CUTTY SARK - Die Tonight/Heroes
VÖ: 19.11.19
(GoldenCore Records/ZYX Music)
Style: Heavy Metal
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CUTTY SARK
Der Name des Schiffes entstammt ursprünglich dem Tam O' Shanter (1791) einem berühmtem Werk des schottischen Dichters Robert Burns.Nach einem Schiff benannt, das erstmals 1869 vom Stapel laufend bis 1877 als Teeklipper und Trampschiff diente, in der Zeit von 1885–1895 zu einem Wollklipper umfunktioniert wurde, danach im Zeitraum von 1923 – 1938 als stationäres Ausbildungsschiff dienend seit 1957 Museumsschiff ist. Den Namen CUTTY SARK trägt übrigens auch eine Scotch-Whiskey-Marke, die in gewisser Weise ebenfalls den Anstoß gab, weil sich ein betrunkener Gast vor den Augen des Gitarristen in einer Kneipe drei Mal die Scotch-Whiskey-Marke gleichen Namens bestellte. Bandgründer Helge Meier seines Zeichens passionierter Bassist und Hobbybastler besaß ein Schiffsmodell der CUTTY SARK (vielleicht besitzt er es noch heute) und kam schließlich auf den Trichter, seine Band so zu nennen.
Mitstreiter fand er bereits nach kurzer Suche in den Schmitt Brüdern Michael „Micky“ Schmitt am Schlagzeug und Conny Schmitt, der sich dem Gesang widmete und Gitarrist Uwe Cossmann. In den Anfangsjahren 1980 – 82 half mit Robert Schmidt sogar ein Keyboarder aus, doch diese Kooperation sollte nur für kurzer Dauer Bestand haben. Somit war es nur noch eine Frage der Zeit bis 'Die Tonight' der erste Studiolongplayer des Bonner Quartetts erschien. Das belgische Mausoleum-Records Label erhielt schließlich den Zuschlag, diese beiden Perlen zu promoten, wollte die Band jedoch mit deren 'Die Tonight'-Nachfolger auf ein kommerzielleres Gleis schieben. Somit reichten zwei bärenstarke Alben nicht zum Durchbruch, starke Konkurrenz gab es ohnehin genug, weshalb CUTTY SARK trotz vielversprechenden Karrierstarts bedauerlicherweise zwei Jahre nach Erscheinen von 'Heroes' 1987 die Segel strichen!
Beginnend mit der Appetit anregenden 'Hard Rock Power'-Ep wurde im Jahr 1983 schon eine recht passable, allerdings noch nicht ganz ausgereifte Visitenkarte abgegeben, dies sei allerdings nur mal so am Rande bemerkt. Ich erinnere mich gut an die Zeit als 'Die Tonight' durch die Metalszene geisterte. Obwohl Otto-Normalmetallern im Regelfall unbekannt, erhielt es doch sehr viel positive Resonanz Seitens von Heavy Metal-Fans und Magazinen. Spätestens an einer hohen Vielzahl Internetreaktionen wird erkennbar, welch immensen keineswegs zu unterschätzenden Kultstatus CUTTY SARK heute geniessen. Fünfunddreissig Jahre später stellt ein zufriedener Rezensent wiederholt mit Freude fest: Zu recht! Inhaltlich haben die acht Stücke dieses fulminanten in der Aufbruchphase des Heavy Metal in den 80ern entstandenen 1984er-Debüts kein Gramm ihres geradlinig ehrlich rauen Charmes eingebüßt. Dafür, dass dies so geblieben ist, sorgt allein der damals wie heute herrlich leidenschaftlich vielseitige von eigener Stilnote gekrönte Gesang von Conny Schmitt, der sogar extreme High Pitched Screams einbaute, - für Teutonenstahlcombos eher selten, - die bei CUTTY SARK ungewöhnlich statt peinlich wirkten. Zu den Wurzeln der Band gehörten 70er-Helden vom Typ DEEP PURPLE, BLACK SABBATH, RAINBOW, eine knackige Brise 80er-NWOBHM-Faible und Australiens weltbekannter Hardrock-Export: AC/DC! Auch wenn das 1984er-Original über das Label Mausoleum-Records erschien, dessen kultige Vinylpressungen zu gesuchten Fan- und Liebhaberschätzen gehören, besitzt die Wiederveröffentlichung im DMM-Verfahren des exzellenten Undergroundkleinods ebenso viel Reiz. Gut, dass man mit Conny Schmitt über einen äußert begabten stimmlich ungemein facettenreichen Sänger verfügte, dessen Organ an viele Stimmbandquäler aus den 70ern/80ern erinnerte, doch keinen davon direkt kopierend immer ein hohes Maß uriger Eigenständigkeit bewahrt, u. a. zwischen Phill Mogg (UFO), Don Dokken (DOKKEN), Lizzy Borden (LIZZY BORDEN), Marc Storace (KROKUS), Dee Snider (TWISTED SISTER) und John Deverill (Ex-TYGERS OF PAN TANG) und noch so vielen weiteren varriierte.
'Die Tonight' gehört zu jener Sorte Debütalben, die sich weitgehend vom vielen selbst in den 80ern grassierenden Durchschnitt abhebend, nicht dem damaligen Branchenriesen Noise unterlag, der zahlreiche Bands unter Vertrag hatte, die weit über die 80er Hinaus Bekanntheitsgrad erlangten. Allein das ungewöhnlich simple einen mit erhobenem Krummsäbel vor brennender Ruinenstätte herreitenden Krieger zeigende Coverartwork stand als Signal dafür, dass mit CUTTY SARK eine Band debütierte, die dem tiefsten Metal-Underground entsprang, trotz späterer Interviews sowie auf einem damals sogar noch im Metal Hammer erhältlichen Poster präsent kurioserweise nicht den Durchbruch schaffen sollte. Zunehmender Absatz von 'Die Tonight' -Bootleg T-Shirts verbunden mit vielfachem Teilen der Musik auf diversen Internetplattformen belegen umso mehr den gewichtigen Status dieser hochtalentierten Band. Spritzig flottes mit kernigem Drive vorgetragenes Material wie „Stupid Lies“, „Jam To The Ramp“, der mittels markantem Sprechgesang unterstützte Titeltrack „Die Tonight“, die von schwermütiger Heldenpathos-Akustik begleitete Epik-Bombe „Vultures In The Air“ wo Conny Schmitt bis an die Grenzen seines Stimmvolumens geht, frühe IRON MAIDEN ruft "Ocktober Holydays" in Erinnerung, während hymnische Epik und Rasanz das abschließende Sahnebonbon „Burning To Ashes“ zementieren, zeugen von der hohen Qualität dieser Hammerscheibe! 9/10
Dem in jeder Form verdient erkämpften Status gerecht werdend legte die Metalcrew aus der damals (noch) amtlichen, heute ehemaligen Bundes-Hauptstadt Bonn gesundermaßen mit dem gar keinen Deut schlechteren 'Heroes' bereits im Folgejahr 1985 ein zweites mit Hochkarätern gefülltes Langeisen nach, dessen Charme seinem Inhalt jederzeit gerecht wurde. Selbst das unspektakuläre dennoch aussagekräftige Coverartwork mit reichlich fadem Bandlogo passte zum LP-Titel. 'Heroes' überzeugte ebenso durchgehend wie der kantiger ausgefallene Erstling, obwohl sich die Band weigerte auf Wunsch der Plattenfirma kommerzielleres Material für den US-amerikanischen Markt aufzunehmen. „Firebird“ geht zum flotten Auftakt ohne viel Prozedere kompromisslos direkt in die Vollen! Der fetzige Stadionhardrock-Groovehammer „Heroes“ erinnert an einen wilden Bastard aus AC/DC, TRANCE, MÖTLEY CRÜE, DOKKEN, JUDAS PRIEST und ACCEPT. Das griffige Stück geht derart unter die Haut, dass es einen völlig packt! Flotte Hymenhämmer Marke „Smell A Rat“, ein galoppierend Riffattacken übers Feld streuendes „Sold To Kill“, und ein explosives Powerspeed-Inferno „Invitation To Dance“ outeten sich als Höhepunkte einer guten aber nicht durchweg qualitativ hochwertigen Scheibe. Leider erreich(t)en nicht alle Stücke das Niveau der genannten, immerhin kam 'Heroes' dem kultigen Erstling über weite Strecken häufig recht nahe. Bei der Emotionsgetränkt zwischen Kitsch, Kunst und Kommerz balancierenden Hallbballade „Love The World Away“ wird's grenzwertig, selbiges gilt für den halbgaren abrupt endenden Füller "Do Come True". 8/10
King Fowley, US-Fan erster Stunde und Sänger der Band Doomstone, wurde als restlos überzeugtem Anhänger des unorthodoxen Bonner Eigengewächses die Ehre zu Teil, die Bandgeschichte im beigefügten englisch sprachigen Inlet für die Nachwelt festzuhalten. Dafür muss ihm gebührende Anerkennung meinerseits gezollt werden. Das weckt Erinnerungen!
Im Jahre 1998 als sich CUTTY SARK nocheinmal zusammenrauften, erschien unter dem Titel 'Regeneration' Studio-Longplay-Release Nummer drei. Danach wurde es aus welch rätselhaftem Grunde auch immer plötzlich wieder völlig mucksmäuschenstill um die Band...
Zu Guterletzt möchte ich an dieser Stelle Andreas „Neudi“ Neuderth ein besonderes DANKE zollen, der sich wie so häufig enorm viel Mühe bei der Überarbeitung dieses feinen über das Label Golden Core erschienenen Doppelpacks inklusive englischsprachiger Bandhistory gab, um diesen Genretrüffel aus dem Dunkel der Raritäten-Kiste ans Tageslicht zu fördern.
Normalerweise gehört meine Wenigkeit im Regelfall nicht zu der Spezies die bekannt dafür ist, dringende Kaufempfehlungen aussprechen, doch in Bezug auf dieses grandiose 80er-Doppel, das Liebhaber erlesener Heavy Metalklänge, hoffnungslose Nostalgiker und spätere Fangenerationen zum Einstieg auf einer vollständigen CD präsentiert bekommen, tu' ich's nur allzu gern.
Fazit: Empfehlenswerte Wiederveröffentlichung eines hervorragenden Doppelpacks für Kenner, Gourmets und Fans waschechter Hardrock/Heavy Metal-Musik die in hochkarätig authentischer Form jene Mid-80er-Phase wider spiegelt. Auch nach über drei Dekaden von purer Nostalgie gesegnet. Somit ergibt sich der Notenspiegel daraus wie folgt: 'Die Tonight' (9/10), 'Heroes' (8/10). Für liebevoll gestaltete Bandhistory, seltene Fotos und Memorabilia gibt's noch einen Extrapunkt, womit das vollständige Gesamtergebnis lautet: 9/10.