THE OCEAN COLLECTIVE - Phanerozoic II: Mesozoic, Cenozoic


VÖ: 25.09.2020
(Metal Blade/Sony Music)

Style: Intellektueller Progressive Atmosphäric Post Sludge Metal

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THE OCEAN COLLECTIVE

Zum zweiten Mal dreht sich das Erdzeitgeschichtliche Rad, um erneut an Erdzeitgeschichtlichen Epochen Halt zu machen. Wer sonst außer den sich mittlerweile in THE OCEAN COLLECTIVE umbenannten Berliner Progressive Atmosphäric Post Sludge-Metallern THE OCEAN beherrscht in jeder Hinsicht so meisterlich würdevoll die abstrakte Kunst, extrem verschachtelte Strukturen in spannungesgeladene Atmosphärenbögen kleidend in eine völlig eigene Welt abzutauchen. Drei Etappen bestimmen den Inhalt von Phanerozoic II: Das Erdmittelalter im Wissenschaftslatein als Mesozoikum bezeichnet, fasst die Trias-, Jura-, und Kreidezeitliche Epoche zusammen, während das Kanäozoicum die Erdneuzeit bestehend aus Paläogen, Neogen und Quartär behandelt. Entstehung der Kontinente aus dem einstigen Urkontinent Pangäa sowie Entwicklung von Klima, Tieren, Leben und Land lautet ein Teil der tragenden Säulen einer stets aufs Neue faszinierenden Thematik, die geschätzt auf eine Dauer von über 590 Millionen Jahre zurückgeht. Vermehrt wirft der Gedankenkosmos Blick auf eine weit in der Vergangenheit zurückliegende Tier- und Pflanzenwelt z. B. die Dinosaurier, während zeitliche Perioden sowie Entwicklungen darwinistischer Evolutionslehren gehaltvoll revue passieren. Sanftmütig ruhige Parts mutieren zu harrschen Tempoattacken mit heißer verzerrten Thrash-Shouts umgarnt von abrupt heftiger Stilvariation einschließlich unvorhersehbaren Momenten.

So leidenschaftlich derartige Klangkunst einerseits vorgetragen wird, spaltet sie andererseits zahlreich Gemüter. Entfaltete schon Teil I des intensiven Bizarr- Erdgeschichtszeitaltertrips heftig Wirkung, ergeht es mir bei Teil II fast ebenso, was umso überraschender kommt, da einer solch schwer verdauliche Mischung immer das hohe Risiko in sich birgt, schnell in Monotonie auszuarten, was bei 'Phanerozoic II: Mesozoic, Cenozoic definitiv überhaupt nicht der Fall ist. Dafür schaffen THE OCEAN COLLECTIVE deren Namenserweiterung von ehemals THE OCEAN stellvertretend für die durchlaufene Entwicklung einer faszinierenden Combo steht, bei der es zahlreiche Facetten zu entdecken gibt, wie sie andere Bands nicht in Tausend Jahren präsentieren, wobei alles nahtlos ineinander fließt als wäre es evolutiorisch dafür vorgesehen. Hervorrgande mystische Sphärenbögen mit Überraschungsmomenten, wobei auch das Faktum Laut-Leise Dynamik einmal mehr gesonderte Berücksichtigung findet. Zwar geht es einen ganzen Tacken weniger durchschlagskräftig zur Sache, dennoch besitzt das Album dank abrupter Geschwindigkeitswechsel, variabler Spannungsbögen und druckvoll raumgreifender Sphärendynamik erneut unglaublich viel Reiz. Spiritualität im Sinne von Erdzeitaltergeschichte mit zeitgemäßem Flair zu verknüpfen stellt schon als echte Herausforderung betrachtet ein separates Universum für sich dar, worin sich THE OCEAN pudelwohl fühlen. Ein Album wie dieses verdient hohe Anerkennung, es nährt in geradezu belebender Form das Gefühl von Hoffnung auf stilistische Weiterentwicklung mit hochkarätigem Kreativsonginhalt für das Folgewerk.

Fazit: Raumgreifend atmoshärenlastig zeitlos von fesselnd mystischem Tiefgang. 8,7/10

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