GRAVE DIGGER - Liberty Or Death


VÖ: 16.10.2020
(Metalville/Rough Trade)

Style: Heavy/Power Metal

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GRAVE DIGGER

Welcher auf geradlinigen Heavy Metal im klassischen Stil schwörende Metalhead denkt bei dem Begriff 'Heavy Metal made in Germany' neben ACCEPT (klar!) und RUNNING WILD nicht sofort an GRAVE DIGGER? Für diese Rezi steht das zwölfte Studioalbum der Totengräber um Chris Boltendahl als Neuauflage 2020 mit Bonustrack an. Wusste mich dieses Album zumindest zu 80 % zu überzeugen, geht es mir heute dreizehn Jahre nach Anschaffung im Jewelcase (ohne Bonus) überhaupt keinen Deut anders. 'Liberty Or Death' gehört zu der Sorte GRAVE DIGGER-Alben die sowohl auf bewährte Songstrukturen setzen („Liberty Or Death“ als auch gelungenermaßen experimentiell punkten („Silent Revolution“). Genau in der Schnittmenge bewegt sich das gesamte Material. Eines vorweg: Um dieses immens Bombastreiche Album zu mögen, muss derjenige - unabhängig dessen, was Kritiker die mit der Scheibe nicht klarkommen, meinen, wirklich GRAVE DIGGER-Fan sein.

Damals wie heute ist mir völlig unverständlich, warum dieses Album so sträflich unterbewertet ist? Da haben wohl die weniger auf Bombastmetal könnenden durch belanglose Einheits-Metalware von der Stange verwöhnten Stimmen an Mehrheit gewonnen, denen von meiner Warte massiv wiedersprochen werden muss: Dieses Album ist wirklich gut! Inhaltlich wie Musikalisch, Punkt. Auch das damalige Bandline Up für 'Liberty Or Dead' hat in der Besetzung Chris Boltendahl (Gesang), Manni Schmidt (Gitarre), Jens Becker (Bass), Stefan Arnold (Drums) und H.P. Katzenburg (Keyboards) im Gesamtwerk betrachtet, tolle Arbeit geleistet!

Der bombastische Titeltrack vor mystischer Spannung berstende Titel-Song outet sich sofort als Hymne die man als Echtmetaller sofort mögen muss. Mit „Ocean Of Blood“ folgt starker Nachschlag. Fesselnde Melodiebögen, reichlich Bombast und kompakt auf den Punkt gebrachte Heavyness sind auf dieser Scheibe Trumpf. Zu „Highland Tears“ eingeleitet von Dudelsäcken marschieren Schottlands Truppen angeordnet in Reih und Glied unaufhaltsam vorwärts, um sich endgültig vom Joch der Engländer zu befreien. Dieser große Hymnentrack hätte auch sehr gut auf 'Tunes Of War' gepasst. Ich fühle mich jedesmal gedanklich beim Hören in diese historische Phase zurück versetzt. „The Terrible One“ geht als fettes Gitarrenriffgewitter als Track durch, der es auch nicht mehr auf 'Tunes Of War' schaffte, durch. Obwol das Stück dynamisch und frisch klingt, kommt einem seien wir ehrlich, dieses Schema doch verdammt bekannt vor. „Until The Last King Died“ ist eine den Turnus der Albumtitels wiedergebende Halbballade die vielleicht nicht bei jedem sofort zündet, die man jedoch mit jedem weiteren Durchlauf lieb gewinnt und sich im Enddrittel zu einer vor Leadsolifinessen berstenden Nummer entwickelt, ehe ganz am Schluß das Tempo bewusst zurückgeschraubt wird. Richtig Mystisch wird’s bei „March Of The Innocent“ wo gefühlvoll sanfte Parts im Wechsel zu schrittweise Tempogesteigerter Dynamik inklusive Spannung stehen. Als echter Hammersong stellt sich die im Gewand klassischen AC/DC-Hardrock-Riffings daherkommend schleppende zumal enorm aussagekräftige Walze „Silent Revolution“ deren Chorus einmal gehört sich so unverschämt fett wie das endgeile Leadgitarrensolo von Manni Schmidt ins Ohr frisst, dass sie nicht mehr aus dem Kopf heraus will. Hier erhebt sich unüberhörbar über sämtliche Berge Schottlands hinweg schallend massiv anklagend laut die Stimme des gebeutelten Volkes gegen den fauligen Gestank bewusst betriebener Unterdrückung des Volkes durch die blasierte Arroganz der Obrigkeit:
We're raising our hands against execution
We're heading out for silent revolution
We're trying to resist bloody persecution
We're crying out for silent revolution

Silent revolution
Silent revolution
Silent revolution
Silent revolution

Das ebenfalls vor Melodie, Gefühl, Heavyness, robuster Dynamik und Spannung berstende Restmaterial „Shadowland“, „Forecourt To Hell“ sowie das getragene von orientalischem Touch beseelte „Massada“ - einer archäologischen Tempelstätte in Israel wo sich der von den Römern eingesetzte jüdische König Herodes einen Palast errichten ließ, schließt sich dem guten Gesamteindruck komplett an. Der Bonustrack „Ship Of Hope“ passt ins Gesamtkonzept. Wenn es einen Kritikpunkt an der Scheibe gibt, dann vielleicht den, weil das Material nicht durchweg das extrem hohe Hitniveau der Legenden-Mythen-Sagentrilogie 'Tunes Of War'/'Knights Of The Cross'/'Excalibur' erreicht, was aber kein Nachteil sein muss, weil GRAVE DIGGER damit ihren immens hohen Eigenständigkeitsfaktor unberührt beibehalten, was nur wenigen Combos mit soviel Beständigkeit bis heute gelingt. - Davor ziehe ich respektvoll den Hut!

Spannung, tolle Melodiebögen, Bombast und Achterbahnfahrten der Gefühle auslösende Theatralik verpackt in wuchtige Heavyness lauten die Markenzeichen eines vielseitig bombastreich von Heavy- und Power Metal bestimmten Tonträgers, der anno 2007 bzw. in der Neuauflage 2020 deutlich unter Beweis stellt, dass mit den mittlerweile ihr 40. Bandjubiläum feiernden 'Totengräbern' angeführt vom einzig verbliebenen seine Totengräber seit vier Jahrzehnten am Leben erhaltenden Band-Urmitglied Chris Boltendahl künftig auch weiterhin zu rechnen ist.

Fazit: 'Liberty Or Death' gehört zu den sträflichst unterbewerteten Alben einer Band, die wie keine zweite den Begriff 'Teutonenstahl made in Germany' geprägt hat. - Gut! 8/10

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