U.D.O. - We Are One


VÖ: Bereits erschienen
(AFM Records)

Style: Hard n' Heavy Musik mit Orchester

Homepage:
U.D.O.

Orchesterprojekte sind stets eine Lieben oder Hassen-Angelegenheit, U.D.O. & DAS MUSIKKORPS DER BUNDESWEHR sind ebenso wenig eine Ausnahme. Das Ding rockt beschwingt, wobei der Keyboardzusatz auch schon mal deutlich im Vordergrund stehend sich zu den Gitarren die Waage hält. Reine Metalsongs darf man nicht erwarten, das Bundeswehr Orchester wurde prima ins Gesamtgeschehen integriert. Gewohnt exakt arschtightes Schlagzeugspiel von Udo's Filius Sven wirkt sich durchweg belebend auf den Songinhalt der Scheibe aus. Zündstoff bekommt das Album schon deshalb, weil Peter Baltes auf dieser Scheibe direkt nach seinem Ausstieg bei ACCEPT als Songwriter mitwirkt. „We Are One“ hat ein bisschen was von „I'm a Rebel“, Ok, dieses Album zeigt, das Udo Dirkschneider und U.D.O. schon immer taten und tun was sie wollen, ohne in irgendeiner Form auf Udo's Ex-Brötchengeber angewiesen zu sein. Vielseitige Instrumentierung wie Dudelsack, Flöte, Bläser (!) Chorale Gesangspassagen, Piano, Saxophon und Solosängerin sorgen für gehaltvollen Inhalt, wobei sich der Bogen von Balladeskem über rockige Funky Grooves, Hard Rock und Heavy Metal bis zum Geschwindigkeitsbetonten Speed-Tempo spannt.

„Wir alle leben auf diesem Planeten. Egal, wer wir sind, was wir machen und was unsere Beweggründe sind, wir alle haben auch nur diesen einen Planeten. Es gibt keinen Planeten B. Wenn ich die Bilder von dem ganzen Plastikmüll sehe, der in unseren Weltmeeren schwimmt oder wenn ich in den Nachrichten von der nächsten Klimakatastrophe höre, dann frage ich mich, wie verantwortungslos und leichtfertig wir doch manchmal sind. Es geht dabei ja auch nicht nur um uns, sondern auch um alle anderen, die auf diesem Planeten leben, es geht auch um unsere Kinder.“ Punkt!

Ein geballtes Statement, dass den Kern der Lage unserer von Plastikmüll- Überschwemmung betroffenen Meere trifft. Und welcher Song könnte das besser zum Ausdruck bringen als „We are One?“ So ziemlich das gesamte Songmaterial auf dieser Scheibe enthält soziale Botschaften, die im Zusammenhang mit der Musik als Großes und Ganzes harmonieren.

Allein die Beweggründe hinter dem umfassenden Gesamtwerk, (Skeptiker und Musiknazis welche dieses Album aus oberflächlichen Beweggründen weil es ihnen zu cheesig erscheint) abwerten, da sie sich in ihrer „heiligen“ Metallerehre gepackt fühlen werten dieses Gesamtwerk runter, ohne sich dessen im Klaren zu sein: Es liegt an uns diesen Planeten zu erhalten, auf dem spätere Generationen auch noch leben wollen. Allein für den sozialen Aspekt gibt es schon mal einen kräftigen Punkt und selbst wer kein Fan orchestraler Klangzauberei ist, muss zugeben, dass Udo Dirkschneider & Crew hier etwas Besonderes veröffentlicht haben, das den Zeitgeist deutlich treffend bewusst zum Nachdenken und Handeln anregt.

Bezogen auf die öfter zum Vorschein kommenden Fantasy-Anteile ließe sich festhalten: Heroische Braveheart-Heldenromantik trifft zeitweise orientalisch bis abenteuerliches Piraten der Karibik-Flair und Kosaken-Nostalgie...? Unter Leitung von Bundeswehr Oberstleutnant Christoph Scheibling wurde in Zusammenarbeit mit der Band U.D.O. ein bisher einzigartiges, nie dagewesenes Musik-Projekt gehaltvoll ins Korsett eines experimentier freudigen 15-Song Konzeptalbums gekleidet , das den typisch erdig-rauen U.D.O.-Hard Rocksound nuancenreich mit feinfühlig wie druckvollen Orchestral-Arrangements verfeinert. Als echtes Sahnehäubchen outet sich die hochgradig stimmungsvoll Gänsehaut erzeugende von Frauensologesang bekranzte Epik-Ballade "The Last Defender". Daran zeigt sich welch Hohes Niveau handgemachte Metalballaden haben, wenn sie überzeugend natürlich statt kitschverkleistert und schwülstig klingen.

Musikalisch gesehen, bietet dieser 75 Minütige Orchesterauftritt von U.D.O. mit dem BUNDESWEHR-MUSIKKORPS viele Überraschungen. „We are One“ ist ein Aufruf zu internationaler Zusammenarbeit im Umweltschutz um Umweltsündern das „schmutzige Handwerk“ zu legen. „Children Of The World“ gedenkt mit eingebundem Kinderchor den Kindern dieser Welt, vertreten durch die von Greta Thunberg angeführte 'Fridays For Future'-Bewegung, deren Stimme sich unüberhörbar tief berührend unter die Haut gehend für die Zukunft erhebt, während „Pandemic“ sich gegen ein bestimmtes politisches Extrem richtet. „Rebel Town“ widmet sich der Bürgerschaft von Leipzig, die im Einsatz für friedliche Revolution verbunden mit dem durch Ende des politisch 'kalten Krieges' bedingten Mauerfalls inklusive zusammengefügter Einheit von Ost- und Westdeutschland war, womit die räumliche Trennung beider Staaten beendet wurde (!), „Future Is The Reason Why“ beschäftigt sich mit dem globale Auswirkungen für unseren Planet und seine darauf lebende Bevölkerung bringenden Klimawandel, während „Here We Go again“ sich gezielt nachdenklich mit der Flüchtlingssituation auseinandersetzt, jedoch ist soviel Funky-Genudel zugegebernemaßen wirklich nicht mein Ding. Dafür weiß das tonnenschwere Heavy Metal-Groovemonster "Neon Diamond" mit herrlich fließend harmonischem Saxophon-Solo im Mittelteil umso mehr zu überzeugen. Hatten wir nicht oben auch etwas von Speed geschrieben? Der wird von Anfang bis Ende im tempoforcierten 'Fast as a Shark' gebürsteten Speed-Metal-Nackenbrecher-Statement "We Strike Back" geboten!

Das 60köpfige BUNDESWEHR-Orchester hat saubere Arbeit abgeliefert, selbiges gilt für Udo's am Songwriting beteiligte Ex-ACCEPT Mitstreiter-Duo Stefan Kaufmann/Peter Baltes und die Bundeswehrkorpseigenen Komponisten Guido Rennert/Alexander Reuber und das gesamte U.D.O.-Band-Line Up angeführt von Udo Dirkschneider (Vocals) dessen kumpelhaft charismatische Reibeisenröhre majestätisch über allem thront, Andrey Smirnov (Gitarre), Fabian Dee Dammers (Gitarre), Tilen Hudrap (Bass) und Sven Dirkschneider (Schlagzeug).     

Obwohl die Bundeswehr bedingt durch jüngste Ereignisse mit der Bildung politischer Extremunterwanderung in die Negativ-Schlagzeilen geriet, beleuchtet dies nur einen Teil einer  Institution, die weitaus mehr ist und tut, was sich darin zeigt, das Teile der Bundeswehr aktiv am Kampf gegen Waldbrände, Umweltkatastrophen und Schutz für die Umwelt teil nehmen, durch Aufspüren von Meeresverschmutzern, Luftraumüberwachung über Nord- und Ostsee sowie von Küstenregionen. Darüber zu urteilen steht hier keineswegs zur Debatte, zumal eine Pauschale Allgemein (Be)wertung der Bundeswehr schon aus entgegengesetzter Sichtweise unmöglich ist. Daher gilt: Es gibt immer solche und solche... auch bei der Bundeswehr.

Ob man diesen Tonträger aus welchen Gründen auch immer mag oder nicht, liegt allein im Auge des Betrachters. Bei allem Faible für feine Songharmonien und gewagte Arrangements, vor denen es zweifelsohne wimmelt bleibt zu betonen, das vor einem solchen Werk respektvoll der Hut gezogen werden muss, weil es weit über den Tellerrand des Durch schnittlichen Musiknerds hinaus blickend wertvolle soziokulturelle Aspekte geschickt in Botschaften verpackt auf gesellschaftlicher Ebene vermittelt. Das spröde Argument, „Man muss nicht alles mögen“, geht am Thema vorbei. Sicher gibt es innerhalb der Musik Grenzen. „We Are One“ ist universal wegweisend grenzübergreifend genau darin liegt der entscheidende Unterschied.

Allein vom sozialen und kultur verbindenden Standpunkt aus betrachtet, muss ich einmal mehr Udo Dirkschneider, dessen gesamter Band U. D. O. Und auch dem Bundeswehrkorps-Orchester ehrlichen Respekt für das in dieses Gesamtwerk eingeflossene Engagement zollen, das nicht nur allein zum puren Musikkonsum, sondern hoffentlich kräftig zum Denken anregt. Dieses Album sollte bei GREENPEACE ganz oben auf der Liste stehen. Konsumwahn, Achtlose Ressourcenverschwendung und Cyberwahnsinn, bekommen nicht nur einen Korb, sondern direkt den Kampf angesagt: Hier stoßen mindestens 4 Welten aufeinander, der sozialhumane, kulturelle experimentielle und musikalische Aspekt. Ginge es allein um die Musik wäre das Review spätestens damit beendet, in diesem Fall lautet der Apell: Für ein gesünderes Leben auf unserem Planeten –das geht uns a l l e an! Eine Welt die wir täglich mit unserem Handeln formen, verlangt gerade in Corona-Zeiten mehr denn je Verantwortung für unser Tun zu übernehmen.

Aus dem früheren Motto: 'Metal, Matsch und Militärmusik' das 2015 in Wacken seine Live-Umsetzung fand sowie der im Vorjahr stattgefundenen 'Navy Metal Night' in Tuttlingen hat sich eine sinvolle soziokulturell übergreifende Kreativarbeit entwickelt, die reichlich Blüten trägt. 'We Are One' beweist, das auch vermeintlich gewagte Stilbrüche gut funktionieren. Allem voran Leuten die sowohl Filmsoundtracks als auch Heavy Metal mögen ist dieses abendfüllende Hörerlebnis wärmstens zu empfehlen. So fremdartig der Release trotz Udo Dirkschneiders herausragender Stimme auf den ersten Blick erscheint, wird sein Gesamtresultat für gespaltene Gemüter innerhalb der riesigen Fangemeinde sorgen. Gemessen an der musikalischen Klasse dieser Stilrichtungs-Genresprengenden Heavy Metal trifft Orchester-Kollaboration mit  enorm soziokulturellem Hintergrund lautet meine Schlußbetrachtung:

Gelungen hochwertiger Soundtrack zur Erhaltung von Weltfrieden, Gesundheit und Ökosystem. G e g e n Krieg, Rassismus, Cyberwahn, krankhaft übertriebenen Massenkonsum und Umweltverschmutzung, f ü r  Völker verbindenden Transkontinental-Kulturaustausch gebettet in fesselnd emotionsgeladene Hard Rock/Heavy Metal Orchester Fusions-Musik! 8,5/10

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