CLOVEN HOOF - Age Of Steel
VÖ: 24.04.2020
(Pure Steel Records)
Style: NWOBHM/Heavy/Power Metal
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CLOVEN HOOF
Sie gehören zu den unverwüstlichen Konstanten, die NWOBHM-Fans stets auf der Rechnung haben müssen, obwohl sie schon seit geraumer Zeit auch stark in den Power Metalbereich tendieren - CLOVEN HOOF! Ursprünglich 1979 gegründet kann zumindest Gründungsmitglied Lee Payne als einzig verbliebenes Original Bandurgestein auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die Wandlung vom reinblütigen NWOBHM-Act zur in flexibler Weise NWOBHM, klassischen Heavy und Power Metal kombinierenden Band haben CLOVEN HOOF seit 2014 mit Erscheinen von 'Resist Or Serve' erfolgreich vollzogen. Haute mich das drei Jahre später folgende „Who Mourns For The Morning Star“ danach gar mächtig aus den Socken, sehe ich dem nächsten Studiorelease Nummer sieben 'Age Of Steel' freudig entgegen. Das weckt hohe Erwartungen, erst recht, wenn dabei erneut auf das Dominator-Konzept zugegriffen wird...
umso mehr bekommen diese schon recht früh erstmal einen herben Dämpfer, der nicht so leicht zu tolerieren ist: „Alderley Edge“ greift zunächst in die IRON MAIDEN-Kiste, bedient sich gefühlte 43 Sekunden ungeniert frech bei den IRON MAIDEN-Überepen (zunächst '7th Son of a 7th Son', danach Phantom of the Opera' (!) - was trotz feiner Arrangements zunächst faden Beigeschmack hinterlässt. Wäre das wirklich unbedingt nötig gewesen? Von einer Combo des Kalibers CLOVEN HOOF wäre das sicher am wenigsten zu erwarten gewesen, deshalb steht von meiner Warte aus dafür ein klares „Nein!“
Feine Gitarrenharmonien, packende Rhythmus-Tempowechsel gebettet in spannender Melodieführung besitzt 'Age Of Steel' zur Genüge. Dabei bauen CLOVEN HOOF wie sich im weiteren Verlauf herausstellt, häufig verstärkt zentnerfettes IRON MAIDEN-Feeling auf, - (als ob "Alderly Edge" nicht schon genügt hätte), - was nicht allein am stark Bruce Dickinsonmäßigen Gesang von George Call liegt, der diesen Fakt zur Bestätigung noch dick untermauert, sondern am Songaufbau selbst. Beispiel davon geben eingängige Groovesmasher vom Kaliber „Apathy“, „Victim Of The Furies“ „Judas“ oder die satt galoppierende Riffattacken mit leicht speediger Tendenz kombinierende Hymnen-Breitseite „Touch The Rainbow“, - Songs, - die in großartiger Melodieführung, feiner Gitarrenarbeit, präziser Schlagzeugarbeit, ausdruckstarkem Gesang und Spannungsbögen aufblühen. Schön und gut, jedoch wenn die Originalität darunter leidet, sind tendenzielle Höchstnotenbewertungen im 9er/10er-Bereich für dieses Teil komplett übertrieben. Diejenigen, die abstreiten dieses Album würde nach MAIDEN klingen, haben 1. das Album weder richtig gehört, 2. ihnen fehlt direkter Bezug zur Materie sprich der Bandentwicklung von CLOVEN HOOF seit deren Debüt, 3. kennen sie MAIDEN-Klassiker wie '7th Son of a 7th Son' und 'Phantom of the Opera' nicht gut genug und sollten sich 4. darüber im Klaren sein, - dass die eisernen Jungfrauen auf diesem Sektor schlicht u n e r r e i c h b a r sind!
Auch mit „Gods of War“ hat es schon etwas sehr spezielles auf sich, das Stück erweckt zunächst den Eindruck eines satt nach vorn gehenden von epischen Chören umrahmten Patchwork-Konstrukts aus VIRGIN STEELE, IRON MAIDEN und HELLOWEEN - doch beim näheren Hinhören kristallisieren sich phasenweise deutliche Parallelen zum HELLOWEEN-Klassiker „March of Time“ - (Absicht? Zufall? Gewollt oder nicht?) - heraus; hohoho! Das ist prächtig amüsant. Denjenigen die 'Age of Steel' als vermeintliches Meisterwerk über den grünen Klee loben sei entgegen gehalten: Eigenständigkeit geht anders, gerade das macht ein Meisterwerk aus. Obwohl 'Age Of Steel' mittels fließender Songstrukturen und betont epische Ausrichtung innerhalb der klassischen Heavy/Powermetalfangemeinde kräftig punktet,, polarisiert es so extrem, wie kein anderer Longplayrelease in letzter Zeit.
Das CLOVEN HOOF sehr wohl mit eigenen Nummern punkten können, zeigt die flotte Powerspeedgranate „Bathory“ bei der eindrucksvoll demonstriert wird, das trotz hoher Tempofrequenz abrupt den Fuß vom Gaspedal nehmende classic Metal-Gitarrenläufe versetzt mit majestätischen Backgroundchorälen ungemein fesseln können. Hohen Stimmungsfaktor baut das theatralische zur Abwechslung mal völlig ungewohnt aus dem Rahmen fallend sperrige „Bedlam“ auf, „Ascension“ weckt mit heroischen Hintergrundchören richtig fesselndes Flair garniert mit vielfach wechselnder Tempovarianz. Der zwischen kehliger und Klarton-Stimmlage schwankende Titeltrack 'Age Of Steel' experimentiert mit heroischen Elementen und klassicher Midtempo-Heavy Metal-Nuance und klingt über weite Strecken recht ausbalanciert. Ob es zwingend erforderlich sein musste, für dieses Album so viele IRON MAIDEN-Arrangements zu verwenden, um sich als 1:1 Kopie dreist im Schatten des Genrezugpferdes zu bewegen, leuchtet partout nicht ein. *Kopfschüttelt*
Fazit: Griffige Mischung aus NWOBHM, Heavy- und Powermetal, die sich sehr oft des großen Vorbildes bedient, wodurch ein getrüber Dunkel-Grau-Wolkenschleier über diesem bis zu einem gewissen Grad tollen Gesamtwerk liegt, der sich nicht immer ganz verleugnen lässt. 7,5/10