“ entzündet eine Kerze für alle, die gern Horrormäßig angepoppte Varieté-Musical Strukturen mögen, hält man sich den Film vor Augen wurde der meisterlich dramaturgische Gesang von Jeff Duff dem Thema gerecht. Vielleicht hätte das atmosphärisch weitaus passendere Instrumental allein auch schon genügt. Nun ja, darüber mögen sich die Kurfürsten frei nach ihrem Gutdünken streiten...
Rob Hartley zeigte sich auf dieser Scheibe dem Songgerüst entsprechend stimmlich kaum einen Deut mehr von seiner extrem rauen Bon Scott Seite sondern erinnerte mehr gesanglich theatralisch zugleich fließender an ALICE COOPER/MEAT LOAF, während das Songgerüst stärker den Trend in Richtung VAN HALEN aufzeigt, was bei der Qualität dieser Scheibe jedoch weder als Schande noch Faux Pas zu werten ist. Die zwischen schaurig, melancholisch, traurig und fröhlich schwankende Ausrichtung mit reichlich Vorwärtsdrive hat etwas urig schön Schräges.
Fazit: 'Sons of Steel' entpuppt sich auf den ersten Blick gesehen als recht zwiespältige Angelegenheit, wobei sich das Album keineswegs am starken Debüt vergleichbar messen lässt. Hält man sich allerdings vor Augen, dass dieses Sci-Fi-Musical erfolgreich bei den Filmfestspielen in Cannes seine Feuertaufe bestanden hat, genauso überzogen theatralisch sein musste, um dem verarbeiteten Inhalt gerecht zu werden geht es schließlich als gelungene Kombination zwischen ALICE COOPER/MEAT LOAF-Horrorschow und VAN HALEN-Hardrock durch. Insgesamt spaltet das Produkt reihenweise Gemüter. Rein auf Musik gepolte Hörer werden dem Soundtrack wenig bis gar nichts abgewinnen, während ein großer Teil all derjenigen, die um die Geschichte hinter dem Sci-Fi-Musical wissen, sich für einen rockig umgesetzten Film-Score begeistern können. Abschließend sei angemerkt, ist es für so manchen Einsteiger in die Science-Fiction-Film-Materie, der einen spannend arrangierten Filmsoundtrack zu schätzen weiss vielleicht eine Entdeckung wert. Was immer sich daraus ergeben mag, stehen letzten Endes neutrale 6,5 von 10 Punkten zu Buche. Meister Yoda würde es wohl wie folgt definieren: Hm... so überzeugt du davon bist? Eine gar nicht so einfache Angelegenheit das doch ist. 6,5/10