DYGITALS - God Save The King



VÖ: 18.10.2020
(GoldenCore/ZYX)

Style: Heavy Metal/Hard Rock

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DYGITALS

'God Save The Queen' heißt die erfolgreichste Nummer 1-Single mit dem die Punk-Urväter SEX PISTOLS in England als Gegenbewegung zum Heavy Metal für Furore sorgten, indem sie mit diesem gegen die Obrigkeit rebellierenden Husarenstreich auf die oberste Spitze der Singleverkaufs-Charts stürmten! Studioalbum Nummer fünf der französischen Heavy Metalcombo DYGITALS, bis heute sind DYGITALS aus der französischen Hauptstadt Paris ein waschechter Franzosenmetal-Geheimtipp, wurde allerdings ohne Punkzutaten 'God Save The King' getauft.

Bedurfte es trotz Gründung 1984 ingesamt vier Demos und einer Split-Sampler-Zusammenstellung unter dem Titel 'French Connection' worauf DYGITALS zusammen mit VYTAL, YUGGS und STEEL ANGEL vertreten sicher manchen Liebhabern unter den älteren Heavy Metal-Fansemstern bekannt sein dürften, ehe im Jahr 2003 ein vollständiges ganz simpel mit selbiger Jahreszahl betiteltes Studioalbum erschien. Danach folgten mit 'Imagine' und 'Ave' zwei im softeren Rockbereich andockende Alben, wodurch die Band außerhalb ihrer Heimat den Anschluß verlor, weil die Tendenz in den Mid-80ern eindeutig in Richtung Härte zeigte. Acts wie SORTILEGE und H-BOMB hatten das erkannt. Im Vergleich zu weiteren verstärkt in den Hard Rock-Sektor tendierenden Urgesteinen des französischen Heavy Metals, beispielsweise TRUST oder VULCAIN haben DYGITALS doch ein wenig die Entwicklung verschlafen. In den 90ern in der Grunge-Flut fast untergegangen, kehrten DYGITALS wieder zurück.

Die Antwort, warum eine französische Heavy Metalband wohl ausgerechnet den englischen Union Jack (- Frankreich lag mit England rein historisch gesehen lange Zeit im Krieg!) - als Coverartwork wählte, ist ebenso simpel wie einleuchtend: DYGITALS gehören zur bereits in den 80ern musizierenden Schiene klassischer deutlich NWOBHM-orientierter Heavy Metalbands, denen es genügt, ihre Musik für sich sprechen zu lassen. Das tun DYGITALS auf dem neuen aktuell fünften Albumrelease 'God Save The King' umso mehr. Zwischendurch zu sehr auf Melodic Metal setzend, zeigten DYGITALS bereits auf dem tollen 2015er-Werk 'Dynamite' veröffentlicht beim belgischen Underground-Label Mausolem wieder deutlich mehr gesteigerte Heavyness, - eine Frischzellenkur die der Band wie der Albuminhalt demonstriert, sehr gut bekam. Selbiges gilt für das erneut zwischen klassischem Hardrock und Heavy Metal sich bewegende 'God Save The King'.

Feine Melodieführung, Keyboardfarbtupfer, Chorgesänge und Harmonien geben dem Songmaterial Griffigkeit in Verbindung zu fließender Dynamik. Der leicht kauzige Klargesang von Sänger Hervé Traisnel entpuppt sich als hochgradig eigenständige Mixtur kantiger Variante irgendwo zwischen Paul Mario Day (u. a. Ex-IRON MAIDEN/ MORE, Gene Simmons (KISS), Phil Lynott (THIN LIZZY), John Gallagher (RAVEN), John Deverill (Ex-TYGERS OF PAN TANG) u. a. was dem urigen Gesang recht eigentümlichen Wiedererkennungswert verleiht.

Die stimmgunsvoll belebende Energie der elegant fließend rockenden Band überträgt sich weitab vieler Depro-Releases spürbar auf den Hörer. Entspanntheit, Lust und Leidenschaft geben sich dabei gegenseitig die Klinke in die Hand, - Heavy Metal direkt aus dem Bauch. Was die Sechssaiterfraktion an Maidenmässigen Twingitarrensoli und erdige Traditionsmetalriffs heraus feuert, lässt nur noch staunen. „The Father King“ überrascht durch Funkige Bassrhythmen, „Early Days“ groovt satt im frühen SAXON/MORE/TYGERS OF PAN TANG-Gewand, „Love and Faith“ outet sich von orientalischer Startsequenz eingeleitet als kompakte Rocknummer umgeben von latino Drumrhythmen á lá SANTANA und funky Beats inklusive THIN LIZZY TOUCH, „Stammerer“ weckt Erinnerungen zu TOKYO BLADE- - „Warrior Of The Rising Sun“, hier blitzt der NWOBHM-Faktor abermals kräftig auf. „Darkest Hours“ gibt sich düster in unangenehmen Erinnerungen verweilend. Eine ergreifende auf den US-Hard Rock-Sektor schielende durchweg von Gene Simmons-Stimmband-Charisma dominierte Ballade ist mit „When Father's Gone“ ebenso vertreten. Glockenschläge, Marschtrommel-Rhythmen, Akustikgitarren, Streicher und Piano tauchen den Song in fließend raumgreifende Stimmungen verschiedener Gefühlsebenen. Der flott groovende Schlußtrack „The Final War“ zeigt zum Schluß stellvertretend für das gesamte Album, wie vertraut nostalgische Grundschemata mit schwungvoller Spritzigkeit gekonnt verbunden werden. Daran wird ersichtlich: Echte Profis lieben ihr Metier. Bezüglich der Bonustracks gilt zu sagen: „Leaving“ weist gewisse Parallelen zur BRIAN ADAMS-Erfolgssonghymne 'Run To You' kombiniert mit gesteigert erdiger Rock n' Roll-Beatakkord-Dynamik von KISS-Hymnenfetzern Marke „Deuce“ auf, bei „Love Is a War“ blüht der Spirit melodisch verspieltem 80er US Hardrocks (DOKKEN, WINGER, KEEL!) auf. Feine Sache für Fans erwähnter Acts.

Bereichert durch ein umfangreiches CD Booklet und vier seichtere in gediegeneren Gewässern schwimmende Bonustracks aus dem softeren Rocksektor lässt dieser kleine Zugabenteil erkennen, dass die Band auch in solchen Gefilden keineswegs Chancenlos wäre. Das findige Label GoldenCore Records kann damit ein weiteres Schmankerl auf der Habenseite verbuchen.  Immerhin verkauften sich die Seichtalben 'Imagine bzw. 'Awe' im Heimatland Frankreich sehr gut. DYGITALS bauen mit 'God Save The King' die gesicherte Basis des explosiven 2015er-Werkes 'Dynamite' in  vielseitiger Form aus und könnten ihre Fanschaar spätestens dank dieser tollen Scheibe mit hoher Wahrscheinlichkeit über die Grenzen der Heimat hinaus vermehren.

Fazit: Energiegeladen vielschichtig ehrlich fesselnder Hard Rock/Heavy Metal-Cocktail ohne Starallüren und Hitsingle-Kalkül, der gewaltig mitreißt. - Starker Franzosen-Tobak! 8,7/10