MACBETH - Gedankenwächter
VÖ: 27.03.2020
(Massacre Records)
Style: Heavy Metal
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MACBETH
'Gedankenwächter' lautet der Titel des 5. Studiolongplayers der Thüringer MACBETH, der die auf dem Vorgänger-Studiorelease 'Gotteskrieger' geführte Linie konsequent weiterführt. Texte über aktuelle Themen wie schreckliche Kriegsgräuel der Vergangenheit (in historischer Form aufgearbeitet) Religiöses Eiferertum und fundamentlistischer Fanatismus sowie daraus resultierende Folgen für die Menschheit bestimmen das Gesamtschema. Alles in allem sind sich die ihren Stiefel ohne Rücksicht auf Verluste durchziehenden Thüringer abermals treu geblieben. Es würde jedenfalls kaum verwundern, wenn dies nicht so gewesen wäre.
An beissend zynischer ausnahmslos anklagend nichts beschönigender Sozialkritik mangelt es flotten gern den Thrash-Hammer schwingenden Protesthymnen wie „Friedenstaube“ oder „Neue Welt“ und kraftvoll drückenden Groovefetzern Marke „Krieger“ oder dem ungewohnt mit nordischem Anstrich versehenen „In seinem Namen“ ohnehin nicht. Das sie ihr Ding so grundehrlich bis auf's Blut machen, ist den Thüringern hoch anzurechnen. Dominiert von hervorragender durchweg fesselnder jederzeit massiver Gitarrenarbeit, schaffen es MACBETH dass ihre Songs nachhaltig im Gedächtnis bleiben, was dem hochspannend umgesetzten Themeninhalt auf eindrucksvolle Art dauerhaft gerecht wird. Dafür sorgt auch der aggressiv zornerfüllt mit jeder Note seine Wut regelrecht herausschreiend tiefkehlige Gesang gegen dessen Stimmvolumen sämtliche deutschsprachig singenden Vokalisten wie biedere Chorknaben wirken.
Zu den Highlights einer sich weit abseits des unüberschaubaren Feldes belangloser Genrestandartproduktionen bewegenden Hymnenfabrik gehört das mittels vielseitiger Geschwindigkeitswechsel überzeugende „Wolfskinder“. Auch der auf Sieben Minuten gedehnte „Hexenhammer“ hat es heftig in sich - jenes im Jahr 1486 (Spätmittelalter) verfasste als kriminologische Rechtsprechung Gültigkeit erlangende Buchwerk von Heinrich Kramer einem aus Schlettstatt (Elsass) stammenden Inquisitoren mit dem die Inquisition in ihren fürchterlichen Ausmaßen Legitimation fand. Unterstützt von Schreien gefolterter Hexen und Chorälen wird das Grauen dieser dunklen Zeitepoche der Vergangenheit vor geistigem Auge lebendig, in der zahlreiche unschuldige als vermeintliche 'Hexen' gebrandmarkte 'Weise Frauen' und -Männer unter Berufung einer ganzen Serie fadenscheinig bis zum Himmel stinkender Begründungen zu Tode gefoltert wurden oder auf dem Scheiterhaufen endeten. Bauend auf eine sehr druckvolle Produktion von Patrick W. Engel kommt die immense Brachialität der Thüringer Historic-Metaller wirkungsvoll zum Tragen.
Fazit: Gelungen kompromisslos kritische Auseinandersetzung mit zeitgemässen Themen jüngerer Gegenwart und dunklen Geschichtspfaden weit zurückliegender Vergangenheit. 8,5/10