SCALD - Will Of The Gods Is Great Power
VÖ: Bereits erschienen
(Hammerheart)
Style: Epic Doom Metal
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SCALD
Noch immer heftig berieselt von der faszinierenden Hammer Of Doom-Premiere der russischen Epik-Doom-Kapelle SCALD – wird es nun Zeit für die Besprechung des einzigen Longplay-Werkes dieser faszinierenden Ausnahmeformation. 'Will Of The Gods Is Great Power' lautet dessen Titel. Drei Jahre zuvor wurde bereits das als Kassettentape erschienene 1994er North Wind-Demo veröffentlicht, worauf mit „Night Sky“; „Sepulchral Bonfire“ und „Ragnaradi Eve' bereits drei später auf dem Studio-Album wiederzufindende Epik Doom-Walzen enthalten waren. SCALD stammen aus Yaroslavl. Möglicherweise war ihnen damals zu der Zeit überhaupt noch nicht bewusst, von welch enormer Tragweite ihr einziger Longplay-Release sein würde. Thematisch von Slaven und skandinavischer Wikinger-Mythologie beeinflusst, kam es noch ehe dieses Album entstand zu bandinternen Auseinandersetzungen, weil ein Teil der Musiker sich mehr zu christlich geprägten Inhalten hingezogen fühlte, der andere Teil bevorzugte die nordische Wikinger Thematik. Hervorgehend aus dem bandinternen Split blieb es bei letzterem Inhalt. Weil das Album einen Monat nach dem Tod von Sänger Agyl erschien, geriet es bedingt durch die Bandauflösung zu etwas Besonderem. Agyl's einzigartiger weder zu ersetzender noch kopierender, vielleicht am ehesten an eine rauere Version von CANDLEMASS-Vocalist Messiah Marcolin zu dessen frühen Glanzzeiten beim schwedischen Doom-Flaggschiff der auf die Technik des früheren ARIA-Sängers Valery Kipelow (von dem sich Agyl Stimmband technisch inspirieren ließ) erinnernder Gesangsstil wurde zur Legende. Ein echter sich ausnahmslos der gefühlt leidvollen Trauer geradezu hingebender im elegischen Pathos windender durch sein immenses Maß wehmütig elegischer Klage erst so richtig aufblühender Doom-Klassiker!
Schleppend schwermütig bahnen sich sechs gedehnt lange zwischen sieben bis fast zwölf Minuten im exotisch-nordischem Gewand durch tiefen Morast vorwärts marschierende Songperlen ihren Weg ins Gehör. Allein der fesselnd unorthodoxe Gesansstil des bedauerlicherweise am 6.9.1997 im Alter von 24 Jahren durch Zugunglück ums Leben gekommenen Sängers Agyl (Maxim Andrianov) hebt diesen durchweg majestätische Rundschläge in Serie verteilenden Epic Doom-Hammer meilenweit aus dem riesigen Ozean Genretypischer Durchschnitts hervor. Nach dieser entsetzlichen Tragödie beschloss die sich gerade an den Aufnahmen für das Nachfolgealbum befindliche Band ihre Aufnahmen vollständig auf Eis zu legen, um sich aufzulösen.
Wie lässt sich ein solch zeitloses Referenzwerk für den Epic Sektor in etwa beschreiben? Tonnenschwer walzende Gitarrenriffs begleitet von wuchtigem Schlagzeugtakt aufgelockert durch schwindelerregend fesselnde Leadsoli umrahmt von bedrückend gespensterhaftem Atmosphärenlevel liefern neben von unwiderstehlich leidenschaftlicher Beseeltheit getriebenem jede Silbe vollständig im Detail auskostendem Gesang das Basis-Fundament für ein herausragendes Gesamtwerk. Effektiv hinzugefügter Bombast - Glockenschläge zu „Ragnaradi Eve“, Folklore-Klänge zu „A Tumulus“ oder das Rauschen an die Küste schlagender Meeresbrandung beim gigantischen fast 9 minütigen Trauer-Monolith „In The Open Sea“ verleiht dem schleppend majestätischen Songmaterial neben bleierner Schwere ein erhebliches Maß intensiv raumgreifender Tiefenwirkung. Spätestens nach dem zweiten Durchlauf wecken mächtig voran rückende Epik-Doomschellen wie das sich im Feuer leidenschaftlicher Elegie ergießende „Night Sky“, „Eternal Stone“, „Ragnaradi Eve“ oder „In The Open Sea“ unstillbaren Drang nach weiteren solcher Hochkaräterhymnen. "Sepulchral Bonfire vereinigt nahtlos ineinander übergehend Sakral Atmosphäre und folkloristischen Spirit. Selten hat ein Doom-Album in der letzten Dekade so durchweg überzeugt, wie dieses zeitlose Monumental-DoomKult-Relikt der Vergangenheit jahrhundertealter Mythen alter Legenden einschließlich dazugehörigen Brauchtums.
Thematisch handelt das Album von den aus Skandinavien stammenden Kriegern und Händlern, den Warägern, die für Russland bereits seit dem 8. Jahrhundert in den Gebieten von Flüssen und Meeren wie Dnepr, Düna, Wolga und Don bis zum Kaspischen und Schwarzen Meer als nachgewiesen sind, woraus der Bezug zu den Wikingern im Skandinvischen Raum resultiert. In altrussischen, byzantinischen und arabischen Quellen wird dieses Krieger- und Händler-Volk, dessen Geschichte tief in die Vergangenheit reicht als Teilgruppe der Wikinger betrachtet.
Das Gesamt-Paket ist nun in CD-Form oder Vinyl zu erwerben. 1996 über das russische Label Metalagen veröffentlicht, fristete dieser Genrebrilliant zunächst als limitierte Kleinauflage von Westeuropas Heavy Metalszene kaum wahrgenommen ein Schattendasein, bis sich jemand ein Herz fasste, die Scheibe zu remastern um ihr den letzten Schliff zu verpassen, damit sie 2001 als Wiederveröffentlichung über das Label Wroth Emitter zu neuen Ehren gelangte. Die Rechte an späteren Auflagen in Form der seit 2019 erhältlichen CD-Nachpressung sicherte sich das auf solche Produktionen spezialisierte Label Hammerheart-Records, und es bleibt zu hoffen, dass dieses Album seine ihm längst gebührende Würdigung von der Doomjüngerschaft erhält!
Neben dem 1997er-Studioalbum 'Will Of The Gods Is Great Power' ist im CD-Doppel eine Bonus-CD mit zwei Demotracks („Night Sky“ und „Ragnaradi Eve“), zusätzlichem es bei seiner Entstehung damals nicht mehr auf's Album schaffenden Studiomaterial („Ravens“ und „Blues Improvisation“) enthalten, dazu gibt’s ein MANOWAR-Cover von „Hail To England“ und fünf Songs in russischer Sprache aus der Zeit während sich die Band Ross the Boss Tribut zollend mit dem Vornamen des Ex-MANOWAR-Gitarristen ROSS schmückte, dessen Stil die frühen ersten sechs MANOWAR-Alben prägte. 'Will Of The Gods Is Great Power' gehört zu den Kronjuwelen des ehemaligen Ostblocks– ich wage hier festzustellen: Ein Doom-Klassiker aus dem Reich der Vergangenheit von Pathetisch elegischer Tragweite. Ausgehend von der darin steckenden Intensität reicht dieser von gewaltig unbändiger Kraft geprägte auf elegischem Trauerpathos basiernde Release an das Potential von BATHORY-Hymnen „One Rode To Asa Bay“, „Blood And Iron“, To Enter Your Mountain, „Shores In Flames“ oder „Baptised in Fire and Ice“ heran, allein das ausgefeilte Songwriting ist eine durch nichts vergleichbare Klasse für sich, womit festzuhalten bleibt: Der Titel dieses gigantischen Underground Epic Doom-Hammers einschließlich zum gehaltvoll musikalischen Inhalt geschmückt von einem künstlerisch ungemein schmuckvoll gestalteten Coverartwork auf dem der König aller Gottheiten aus der nordisch-germanischen Göttermythologie - Odin, erkennbar ist dessen wachsames Auge seinen Blick auf den Dreifachen Wikinger-Knoten (Valknut) richtet, der als Gleichgewicht zwischen Gut und Böse die Brücke zwischen den neun Welten bildet, - spricht Bände. Der Spirit einer historisch weit zurückliegenden Epoche wird auf phantastisch fesselnde Weise authentisch lebendig.
Fazit: 'Will Of The Gods Is Great Power' gehört zu der Sorte vergessener Genre-Juwelen mit Langzeitwirkung, vor denen kein etwas auf sich haltender Epik-Zeitlupenfan um einen Kniefall herum kommt. Der Geist der alten Waräger wird in diesem Epic Knaller lebendig. - Unverzichtbares Meisterwerk faszinierend schwerblütig mystischer Epik Doom-Schmiedestahlkunst für die BATHORY,- CANDLEMASS-, und MANOWAR-Fangemeinde. Würdevoll-majestätisch, faszinierend zeitlos, geheimnisvoll-obskur, urgewaltig fesselnd - m ä c h t i g ! Ein Gesamtpaket, das den Test der Zeit problemfrei übersteht, für das es unter Einbeziehung aller Faktoren im Prinzip nur die Höchstnote geben kann. - Ein gigantischer Meeres-Drache mit majestätischen Zügen erhebt sich anmutig majestätisch als König der Meere mächtig schnaufend aus den gewaltigen Untiefen der russischen See...! 10/10