DARK WIZARD - Evil Spirits (Reign of Evil/Devil's Victim)
VÖ: 15.11.19
(GoldenCore Records/ZXY Music)
Style: Heavy Metal
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DARK WIZARD
Darauf haben Szene-Insider sehnsüchtig lange warten müssen: Unter dem Namen 'Evil Spirits' ist ab November 2019 eine aufwändig remasterte Zusammenfassung auf nur einer CD der 1984 beim belgischen Kult-Label Mausoleum erschienenen 'Devil's Vicitim'-EP dem 1985 das 'Reign of Evil- Debüt der holländischen Heavy Metalcombo DARK WIZARD folgte, erhältlich.
Aus dem schwermetallischen Underground schälte sich bereits im Jahr 1984 eine bemerkenswerte kleine Genreperle heraus (der immerhin vier Demos vorangingen, die alle bereits 1983 entstanden – seit 2016 als Compilation 'Early Spells' erhältlich), die Appetit auf mehr weckte: 'Devil's Victim' nannte sich das auf nur fünf Songs reduzierte Kleinod. Erfüllt von Schmerz, Wut und Dunkelheit wurde traditioneller Heavy Metal zelebriert, der so ziemlich alles beinhaltete, wofür der Name DARK WIZARD steht: Rauer melodiöe gestalteter Traditionsmetal begleitet von düsterem Unterton der sich durch kantig harte Gitarren-Riffs, wuchtiges Drumming und markant bissigem Gesang auszeichnete lautete das dahinter stehende Rezept.
'Devil's Victim'-EP (1984):
„Trip to Doom“ lässt gekonnt die frühe MAIDEN-Ära Revue passieren, bedächtig blueslastig stampfend beginnt „Big Typhoon“ ehe eine dem großen Taifun entsprechend tödliche Geschwindigkeitsabfahrt folgt. Parallelen zum skandinavischen Hard n' Heavy Urgestein HEAVY LOAD deuteten sich mehr als nur an.„Poisoned Whiskey“ huldigt wie so häufig deutlich den frühen IRON MAIDEN, dafür geht es „Mr Nice“ bedächtig melancholisch zeitweise psychedelisch an, während „Devil's Victim“ einen hymnenhaft in UFO und IRON MAIDEN-Gefilden schwimmenden Schlußakkord setzt. 8/10.
Der geschmackvollen EP inklusive einprägsamen Coverartworks folgte schließlich das Longplay-Debüt
'Reign Of Evil' (1985):
Dessen Inhalt knüpfte nahtlos dort an, wo 'Devil's Victim' endete. Bildete der geradlinig von krachenden Riffs eingeläutete Rocker „Mortal Agony“ den gelungenen Auftakt, näherte sich das von extrem abrupten Breaks durchsetzte „Choice of Live“ den kultigen Dänen MERCYFUL FATE, paarten sich bei „Judgement Day“ wiederum flotte MAIDEN-Bassgroovelines mit schleppender MERCYFUL FATE-Intensität. Vielseitig theatralisch gibt sich „Master of Time “, auch das schaurig-schleppende von gespenstischer Atmosphäre lebende „Evil Spirits“, worin die kehlige Stimmbandfärbung von Sänger Berto van Veen wirkungsvoll zur Entaltung kommt lieferte Beweis, dass mit DARK WIZARD ein -bis heute kaum bekanntes Kapitel holländischer Stahlschmiedekunst darauf wartete, entdeckt zu werden. Um ein vielfaches eingängiger und heroischer geht „Coming Out To The Sky“ zur Sache. Markante sich öfters mal wieder holende IRON MAIDEN-Strukturen kristallisierten sich deutlich heraus. Nummern wie das spannungsgeladene „Death Struggle Killer“ oder das Titelstück „Reign of Evil“ hätten 1985 bereits problemlos auf einem der ersten vier IRON MAIDEN-Alben der frühen Paul Di Anno/ Bruce Dickinson Ära bei den 'eisernen Jungfrauen' Platz gefunden. Hinzu kamen ebenso Einflüsse von WHISHBONE ASH, SCORPIONS, UFO, was spannungsgeladenes Material wie „Choice of Life“ oder „Master of Time“ zum Genuss macht. Über allen acht Stücken thront die kraftvolle Stimme von Sänger Berto van Veen, dessen zwischendurch schon mal eingeworfenen horrormäßig angehaucht schrillen Schreie den Stücken sogar ein besonderes Etwas angedeihen liessen. 8/10
Bonus: Als ob all das nicht bereits genügte, wurden zusätzlich mit dem brandneuen 2019er Track „MH 17“ und zwei fett abgemischten Liveaufnahmen älterer Tracks („Paradise“ und Zombie“) drei lukrative Extrazugaben draufgepackt, die den positiven Gesamteindruck ebensowenig trüben.
Richtigstellend sei noch auf einen ganz speziellen Aspekt aus den 80er-Anfängen verwiesen. Fälschlicherweise wurden DARK WIZARD durch ihre Assoziation zum Black Metal weckenden Bandnamen verbunden mit ihren finsteren zunächst unmittelbar auf die Schwarzheimer-Schiene deutenden Titeln der beiden Releases 'Reign of Evil'/'Devil's Victim' mit einer Sparte in Verbindung gebracht, der sie weder in den 80ern folgten, noch heute zugehören. Bezogen auf zeitgemäße Maßstäbe sind solche Bezeichnungen ohnehin deplatziert, weil sich die Holländer stets auf traditionellem Heavy Metal-Terrain fortbewegten, und es seit ihrem 2018er Comback (!) 'Close In The Dark' weiterhin tun. In Bezug auf DARK WIZARD beweist das Label GoldenCore-Records erneut ein feines Händchen für zeitlose Heavy Metal Undergroundjuwelen. Aufgewertet durch seltene Fotos, Memorabilia und Liner Notes zur Bandgeschichte gehört dieser Rerelease zu den Schmuckstücken jeder Sammlung treuer Underground-Metalmaniacs, die etwas auf sich halten.
Fazit: Gelungene Gesamtauflage zweier Underground-Genreperlen mit kleinem Extra-Bonus für fleißig nach solchen Sahnehäppchen suchenden Trüffelschweine. 8,5/10