DIAGONAL - Diagonal

Neben den mit Ur-Siebziger Doom kokettierenden Blood Ceremony, können sich nun auch die Briten von Diagonal den "Retro-Preis" des Monats abholen. Wieder einmal hat das Insider Label Rise Above einer interessanten bis obskuren Gruppierung die Möglichkeit gegeben, ihre Musik auf Platte zu bannen und der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wobei man infolge des Gebotenen wohl kaum von "breiter" Öffentlichkeit reden kann. Auch wenn wieder vermehrt Bands gegen den modernen Zeitgeist schwimmen, Diagonal schwimmen nicht nur gegen, sondern tauchen "diagonal" nach unten, in die Vergangenheit. Die sieben(!) Mucker von Diagonal, die gerade mal Mitte zwanzig sind, verstehen sich als musikalische Idealisten, die auf ihrem selbstbetitelten Debüt nicht nur der modernen Aufnahmetechnik den Rücken gekehrt haben, sondern auch versucht haben, Musik als das darzubieten, was sie (ursprünglich) auch sein sollte: Kunstvoll, kreativ, ohne jegliches Schubladendenken und mit viel Seele. Die Band hat sich dem urwüchsigen Prog Rock verschrieben, wie ihn vor Jahrzehnten mal Genesis, Gentle Giant, Yes oder Guru Guru zelebriert haben. Fünf Stücke mit Überlänge, fünf ausgestreckte Mittelfinger in Richtung sich tausendfach selbstkopierender und massenkompatibler Plastik Musik. Massig ausgespielte Soloparts, nicht nur von Gitarren, auch von Orgeln, Synthesizer, Flöten, Klarinetten, Percussions und Piano. Dazu leicht psychedelischer Gesang, der bei Diagonal geradezu unauffällig wirkt. Abgerundet von einer mal mehr, mal weniger spannungsgeladenen Dynamik. Natürlich sind diese Klangbauten, heute wie damals, gewöhnungsbedürftiger Stoff. Man muss sich schon entspannt aber stets aufmerksam vor der Anlage niederlassen, um die Qualität zu erkennen. Gelingt es einem aber, die Uhr des schnelllebigen Alltags von Highspeed auf fast Stillstand runterzufahren, so fühlt man sich nach der Dreiviertelstunde Beschallung wie nach einer guten Massage.