WITCHFYNDE - Lords Of Sin


VÖ: Bereits erschienen
(GoldenCore Records/ZYX Music)

Style: NWOBHM

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WITCHFYNDE

Zwischen 1979 – 84 aktiv gehören WITCHFYNDE zu meinen frühesten NWOBHM-Helden, (die während der gesamten NWOBHM-Phase aktiv waren als diese für den weiteren Verlauf der Metal-Historie geradezu richtungweisende Bewegung ihre Blütezeit erfuhr) – WITCHFYNDE wurden bereits 1973 gegründet, als es viele sogenannte NWOBHM-Bands überhaupt noch nicht gab, und können somit zur Riege der dienstältesten Vorreiter und frühen Bands der NWOBHM gerechnet werden. Grandiose Live-Auftritte im Rahmen des METAL ASSAULT und HEADBANGERS OPEN AIR-Festivals - letzterer einschließlich obskurer Wetterbedingungen weckten auch wieder verstärktes Interesse an Liveauftritten der NWOBHM-Kultkapelle. Dieser Tage  flattert endlich die amtliche Neuauflage der 'Lords Of Sin' -CD-Wiederveröffentlichung (!) auf meinen Rezessionstisch. Die Reise führt mich direkt zurück in die goldenen 80er.

Als ich das 1984 erschienene Original-Vinyl dieser Scheibe in den 80ern erwarb, wurde mir schon beim ersten Blick auf das markante Coverartwork mit dem Gesicht des WITCHFYYNDE-Sängers Luther Beltz (zu der Zeit noch mit langen Haaren) bewusst, - diese Band und LP sind etwas ganz besonderes, wie auch der bärenstarke 'Give Em' Hell'-Erstling. Schließlich führten WITCHFYNDE dem Rezensenten die Faszination für okkulte Rockmusik vor Augen. Weniger schwerblütig wie BLACK SABBATH, dafür von erfrischender Vitalität mit okkulten Lyrics und -Unterton hat dieses feine Gourmetstück seit seiner Erstauflage als Vinyl nichts von seiner Faszination eingebüßt. Den Stellenwert dieser selbst in den 80ern völlig zu Unrecht ihr Schattendasein fristenden Veröffentlichung erkannten damals bedauerlicherweise nur wenige.

WITCHFYNDE genießen ungebrochenen Kultstatus bei NWOBHM-Fans. Allein das filigrane Gitarrenspiel sowohl bei Riffs als auch Leadsoli von Gründungsmitglied Montalo und Luther Beltz' einmalig kehliger zugleich klarer auch vor spitzen Schreien nicht Halt machende durch immensen Wiedererkennungswert gekrönter Gesangsstil, haben kein Gramm ihrer Aura verloren,  ebenfalls nicht zu vergessen der kräftige Schlagzeugpunch von Drummer Gra Scoresby, der zusammen mit Bassist Edd Wolfe das druckvolle Fundament legte, auf dem alle acht Songs fußen, das Instrumental "Red Garters" nicht mitgerechnet.

WITCHFYNDE loteten gekonnt ihr breites Spektrum beschwingter Epik (allein der würdevolle Titeltrack „Lords of Sin“ spricht Bände!), fetten Stampfrockern wie dem mächtigen „Conspiracy“, traditionell gefärbter Hardrockjustierung die unwiderstehlich knarrzig rollender Riffdynamik Platz lässt, („Heartbeat“, „Blue Devils“) und flotten von erdigem Drive beseelt harter Rocker-Hymnen („Stab in the Back“ und das tempoforcierte im good Time Rock n' Roll Stil groovende „Scarlet Lady“) reissen unweigerlich mit! aus. Gerade das intensive für die 80er schon überdiemensional kompakte Energielevel von „Stab in the Back“ haut einen regelrecht um, (!) dazu der opulente Epik-Part im Mittelteil, - Yes! Bei dem Gedanken daran kommen serienweise Erinnerungen hoch als ein junger leidenschaftlich überzeugter Metalhead in Kutte noch grün hinter den Ohren seine kauzige 'Lords Of Sin'-LP aufgelegte, den Lautstärkeregler weit nach oben drehte und gleich vom ersten Riff an gnadenlos rockte, dass die Schwarte kracht! Welch ein heftig brodelndes Elixier, dessen Wirkung sich eigentlich kein echter NWOBHM-Fan der etwas auf sich hält,  dauerhaft entziehen sollte. Durch den hohen Eingängigkeitsfaktor der Kompositionen bleibt das kauzige Material angenehm zugänglich.

Dass WITCHFYNDE mit ihrem vierten Studioalbum 'Lords Of Sin' trotz kraftvoller dem 80er-Zeitgeist Rechnung tragender Produktion der Durchbruch verwehrt blieb, gründet sich auf zwei Hauptfaktoren: Ein unglückliches Händchen bei der Labelwahl und häufige Verwechslung mit der bezüglich ihres Images nicht unbedingt Karriereförderlichen WITCHFINDER GENERAL-Kollegschaft.

Wem heute noch immer die erhebliche Soundschwächen aufweisende Mausoleum-CD-Pressung ein Gräuel ist, wird nachvollziehen können, dass meine Wenigkeit als Vinyl-Liebhaber im Besitz des kauzig verschrobenen übrigens auch bei Mausoleum erschienenen Originals (!) bereits nach einmaligem CD-Probehördurchlauf sich den überflüssigen Kauf schon rein aus Protest verkniff. Gegen den Vinyl-Release zog die vielfach schwächere Silberdeckel-Variante klar den Kürzeren. Für dieses lange bestehende Problem wurde mittlerweile Abhilfe geschaffen.

Neudi's soundtechnisch überarbeitete, dem Vinyl-Original ziemlich nahe rückende Wiederveröffentlichung eines phantastisch-zeitlosen NWOBHM-Underground-Genrejuwels stellt die erste noch bei Mausoleum erschienene alte CD-Auflage klar in den Schatten. Gründe hierfür liefert allein die lukrative Gesamtaufmachung der CD mit vielen zusätzlichen Extras.  Neben fesselnder Musik durch Liner Notes, rare Fotos, Presse Artikel und vier Livetracks aufgestockt, empfiehlt sich dieses Sahnestück bedenkenlos für gestandene NWOBHM-Fans als auch Neueinsteiger in die Materie. Auch alle vier zusätzlich als Bonus beigefügten Live-Tracks haben es in sich.  „Cloak and Dagger“ macht den Anfang, ein durch satten Drive und Luther Beltz' gesteigert charismatischem Gesang kräftig arschtretendes „I'd rather go wild“, „Moon Magic“ und die Hymne „Give em' Hell“ geben Beleg über die durchschlagkräftige Live-Wirkung einer beschlagenen NWOBHM-Combo zweiter Reihe, die  hohes Ansehen bei überzeugten NWOBHM-Gourmets geniesst.  'Lords of Sin' ist ein Geschenk für die treue NWOBHM-Fangemeinde.

Ich gebe ganz offen zu, um dieses Album zu bewerten, muss man wirklich mit Leib und Seele NWOBHM-Fan sein. Gerade Liebhaberschaft druckvoll kompakter Heavy Metalklänge, mit Faible für düster okkult gefärbten zugleich cremige Melodien enthaltenden Tobak sollten das durchweg kompakt bodenständige Metalmucke auf starkem Niveau bietende Schäleisen mögen.

Fazit: 'Lords Of Sin' verströmt selbst nach über vier Dekaden viel unwiderstehlich fesselnden Charme. 9/10

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