CARTHAGODS - The Monster In Me
VÖ: 17.07.2020
(FDA/Rough Trade)
Style: Progressive Power Metal
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CARTHAGODS
Seit 1997 aktiv sind CARTHAGODS Tunesiens dienstälteste Heavy Metal Band. Angereichert mit vernehmbarem Symphonic-Touch tobt sich das von Sänger Mahdi Khema, der über ein angenehm bärbeissig kehlig shoutendes Organ verfügt, angeführte Quintett auf dem Progressive Power Metal-Acker kräftig aus, doch nicht ohne Spuren zu hinterlassen. Vergleichsweise zu anderen Tunesischen Acts Marke CARTAGENA oder PERSONA ruht das Gewicht deutlich stärker auf Progressive Powermetal. Von oft eingesetzten Westernfolk-Anteilen ihrer Landsleute MYRATH sind CARTHGODS ebenfalls weit entfernt. Symphonische Elemente rücken als schmückendes Beiwerk nie überdimensionär aufdringlich in den Vordergrund, jedoch bekommen sie an passender Stelle den erforderlichen Freiraum den Song packend zu gestalten. Im Titeltrack kommt dabei sogar orientalisches Flair auf. DARK TRANQUILITY Shouter Mikael Stanne liefert sich bei „Whispers From The Wicked“ ein geballtes Stimmduet mit Mahdi Khema, das prächtig harmoniert. Bei „A Last Sigh“ ist Marc Jansen von EPICA zu hören. Progressive, Power- und Traditionsmetal bilden eine in sich geschlossene Welt. Auch bei den Keyboards wird ersichtlich, dass sie weitaus besser klingen als bei 98 % aller Symphonischen Metal Acts. 'The Monster In Me' ist nicht irgendein x-beliebiges Album, es gehört zur Top-Elite auf dem Progressiven Heavy/Power Metal-Sektor! Vielfältige Einflüsse verschmelzen zu einer griffigen Melange. Irgendwo zwischen einem unterschiedlichen Spektrum zwischen FATES WARNING, KAMELOT, PSYCHOTIC WALTZ, EPICA; LORDI; IRON MAIDEN, NIGHTWISH und wie vielen anderen Stilistischen Einflüssen auch immer pendelnd haben CARTHAGODS ein schier unversiegbares Füllhorn aufgemacht, das sich in kraftvoller Härte mit besinnvollen Momenten einschließlich tiefgreifender Epik ergießt. „Memories Of Never Ending Pains“ setzt heftige Emotionsschübe frei und ist als überragender Longtrack im Powerformat von effektvoll raumgreifender Atmosphärendichte nicht mehr zu toppen! Was anderen Progressive-Scheiben an Einfallsreichtum verbunden mit Spritzigkeit fehlt, besitzt diese hier im Überfluss.
Das tolle bei dieser mittlerweilen zweiten Full-Length-CD ist, dass CARTHAGODS die Qualität ihres selbstbetitelten 2015er Debüts 'Carthagods' noch übertreffend beständig unberechenbar bleiben. Vorausschaubar ist hier nichts, was dem Gesamtwerk stets zum Vorteil gereicht. Feine Melodiebögen kreuzen sich mit raumgreifender Epik und elegantem Symphonic Touch kraftvoll eingesetzter Metal Härte, voluminösen Shouts, dramaturgischen Tempo und spannenden Stimmungsbögen. Dieser Silberling hebt sich zur Abwechslung richtig schön aus dem Kreis nervtötend bedeutungsloser in technischem einzig für Musiker interessantem Herumgeseiere gipfelnder Einheitsprodukte von der Massenwaren-Stange ab. Jedes Stück besitzt Geist, Herz, Individualität, Seele. CARTHAGODS benötigen selbst überhaupt keinen Exotenbonus, um in eine extrem hohe Bewertung zu kommen. Dieses Album sprüht, nein, explodiert vor kreativer Ideenvielvalt, bei jedem Hördurchlauf gibt es neue Facetten ungeahnter Details zu entdecken. Inhalt, Songwriting (Lyrics), Technik und Handwerk sprechen eine klar unmissverständliche Sprache. 'The Monster In Me' macht mich regelrecht sprachlos. So wie dieses vor Dynamik, überdimensionaler Vielseitigikeit, berauschender Melodie und griffiger Stimmungsbögen aus allen Nähten platzende Gesamtwerk hat mich schon seit geraumer Zeit kein Progressive Metal-Release mehr überzeugt. - Welch eine Überraschung!
Fazit: Liebhaberschaft anspruchsvoller Heavy Metal-Musik, deren Spektrum zwischen aggressiv brachial theatralisch bis ausgedehnt episch sanft reicht, wird vom bezaubernd fesselnd raffinessenreichen Inhalt des überquellen Ideen vielfältig ergiebigen Füllhorns nicht genug bekommen. - Fabelhaft! 9/10