DUN RINGILL - Welcome
VÖ: 01.03.2019
(Argonauta Records)
Style: Doom Metal
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DUN RINGILL
Es brodelt und gärt in der Classic Rock und Underground-Doom-Szene, und zwar gewaltig! Aktuellstes Beispiel geben die Schweden DUN RINGILL. Der Bandname stammt von einer Befestigungsanlage aus Schottland errichtet in der späten Eisenzeit, deren Ruine bis heute existiert. Die Progrock-Pioniere JETHRO TULL widmeten ihr auf dem 1982er-Stormwatch-Album den gleichnamigen Song 'Dun Ringill'. Bekannteste Namen dieser 'Festung' sind Patrik Andersson und Hans Lilja – die amtliche THE ORDER OF ISRAFEL-Rhythmussektion. Beide taten sich mit dem ehemals in Reihen von THE GROTESQUE bzw. DOOMDOGS-stehenden Tomas Eriksson sowie Jens Florén als Live-Musiker von den Melodic-Death Metallern DARK TRANQUILITY, Patrik Gramman und SILVERHORSE-Gitarrist Tommy Stegemann zusammen. Ergänzend zu diesem Ensemble kommen Per Wiberg mit Hammond-Orgel von SPIRITAL BEGGERS, CANDLEMASS (früher bei OPETH), die als Gastsängerin fungierende Matilda Winberg und Pianist Emil Rolof hinzu. Soviel hinsichtlich des Bandgefüges, kommen wir nun endlich zur Musik:
Sticht schon der Einstiegsopener „Welcome to the Fun Fair Horror Time Machine“ durch einen JETHRO TULL beeinflussten Gastauftritt von Flötist Björn Johansson ungewöhnlich heraus, sind es weitere kleinere Details, die den besonderen Wirkungsgrad des vielseitigen Sechstracklings ausmachen. „Black Eyed Kids“ wird von Rolof durch Mellatron-Klänge verfeinert. Tomas Erikssons kauzig melodisch gefärbte Röhre hebt sich als besonderes Merkmal genauso effektiv hervor, wie die extravagante Detail-Vielfalt aller Stücke, dessen charismatische Präsenz den Nummern kräftig Würze verleiht. Selbiges gilt für den mittels kraftvoll dynamischer Gitarre den klassischen Rockbeat enorm verstärktenden Groovefaktor, fließende Leadsoli, raumgreifende Orgel-Strukturen, Piano und viele weitere Feinheiten vervollständigen das Gesamtbild. Bei solch raumgreifenden Doomgroovern ist im Regelfall kribbelnde Gänsehaut vorprogrammiert.
Inhaltlich bewegen sich alle Stücke irgendwo im Schnittmengenfeld zwischen CANDLEMASS und YEAR OF THE GOAT, womit der ungefähre Rahmen gezogen wäre. Dennoch behalten alle sechs Kompositionen immer eine unorthodoxe Stilnote von eigenem Wiedererkennungswert. Im Opener „Welcome To The Fun Fiar Horror Time Machine“ fühle ich mich unweigerlich an eine verquert abgedrehte Kreuzung aus CANDLEMASS trifft JETHRO TULL erinnert, wozu der fast operettenhaft jeden Ton mitleidend ein wenig an den unerreichten Ex-CANDLEMASS-Stimmbandästhet Messiah Marcolin erinnernde Klagegesang sein wesentliches Maß beiträgt, welcher interessanten Gegenkontrast zu Erikssons aggressiv wie melodisch verzerrtem Gesangsmuster bildet. „Open Your Eyes“ (And See The Hapiness And Truth) schwimmt verträumt in klassischen 70er-Hardrock-Gewässerm aufgelockert von experimentiellen Folk-Untertönen á lá LED ZEPPELIN, URIAH HEEP oder BLACK SABBATH, ehe sich die Tür („The Door“) mit gewaltigem Donnern einschließlich Glockenschlag öffnet, und mir Proto-doomige BLACK SABBATH im Verbund zu räudig heavy ins Gesäß tretender UNCLE ACID AND THE DEADBEATS-Komponente, die sich mit psychedlisch gefärbten ORCHID-Tupfern vermengt, entgegenkommen. Dass Stück gleicht einem unaufhaltsam alles mit sich reißenden Wasserstrudel von enormer Sogwirkung - hier gilt: - Achtung Hymnenalarm! „The Demon Within“ glänzt durch Matilda Wiberg's engelhaften Gesang, die ihren Job als Gastsängerin im Rahmen dieser hochkarätig episch intensiv heavy zugleich doomenden Abschluss-Orgie ausgezeichnet macht.
Fazit: Für's erste konnte sich diese Festung der Konkurrenz gegenüber mächtig behaupten. Wer nach oben will, für den führt an DUN RINGILL's Erstling erst gar kein Weg vorbei. Doomlunatics: Lasst euch 'Willkommen' heißen. Das ist Detailverliebter durch versiert griffigen Classic Rock-Anteil aufgewerteter Doom der Topliga. - W(H)ellcome! 9/10