WRETCH - Man Or Machine


VÖ: Bereits erschienen
(Pure Steel Records)

Style: US-Power/Thrash

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WRETCH

WRETCH gehören zu der Sorte fleißiger nach langer Auszeit erfolgreich zurückgekehrter US-Power/Thrashcombos, deren Name für Qualität bürgt. Der Fünfer um RITUAL/SUNLESS SKY, Ex-TORMENT-Stimmbandästhet Juan Ricardo zeigt sich auf Man or Machine von der besten Seite. Die Erfolgsformel von WRETCH liegt darin, dass kein Album bezüglich Songstrukturen so vorhersehbar wie das nächste klingt. Glänzten 'Reborn', 'Warriors' und 'The Hunt' dank basis ausgefeilter US-Heavy/Power Metal-Strukturen vermischt mit Thrash-Elementen, schließt sich 'Man or Machine' dem Reigen dieser Großtaten locker an. Ich wage mal zu behaupten, das WRETCH in dem Axeman-Duo Nick Giannakos Michael Stephenson zwei der technisch beschlagensten Seitenhexer in ihren Reihen haben, während Bassist Tim Frederick und Schlagwerker Jeff Currenton dem als harmonische arschtight fungierende Rhythmussektion kaum nachstehen. Flankiert von massiver Gitarrenmauer gibt Juan Ricardo der Mann ist wahrlich ein Phänomen - erneuten Beweis seines flexiblen Stimmspektrums, egal ob er den Geoff Tate zu besten QUEENSRYCHE-Zeiten gibt, HELLOWEEN'SCHES Kiske-Stimmbandflair aus dem Hut zieht, gekonnt FATES WARNING-Koriphäe Ray Alder huldigt oder selbst einem ROB HALFORD (!) zur Ehre gereicht - stets bleibt unberechenbar welchen Gesangsstil der vielseitige Stimmbandvirtuose aus dem Hut zieht. Scheinbar hat der auch Gitarrenheld YNGWIE MALMSTEEN auf die Amis abgefärbt (siehe „Schwarzenberg“). „Strike Force One“ überrollt das Metal-mögende Individuum in typischer WRETCH-Manier. Ein nicht nur Gitarrentechnisch verdammt nahe an das Original heran reichendes JUDAS PRIEST-Cover von „Steeler“ fügt sich top in das positive Gesamtbild ein, hier gelingt Mr. Ricardo eine weitere Traumleistung. „Requiem Aeternam“ klingt wie ein Bastard aus QUEENSRYCHE, JACK STARR'S BURNING STARR und FATES WARNING-Elementen.

Den Höhepunkt einer tollen druckvoll produzierten Scheibe markiert die von spärischem Bombast umrahmte dramaturgisch tief in die dunkle Vergangenheit der Inquisition zurückreichende Inquisitor-Trilogy. Warum nach soviel Feinkost zusätzlich eine Akustik-Version von „Man Or Machine“ als versteckter Song draufgepackt wurden, erschließt sich mir hingegen nicht oder liegt diesem Schachzug das Kalkül zu Grunde, das man sich weitere Songs aus strategischen Gründen für den nächsten Studiorelase aufheben möchte? Ok, fassen wir es  so zusammen: Ob solcherart Spielzeit streckende Beigaben zur Verlängerung der Spielzeit wirklich nötig sind, liegt im Auge des Betrachters, weshalb 'Man Or Machine' mit einer guten Wertung im knapp unterhalb der 9er-Grenze angesiedelten 8er-Bereich vorlieb nehmen muss, worunter die musikalische Qualität bezogen auf ihren Inhalt nicht im Geringsten leidet.

Fazit: Kraftvoll ausbalanciert vielseitiger US-Power/Thrash auf hohem Level mit gesundem Eigenständigkeits-Prägesiegel. 8,5/10