DOLCH - Feuer


VÖ: 15.11.2019
(Ván Records & Totenmusik)

Style: Avantgarde Rock

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DOLCH

Nach zwei für heftig Wirbel im Underground sorgenden Demos (I + II) einer nicht weniger beachtenswerten EP ('III Songs of Happyness, Words of Praise'), dazu recht erfolgreich verlaufener Tour mit KING DUDE und THE RUINS OF BEVERAST steht nun also das langersehnte Debüt von DOLCH zur Rezession. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung. Kein DOLCH Release gleicht dem anderen, wie das aus „A Love Song“ entnommene Selbstbekenntnis - „I'm glad we are not what you want us to be“ wahrlich eindrucksvoll bestätigt. Inhaltlich bewegen sich DOLCH auf schwierig in irgendeine Kategorie zu packendem Pfade zwischen Trauer, Hoffnung, Finsternis, Beklemmung, Melancholie, Zerstörung und Depression.

Wie die Dame wohl auch immer heißen mag die hier singt, - sie macht ihren Job hervorragend. Wer es schafft, das stimmliche Timbre der besten Chanteusen des  Psychedelic-Okkult- Rock-Sektors mit betörendem Gothik-Flair, schwelgerischer Sehnsucht und raumgreifender Ambientstimmfacettierung zu verbinden, dem gebührt ein immenses Maß Respekt! Gesanglich erinnert ihr Charisma u. a. an Lisa Gerrard (DEAD CAN DANCE) oder Anneke van Giersbergen (VUUR/THE GENTLE STORM/Ex-THE GATHERING) zu Mandylion-Zeiten, wobei dies nur den äußeren Rahmen ihrer vielseitigen Sanges-Kunst beschreibt. Erinnerungen an schaurig schräge zwischen Ambient und unterkühltem Düster-Avantgarde-Sound wandelnde Formationen aus der Riege AGHAST, THE 3rd AND THE MORTAL, frühe THE GATHERING, PAZUZU oder DEAD CAN DANCE werden vermehrt geweckt. Irgendwo im Spannungsfeld von Neoklassik, gothischer Melancholie, unterkühlt avantgardistischer Finster-Athmosphäre weltentrücker Bizarrklangkosmen und hingebungsvoll sehnsüchtiger Huldigung rabenschwarzer Dunkelheit bewegen sich alle Sieben Stücke, beginnend mit „Burn“, bedrückend geleitet „Funeral Song“ in die Abgründe der Finsternis wuchtig schleppend wird der DOLCH-Jüngerschaft „Psalm 7“ verlesen, ehe eine fast Zehnminutenlange Trauerreise zum „Mahnmal“ folgt, dem sich der intensiv unter die Haut gehend sich mit dem Tod befassende Titeltrack „Feuer“ anschließt.

An dieser scharfen Klinge werden sich weiterhin zahlreich Emotionen schneiden. DOLCH-Anhängerschaft wird dieses Debüt wie alles vorherige selbstredend vergöttern, alle anderen seien somit gewarnt, vorher reinzuhören. Menschen mit instabilem Nervensystem sollten ganz die Finger von diesem zeitweise heftig extrem ins Depressive abgleitenden Silberling lassen.

'Feuer' ist das überzeugende Longplay-Debüt einer ausgereiften nach drei interessanten Visitenkarten ihren Stil konsequent erweiternden Band, die sich in unorthodoxer Weise majestätisch würdevoll ihren Freiraum schaffend weiterhin fasziniert, polarisiert und ungelöste Rätsel aufgibt. Das etwas zu dünn geratene oder bewusst so gelassene Soundraster wurde ebenfalls beibehalten.

Fazit: Majestätisch, geheimnisvoll, finster-episch im Schattenreich unterkühlter Tiefen-Melancholie wandelnder Düstersphärensound. 8/10