RIOT - Rock World


VÖ: 27.03.2020
(Metal Blade Records)

Style: Heavy Metal

Homepage:
RIOT

Archivbestände Durchforsten kann mühselig sein, wenn es Kleinodien von unschätzbar musikhistorisch-kulturellem Inhalt birgt, hat sich die Arbeit hinterher umso mehr gelohnt. Ein dickes Lob muss gleich mal vorab dem schon seit den goldenen 80ern reihenweise gute Metal Bands unter seine Fittiche nehmenden Label METAL BLADE RECORDS gezollt werden.

RIOT V-Fans können sich freuen, wenn sie die 15 Tracks umfassende Sammlung 'Rock World'-in der Hand halten. Die alten Kasetttentape-Aufnahmen entstanden in der späten Mark Reale-Ära. Beim Durchforsten der Archivbestände kamen bisher in der Form nie gehörte, den Fans nun offiziell zugänglich gemachte Aufnahmeversionen früherer RIOT-Songs aus der Zeitspanne von ans Tageslicht, die gefühlt intensiv geisterhaft rauen Hardrock/Heavy Metal-Spirit von RIOT zu 80er und Früh bis Mid90er-Zeiten eindrucksvoll wiedergeben. Das aller beste daran, das nie fertiggestellte noch mittels Tapetechnik abgemischte Aufnahmematerial wurde original so belassen, wie es klingt. Da lässt sich locker über kleinere Verspieler, sofern der Authentizitätsfaktor über allem steht, hinwegsehen. Klarsoundfetischisten werden sich heftig darüber echauffieren.  Gespaltene Reaktionen sind hier quasi vorprogrammiert. Zur Musik: 

„Rock World“ ist ein kurzes futuristisches treibend flottes nach einer gleichnamigen Musik-Fernseh-Show der späten 70er benanntes Stück. Das besondere daran: Es handelt sich um ein verlorenes Outtake der Spät- 70er-Ära mit dem bei RIOT als sie noch nicht RIOT V hießen, im Zeitrahmen von 1975 – 81 aktiven Sänger Guy Speranza, (der mit seinem einzigartig charismatischen zugleich räudig bissig aggressiven Hochtonorgan den Sound der frühen drei ersten zusammen mehr als eine Handvoll richtig feiner Genreperlen abwerfenden RIOT-Alben 'Rock City', 'Narita' und 'Fire Down Under' prägte -  unabhängig ob als Vinyl-LP oder CD -Tonträger - die in keiner wohlsortierten Heavy Metal-Sammlung fehlen dürfen!) - wodurch es umso höheren Seltenheitswert besitzt. „Bloodstreets“ in alternativer Version steht seiner glatt geschliffenen späteren Variante auf dem 1988er-Genreklassiker 'Thundersteel' kaum nach – es besitzt soviel faszinierend uriges Feeling, das man sich als Oldschooler alle Finger danach leckt. Selbiges gilt für die ebenfalls alternativ abgemischte Version des langen düster Melancholik-Epic-Riemens „Buried Alive“ (Tell Tale Heart). Als weiteres Schmankerl zeigt sich „Run Away“ in Form einer frühen Erst-Demovorversion-Idee zum noch nicht fertigen 'The Privilege of Power'-Album. Mark Reale besaß in dieser Zeitphase eine Art von wortwörtlicher Unberechenbarkeit, die sich in seiner großartigen Stimme verbunden mit spitzen, sich wie ein wildes Tier gebärdenden Hochtonschreien äußernd auf einen Teil vieler späterer US-(Power) Metal Sänger abfärbte, die sich daran Beispiel nahmen.

Der als Single und Video augekoppelte Track „Maryanne“ gehört zu den Higlights des „Privilege of Power“-Albums, deren ungeschliffenener Roh-Mix vergleichsweise zur Endversion ebenso reizvoll ist. Bei „Killer“, „Medicine Man“, „Magic Maker“ und „Faded Hero“ handelt es sich um Aufnahmen mit dem theatralisch hohen teilweise verkopften Gesang von Tony Moore, dessen Wirken eine weitere nicht unwesentliche Band-Ära prägte. Gesangliche Unterschiede zwischen dem vor Leidenschaft nahezu strotzenden Heavy Metal-Spirit eines Mark Reale und Tony Moore's vielseitigerem Gesangstil stechen bei diesen Aufnahmen besonders hervor. „Magic Maker“ (Take me Home!) verursacht literweise Gänsehaut, selbiges gilt für das inensiv Pathos verteilende „Fades Hero“. Instrumenten technisch war noch nicht alles ausgereift, doch der kraftvolle RIOT-Sound ist an allen Ecken vorhanden, selbiges gilt für krachend harte Gitarrenriffs, fett pumpende Bassgrooves und kraftvolle Schlagzeugarbeit verbunden mit phantastisch Hymnenhaften Songmelodien und ausdrucksstarkem Gesang wie sie für RIOT geradezu typisch sind. Schon in diesem Früh-Stadium wird erkennbar, warum RIOT (heute RIOT V) mit Recht zu den wichtigsten Genrebands der US-Metal-Landschaft gezählt werden.

Drei zusätzliche Outtakes von den Aufnahme-Sessions zum 'Nightbreaker'-Studioalbum, die keine Verwendung für den Endmix der Scheibe mehr fanden füllen das Gesamtpaket noch ein bisschen auf. Gerade bei ersterem fragt man sich später warum der Hymnenhaft im THIN LIZZY-Stil rockende Groover „Silvia“ völlig unberücksichtigt blieb, vielleicht war das eingängige fast einen Hauch von Disco aufweisende Stück der Band selbst  dann doch zu gewagt. Dennoch erschien es überraschend sieben Jahre später im Jahr 2000 als Bonustrack auf einem von der Band ungebilligten Live-Album; „Good Lovin“ zeigt die Band ein weiteres Mal wie auf dem komplett aus dem Rahmen fallenden 'The Privilege of Power'-Output sehr experimentierfreudig von Blechbläsern unterstützt, „Creep“ ist ein wenig bekanntes nach spontan eingefädelter Proberaum-Session klingendes Instrumental. Irgendwie hinterlässt dieses Material nicht den Eindruck, dass es zwingend erforderlich ist, es zu besitzen. Als weiterer Bonus wurden die anno 2005 als Zweiersingle unter dem Titel 'The Tyrant Sessions' mit dem einzigartigen 2012 verstorbenen Marc Reale der hier an der Gitarre fungiert, während kein geringerer als JAG PANZER/TITAN FORCE-Sängerkoryphäe Harry 'The Tyrant'  Conklin beide Perlen -  „Medicine Man“ in extrem Blues-rockiger Variante - und „Magic Maker“ als raukantig ungeschliffene, einer Kampfansage gleichender Straßen-Metal-Version mit seiner Duftnote veredelte!) hinzugefügt, wobei sich jeder selbst die Frage beantworten muss, welche besser ist. Als weiterer Outtake gesellt sich das bis dahin unveröffentlicht gebliebene den Longhouse-Sessions entsprungene Instrumental 1994 (Brethren), dass den Eindruck erweckt, es handele sich um eine relaxte Studioblaupause, die lediglich eine Art müder "naja, ganz nett-mehr nicht"-Stimmung auslöst.   

Fazit: Eine Rarität mit Seltenheitswert, die in erster Linie für Die Hard RIOT-Fans von Interesse sein könnte.  Alle anderen sollten wenn die Neugier obsiegt, reinhören und sich selbst ihr eigenes Bild von diesem Griff alter Aufnahmen aus der Mottenkiste machen, - deshalb:  Keine Bewertung.

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