OZZY OSBOURNE - Ordinary Man


VÖ: Bereits erschienen
(Sony Music)

Style: Hardrock/Heavy Metal

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OZZY OSBOURNE

Dieser Mann hat schon viel erlebt, den Begriff Heavy Metal wie kein zweiter geprägt für zahlreiche Skandale gesorgt und ist selbst heute für die Tageszeitungen immer eine Schlagzeile wert. Selbst in gesetzterem Alter ist OZZY OSBOURNE legendär und eine sympathisch ehrliche Haut. Mit GUNS N' ROSES Bassist Duff McKagan und RED HOT CHILI PEPPERS-Drummer Chad Smith hat er sich ungewöhnliche Helfer ins Team geholt. Auch wenn das prägende Gitarrenspiel eines begnadeten Saitenhexers mit Ausnahmevirtuosenstatus vom Schlage eines RANDY RHOADS, JAKE E. LEE, ZAKK WYLDE oder GUS G auf diesem Silberdeckel fehlt, ist dieses Album trotzdem irgendwie so typisch OZZY OSBOURNE, wie es das im Grunde eigentlich nur sein kann. Slash und RAGE AGAINST THE MACHINE-Seitenquäler TOM MORELLO spielten möglicherweise alle Gitarrenparts ein. Bedauerlicherweise musste der 'Prince of Darkness' seine anstehende Europatour krankheitsbedingt verschieben. An dieser Stelle Gute Besserung, Mr. OSBOURNE, auf dass bald wieder eine Tour in Europa möglich ist.  Dafür erscheint nach zehn Jahren ein weiteres Studioalbum. Über sich und die Welt philosophierend besitzt das seit Februar erhältliche Studio-Album 'Ordinary Man' alle typischen OZZY OSBOURNE -Trademarks, einschließlich nachdenklicher Lyrik und Ideenreichtum, doch hat es neben vorhandenen Stärken auch Schwächen.

Kommen wir nun wesentlichen, der Musik: 'Ordinary Man' startet gleich mal richtig schön fett mit dem kraftvoll rifforientierten Einsteiger „Straight To Hell“. Auf den tollen Opener folgt „All My Life“ - eine belanglos dröge in poppige Gefilde abdriftende Nummer. Bei „Goodbye“ geht es dann richtig fett zur Sache, klarer Fall: OZZY will es nocheinmal wissen, daran ändert selbst die Tatsache nichts, das Duff McKagan und Chad Smith am Songwriting-Prozess mit beteiligt waren. Der balladeske von niemand anderem als ELTON JOHN am Piano (eine Top-Wahl!) begleitete Titeltrack „Ordinary Man“ könnte sogar als durchaus gelungenes Schwesterstück zu „Mama I'm Coming Home“ durchgehen, da tun sich starke Parallelen auf. Seit Wochen schon geistert das Video zu „Under The Graveyard“ durchs World Wide Web, eine massiv raumgreifende Classic-Hardrock-Nummer mit spannenden Rhythmus-Tempowechseln, wo OZZY seine gesanglichen Qualitäten effektiv auszuspielen versteht. Viel Mut zum Experimentieren zeigt der Heavy Metal-Madman bei „Eat Me“ einmal mehr, wobei sich dieses gewöhnungsbedürftige von abrupter Tempodrosselung lebende Stück irgendwo im Schnittmengenfeld von Stoner und Classic Hardrock trifft, „Today Is The End“ lässt an OZZY's 90er-Phase denken, wobei mehrstimmige Gesangsstrukturen für das besondere Element sorgen. Die nächste Nummer „Scary Little Green Man“ balanciert zwischen Theatralischer Mystik, stampfenden Grooves und schwungvoll flott rockenden Riffattacken im kernigen Drive. „Holy For Tonight“ outet sich als belangloser Melancholic-Popsong, dem in „It's a Raid“ einer mit Hilfe modernem-Sound-Antriebs startenden Powerrakete das krasse Gegenteil folgt, wobei OZZY's Gesang keine schlechte Figur macht. Der Altmeister zeigt hier eindrucksvoll das er selbst 2020 voll auf Höhe der Zeit liegt.  „Take What You Want“ ist eine intensiv raumgreifend sich entfaltende Ballade mit reichlich Chart-Hitpotential, wobei der außergewöhnliche Gesang überraschend von Grammy Award-Gewinner Post Malone (!) für die poppige Gesangsstruktur sorgt, während OZZY einen prächtig kontrast schaffenden Gesangspart beisteuert. Obwohl dieses Experiment sogar funktioniert (!) ist diese Art Modern-Mainstream-Seichtkäse nicht mehr als ein solider, experimentiell gestalteter Albumfüller.

Abwechslung liegt in der Vielfalt. Monotonie sieht anders aus. An Kreativität mangelt es Altmeister OZZY OSBOURNE keineswegs. Wer ihm dieses Manko vorwirft, hat das Album weder komplett am Stück gehört, noch verstanden. Zeitgemäß modern produziert verfügt OZZY auf 'Ordinary Man' über ein nach wie vor gewaltiges Stimmvermögen auf höchstem Topniveau, jenes weinerlich klagende Element, das ihn seit BLACK SABBATH dauerhaft prägte, ist zweifellos immer noch präsent. Gitarrentechnisch geht das Album ok, wenngleich die Gitarrenarbeit in unterschiedlicher Form einmal mehr einmal weniger überzeugt. 

Als Anspieltipps einer zumindest respektablen Scheibe empfehlen sich:  „Straight To Hell“, „Goodbye“, „Scary Little Green Man“ und "It's a Raid".

Fazit: Ein immerhin gutes, kein durchweg überzeugendes Gesamtergebnis, schafft es 'Ordinary Man' in der Schlussbewertung noch knapp über die Ziellinie in den Grünen Bereich.  7/10