HAMMER KING - Poseidon Will Carry Us Home
VÖ: 05.10.2018
(Cruz Del Sur Music)
Style: Heavy Metal
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HAMMER KING
Seitdem MANOWAR nichts innovatives mehr zu Wege bringen, haben sich in zahlreicher Form Gerüchte im Internet sowie diversen Forenthreads verbreitet die tatsächlich den Eindruck erwecken wollen, wahrer Metal sei am Ende. Wer geneigt ist solchem Geschwätz Glauben zu schenken - das kein zu sich selbst stehender Metaller braucht, - sollte sich schnellstens die neue HAMMER KING - 'Poseidon Will Carry Us Home' besorgen oder zumindest einmal reinhören. Die Rheinland-Pfälzer erfinden das Rad auf ihrem dritten Album keineswegs neu, was auch völlig obsolet ist, sofern der musikalische Inhalt stimmt - das tut er bei dieser sympathisch ehrlich im kraftvollen Heavy- bzw. Power Metal-Gewand zur Sache gehenden Truppe fast ausnahmslos, obgleich dieses Album die Meinungen heftig polarisiert. Die einen halten „Poseidon Will Carry Us Home“ für eine Offenbarung, die anderen sehen darin lediglich halbgaren True Metal. Wiederum andere befinden, das die Wahrheit über die Scheibe irgendwo in der Mitte liegt. Fakt ist, vergleichweise zu den zwei Vorgängerscheiben 'Kingdom of the Hammer King' und 'King is Rising' hat sich das Rheinland-Pfälzer Quartett optisch (der überhaupt nicht zum textlichen wie musikalischen Inhalt passen wollende Panzer auf dem zweiten HAMMER KING-Album 'King is Rising' hinterliess in Sachen Covergestaltung einige Fragezeichen) - wie inhaltlich immens weiter entwickelt, indem es gehörig an sich arbeitete, was sich im abwechslungsreich strukturierten Songaufbau mitsamt zahlreich effektiv eingesetzter Bombast-Stilmittel äußert. Das Gesamtresultat auf 'Poseidon Will Carry Us Home' kommt nun auch optisch mit dem sehr gut zum Inhalt der Musik passenden Schiff der Musik entgegen. 'Poseidon Will Carry Us Home' klingt darüber hinaus inhaltlich professionell wie noch nie, was auch ein Verdienst der amtlichen Produktion von POWERWOLF's Charles Greywolf ist, die auf den zwei ordentlichen trotz guter Ansätze noch nicht ganz ausgereiften Vorgängeralben bisher fehlte.
Absolut daneben liegende oft zu lesende Sängervergleiche aus grauer Vorzeit mit MANOWAR-Legende Eric Adams zielen deutlich ins Leere. Obwohl HAMMER KING-Sänger Titan Vox (der auch bei den Doomern LORD VIGO die Axt schwingt) sein Organ früher der Band um Ex-MANOWAR-Saitenhexer ROSS THE BOSS verlieh, besitzt dessen Stimmvolumen anno 2018 eine derart separat eigenständig ausdrucksstark kraftvolle Färbung die nur noch selten leicht in Richtung Eric Adams tendierende Hochtonschreie hervorbringt, jedoch keineswegs als pure Vorbildkopie durchgeht. Wer hinsichtlich Inhaltes von einer Scheibe wie „Poseidon will Carry Us Home“ Wörter wie 'Fremdschämen' in den Mund nimmt, weil er/sie sich anderes erhofft hat, hegt falsche Erwartungen. Vor allem der oft Vorurteils behafteten Keinen-Bock-auf-True Metal-Fraktion mit reichlich Scheuklappen sei folgendes mitgeteilt: Sword & Sorcery-Metal lebt von Klischees, sie gehören dazu, wie die Butter auf's Brot. Und mal ehrlich Leute: Solche Scheiben waren in den 80ern schon geil siehe MANOWAR, RUNNING WILD, IRON MAIDEN usw., und sie sind es heute immer noch. Ebensogut ließe sich dieses reich mit vor Hymnenhaftem Pathos geradezu strahlenden Edelperlen beladene Albumhighlight bei ROSS THE BOSS, STORMWARRIOR und MAJESTY einordnen. 2018 entpuppt sich als granatenstarkes Jahr für traditionellen Heavy Metal, erst VISIGOTH, dann JUDAS PRIEST, und jetzt HAMMER KING!
Umrahmt von raffiniert dosiertem Pathos führt die Reise über's weite Meer hin zu Abenteuern geprägt von Suche nach Ruhm und Ehre. Lasst euch vom kraftvoll riffenden dem mächtigen griechischen Meeresgott Poseidon gewidmeten Titeltrack gefangennehmen, segelt hymnenhaft begleitet von raumgreifenden Chören in das „Battle of Wars“, begegnet respektvoll in Ehrfurcht dem Kriegerschwarm „Warriors of Angelhill“, um im gemeinsamen Bündnis Seite an Seite mit den Recken in die Schlacht zu reiten, galoppiert in majestätischem Gitarrengroove mit 7 Königen durch deren 7 Königreiche („7 Days and 7 Kings“). Stimmt den Kriegerkanon zu „Last Rites“ an, lasst euch von den Pathos durchtränkten Midtempo-Stampfern „Glorious Night of Glory“ (einschließlich majestätischem von Akustikgitarre und Chören getragenem Brückenpart), „At The Mercy of the Waves“ und „Meatus Majestatis“ fesseln. Bei soviel majestätischem Hymnenpathos gehört geballtes Faust in die Luft recken zur ersten Pflicht eines wahren Metallers! Das fesselnd bei den Hörnern packende Melodic-Groove-Sahnebonbon „Locust Plaque“ hätten selbst HAMMERFALL kaum besser hinbekommen. Spätestens bei der spannenden emotional tief unter die Haut gehenden Abenteuerfahrt „We Sail Cape Horn“ - für mich das Highlight eines vor solchen geradezu überquellenden Gesamtwerks, - fühle ich mich unmissverständlich an meine unantastbaren Alltime-Faves IRON MAIDEN erinnert. - Ganz großes Kino!
An Einfallsreichtum mangelt es dem Vierer definitiv nicht. Scharfe Gitarren, knallende Drums, charismatischer Gesang, kompakte Bassläufe, herrliche Gitarrenharmonien, opulente Chöre. Genau solch ein Album habe ich mir schon lange gewünscht und nun ist es wahr geworden. Der Titel des intensiv zum Headbangen verleitenden Melodic Powerspeedgeschosses „Where The Hammer hangs“ ist durchaus Programm. Inbrünstig mit Leidenschaft und Lebensfreude auf abenteuerliche Weise zelebrierter Epic-Schlachtenhymnen-Stoff gestrickt für die Bombasterprobte Sword & Sorcery-Abteilung der MANOWAR-, MAJESTY-, HAMMERFALL-, RUNNING WILD-, und STORMWARRIOR-Fans begeistert. Ein schönes direkt ins Auge fallendes phantasievoll kreativ gestaltetes prima zum Inhalt passendes Coverartwork rundet diesen Silberling ab. Anhänger der frühen MANOWAR-Glanzalben, von IRON MAIDEN, RUNNING WILD, VISIGOTH, MAJESTY oder Leute, denen das letzte ROSS THE BOSS-Album kompositorisch nicht zusagte, werden an diesem Tonträger viel Freude haben. HAMMER KING erheben mit diesem grandiosen Meisterwerk Anspruch auf den Sword & Sorcery-Thron! Und wenn die goldene Regel stimmt, dass der Dritte Albumrelease über den weiteren Werdegang entscheidet, müssten sich HAMMER KING damit Türen und Tore öffnen, die ihnen bisher verborgen blieben. Ich höre das Ding zum vierten Mal hintereinander und bin immer noch völlig hin und weg.
Fazit: Traditioneller Heavy Metal im 80er-Stahlgewand fußend auf prächtigem Bombastfundament in exzellenter Reinstahlkultur gegossen wie man ihn als Genrefan im Grunde seines Herzens liebt und wertschätzt. Da möchte man die Worte H e a v y M e t a l (!!!) ganz laut von gewaltig brausenden Sturmwinden über die weiten Hügel hinaus getragen in den Äther brüllen. Was für eine Hammerscheibe! Mit geballter Faust und aufrechter Hörnergabel ein kräftiges Yes! 'Poseidon will carry us home...' - A Mighty Hail To The HAMMER KING! 9/10