VELVET VIPER - From Over Yonder/Pilgrimage (Remastered)


VÖ: 21.08.2020
(Massacre Records)

Style: Heavy Metal mit Phantasievoll dramaturgischem Inhalt

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VELVET VIPER

Unter dem Banner VELVET VIPER werden die zwei ersten ZED YAGO-Alben, deren Inhalt unverzichtbares Kulturgut für die Anhängerschaft des klassischen Heavy Metals darstellt, dieser Tage via Massacre Records neu aufgelegt. Hierbei handelt es sich hierbei um den Versuch einen Schlußstrich unter die ZED YAGO-Vergangenheit von Jutta Weinhold zu ziehen. Nach erfolgtem ZED YAGO-Split startete sie ihr zweites Karrierestandbein VELVET VIPER. weshalb diese beiden Klassiker nun unter dem Namen der 'Purpurschlange' neu aufgelegt und mit anderem Coverartwork im Sinne von VELVET VIPER bestückt wurden.

Die unter dem Banner des Orginal ZED YAGO Line Ups entstandenen Tracks bestehend aus Jutta Weinhold (Gesang), Gunnar Heyse (Gitarre), Jimmy Boehlke (Gitarre), Wolfgang „Tatch“ Mirche (Bass) und Claus „Bubi The Schmied“, Drums  haben selbst anno 2020 kein Gramm ihrer gewaltig raumgreifenden Intensität verloren. Bei den Boni kommt ein illustres, kräftig daran beteiligtes Musiker-Grüppchen zusammen, das ebenfalls feine Gastbeiträge dazu lieferte.

In „From Over Yonder“ eine Initialzündung in Sachen epischen „Drama- Metals“ zu sehen ist sicherlich keine Übertreibung. Als mir dieses1988 veröffentlichte Album im gleichen Jahr begegnete, ergriff es mich sofort. Es war direkt spürbar dass hier ein Vinyl von ganz besonderem Inhalt einschließlich wundervoll passendem Coverartwork auf dem Plattenteller rotierte. Allein die Verbindung zwischen Traditionellem Heavy Metal und Richard Wagner's 'Fliegendem Holländer' erzeugt Gänsehaut bis unter die Decke, weil eine solche Fusion sowohl unschlagbar als auch in Verbindung zur phantasievollen Umsetzung einmalig ist. Jutta Weinhold war damals wohl sicher dem ein oder anderen durch ihre zuvor erfolgte gesangliche Zusammenarbeit mit UDO LINDENBERG ein Begriff, während alle anderen Musiker zunächst recht unbekannte Namen tragend, spätestens mit ZED YAGO durch 'From Over Yonder' und 'Pilgrimage' ihren Eintrag in den Annalen der Metalgeschichte fanden. Leider kam es zu Bandnamensrechtlichen Streitigkeiten und zur Trennung. Als 'Pilgrimage' erschien war meine Begeisterung ebenfalls hoch. Der Eindruck, dass dieses Album knapp einen Hauch schwächer als der superbe Vorgänger war, ist dennoch bis heute geblieben, was rein gar nichts am sahnigen Songgehalt ändert.

Die Geschichte hinter beiden Klassikeralben beginnend mit der Reise der Tochter des fliegenden Holländers im Jahr 1988 die sich auf Suche nach der verlorenen Fantasie der Menschen begibt, um das wichtige Empfinden in die Herzen der Welt zurück zu transportieren; war eine Mission, die nach Sturmgepeitschter Pilgerfahrt früher als erwartet wegen Unstimmigkeiten innerhalb der Band endete. Unter neuer Flagge wieder aufgenommen, hält die Pilgerfahrt bis heute unvermittelt an, wofür der gesamten VELVET VIPER-Crew mein Respekt gilt.

Was soll man über zeitloses Drama-Metal-Klassikermaterial wie „The Spell From Over Yonder“, „Zed Yago“, „Queen And Priest“, der Pirtanhymne „United Pirate Kingdom“, „Rebel Ladies“, „Pilgrimage“, „Rose Of Martyrdom“, „The Man Who Stole The Holy Fire“, „Pioneer Of The Storm“, der gigantischen Halbballade „“The Pale Man“ oder dem übermächtigen von Backgroundgesängen übers Meer getriebenen „Black Bone Song“ auch schon sagen, was nicht bereits geschrieben wurde? Jutta Weinhold's mächtiges Organ thront über allen von kräftiger Gitarren-Power, Rebellischer Abenteuer-Piratenepik, teils düsterer Färbung und reichlich Bombast-Elementen lebenden Songs, nicht zu vergessen das wuchtig-präzise Drumming des verstorbenen Schlagzeugers Claus Reinhold, bekannt unter seinem Künstlernamen „Bubi The Schmied“, dem ein interessanter Bonustrack gewidmet wurde. Vielleicht ist der Song irgendwann nocheinmal auf 7'Inch Vinyl-Single erhältlich.

Einiges zu den Bonus-Tracks: Die 'From Over Yonder'-CD-Auflage beinhaltet zwei alte 1989er Liveaufnahmen von 'Rebel Ladies' aus der Theaterfabrik, München, und 'Rockin' For The Nation' im legendären Hammersmith-Odeon (!) und zum Abschluß der für den 2018 verstorbenen Ex-Drummer Claus Bubi 'The Schmied' gewidmeten Gedenksong „The Schmied“, was einen weiteren Kaufanreiz gibt. Dabei handelt es sich nicht einfach nur ein x-beliebiger Bonus-Track ist, sondern ein Stück von ganz besonderem Inhalt, dessen Inhalt zeigt, wieviel die Freundschaft zwischen Jutta und Bubi The Schmied der Ex-ZED YAGO und heutigen VELVET VIPER-Frontfrau bedeutete. Darin stecken Liebe, Leidenschaft und Herzblut. Wunderschön gefühlvoll vom Piano begleitet, fühlt sich der Rezensent unmittelbar an eine Art Singer/Songwriting-Track im klassischen Sinne erinnert. Gestärkt durch ZED YAGO-Segen und Pilgrimage-Abenteuerefahrt auf hoher See eine Art geteilte Erinnerungen Revue passieren lassender Collage deren ergreifend Pathetisch gesungenem Text tief unter die Haut gehend, die Ära des mit Bubi eingespielten ZED YAGO-Materials wirkt, allen Fans einprägsam folgende Botschaft vermittelt: "Wir sind alle Teil der Rock n' Roll-Familie", sowohl die Lebenden wie auch die Verstorbenen, wobei letzteren ehrenvoll zu gedenken ist. Danke Jutta! 

'Pilgrimage' beinhaltet mit „Merlin“; „Heavy Metal Rebels“, „King Arthur“ und „Ring Of Stone“ vier beleggebende Tracks, dass Jutta Weinhold konsequent ihren kurs mit VELVET VIPER weiterfährt, wodurch dieses zeitlose Stück Musikgeschichte sowohl für Komplettisten als auch Fans beider Combos zur interessanten Neuauflage wird. Wer im Besitz der VELVET VIPER-Alben ist, für den ist die Neuauflage überflüssig. CD-Liebhaber bekommen eine Auswahl an lukrativem Bonusmaterial spendiert, Vinyl-Fetischisten haben weniger Grund zum Lächeln, weil es auf den Vinyl-LP's bis auf „The Schmied“ keine Boni gibt. Alles Krull hat einen superben Job beim Soundmastering hingelegt. Die nun unter dem Namen VELVET VIPER erfolgten Wiederveröffentlichungen gereichen den Originalen zur Ehre, was den Hinweis 'uneingeschränkte Kaufempfehlung' vollauf rechtfertigt.

Wer die Originale besitzt, benötigt diese Neuauflagen möglicherweise nicht mehr, es sei denn, er sie hat ein Faible für ausgefallene Live-Aufnahmen, darum handelt es sich nämlich bei den Mitschnitten aus München und im legendären Hammersmith-Odeon (heute trägt die Konzerthalle den Namen Hammersmith Apollo), insbesondere durch das dort aufgenommene MOTÖRHEAD-Livealbum 'No Sleep Til Hammersmith' Odeon. Beide Genreklassiker-Alben sind für die große Fangemeinde spannend klassischer Bombast-Heavy Metalklänge mit reichlich Hang zu Theatralik, Spannung, Drama, Epik, Pathos und leidenschaftlich hingebungsvoller Emotionen in aller Regel gänzlich unverzichtbar.

32 bzw. 33 Jahre nach Erstveröffentlichung spalten sich nur an einem Punkt die Geister, am Coverartworkdesign. Die Original-ZED YAGO-Album-Coverartworks gefallen mir selbst nach über drei Jahrzehnten optisch besser als die VELVET VIPER-Remasters; doch das ist und bleibt Geschmackssache, und liegt allein im Auge des Betrachters.

Hinsichtlich Song-Qualität, Musik, Text-Inhalt und Sound stehen für 'From Over Yonder' ganz hohe 9,5 von 10 Punkten und für das nur unwesentlich knapp schwächere 'Pilgrimage'  starke 9 von 10 Punkten auf der Habenseite.

Fazit: Ergreifendes Drama Metal Kino auf hochgradig erlesenem Niveau, das kein Gramm Qualität eingebüßt hat. - Phantastisch zeitloses Metal-Elixier für die Ewigkeit! 9,5/9 von 10

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