LUCIFER - III


VÖ: 20.03.2020
(Century Media)

Style: Classic Hard Rock mit außergewöhnlicher Facettenvielfalt

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LUCIFER

Zum dritten Mal trägt die Zusammenarbeit der deutsch-schwedischen-Freundschaft zwischen Ex-THE OATH-Sängerin Johanna Sadonis und ENTOMBED Gründungsmitglied Gitarrist Nicke Anderson Früchte, - der in den End80ern, genauer 1987 - 1989 als Schlagzeuger zu den Gründern der früheren Undergroundkult-Deathmetalband NIHILIST zählt, woraus die Nachlassverwalter ENTOMBED hervorgingen - und darüber hinaus bei den Schweinerockern THE HELLACOPTERS die Axt schwingt.

Seit der englische bei DEATH PENALTY früher auch CATHEDRAL aktive Engländer Gaz Jennings die Band verließ, sind sämtliche anfangs noch im LUCIFER-Sound prägend enthaltenen Doom-Elemente mittlerweile größtenteils verschwunden. Dem Inhalt dieser sich auf dem Zweitling mehr als nur andeutenden Entwicklung Rechnung tragend, wartet 'III' wieder mit einigen Hits auf, die sich im ersten wie letzten Albumdrittel befinden. Im Mitteldrittel wird es gediegener sprich ruhiger, unabhängig dessen, setzen LUCIFER erneut wichtige Impulse für die Retro-Szene und sammeln mit ihrem gereiftestens Studiowerk ganz viele Punkte ein. Retro lastiger geht’s im Prinzip nicht mehr. Dieser Silberdeckel gibt sich über weite Strecken quicklebendig pulsierend von obskuren Psychedelic-Elementen, klassischem Hard Rock, okkulten Zutaten und von charismatischem der Bandleaderin geführt, die ihr wahnsinnig breit gestecktes Stimmvolumen von anklagend über sanftmütig, verführerisch betörend theatralisch geschickt ausreizt. Classic Hardrock mit außergewöhnlicher Facettenvielfalt. 'III' lässt nur wenig Platz für etwaige Füllmomente, das Material harmoniert fließend, braucht jedoch zunächst seine zwei bis drei Durchläufe, bis es allmählich greift.

„Ghosts“ sorgt durch intensiv unter die Haut gehendes BLUE ÖSTER CULT-Flair in Form kaskadenartiger Beats mit raumgreifend proggiger Düster-Schlagseite für den gelungenen Einstieg. „Midnight Phantom“ verbindet gedämpft Okkulte Passagen verbunden mit knackigem Rockflair von leichtfüssigem Groove, mit ungewohnt Souligem Timbre startet „Leather Demon“, bei Johanna Sadonis' Gesang schälen sich gerade bei tiefen- melancholisch sehnsuchtsvoll gesungener Stimmbandästhetik - ob gewollt oder nicht bleibt mal dahingestellt - Parallelen zu einer abgeschwächten Variante von AVATARIUM-Chanteuse Jennie-Ann Smith heraus, wovon auch das von Hintergrundchorälen und Orgel umrahmte „Flankes By Snakes“ ein Liedchen singen kann. Mit dem voluminösen 70er-Classic Rock-Halbballaden-Schlußfinish „Cemetary Eyes“ das Top-Highlight ganz am Ende ausgepackt wird, während der zwischen Rock und Blues balancierende „Pacific Blues“ durch das warme Produktionsmuster unterstützt zum Abtanzen auffordert. „Coffin Fever“ zeigt als dramaturgischer Theatralikschwermutrocker überraschenderweise auch Doom-Ansätze. „Flanked by the Snakes“ weckt zwischenzeitlich manche Erinnerung zu IGGY POP - diese beiden Stücke fallen gegenüber dem Rest der Scheibe qualitiv schwächer aus. „Stay Astray“ zieht den Niveaufaktor wiederum deutlicher nach oben, glänzt durch griffige Übergänge zwischen temporeduzierender Epik und bissigen Rock n' Roll-Vibes. Der dem Höllenfürsten gewidmte Titeltrack „Lucifer“ dehnt sich gleich einem unwiderstehlich (mit)reissenden Mal-Strom fließender Rock n' Roll-Grooves aus, der heftigen Flächenbrand entfacht! LUCIFER können mit dem etwa auf Augenhöhe zum Vorgänger liegenden Drittwerk  das Qualitätsniveau ihres Zweitlings konstant aufrecht halten.  

Fazit: Schritt und Trittsicher im 70er-Spektrum wandelnder Classic Hardrock okkult gefärbtem Einschlags. Sieben starke denen zwei Schwache Songs gegenüber stehen ergibt die Endnote: Gut! 8/10.