FORSAKEN AGE - Heavy Metal Nightmare


VÖ: 06.11.2020
(Pure Steel Publishing)

Style: Oldschool Heavy Metal

Homepage:
FORSAKEN AGE

Neuseeland gehört zu den Exoten der Heavy Metal-Weltkarte, obwohl Acts wie SHYHAD, DIOKLETIAN, WAIPU, DAWN OF AZAZEL oder STÄLKER (letztere beim tollen Keep It True Opener-Gig!) schon einige Aufmerksamkeit in Europa gewinnen konnten. Nun kommen die im Gegensatz zu Acts der Schiene DAWN OF AZAZEL und WAIPU deutlich im klassischen Heavy Metal-Sektor beheimateten FORSAKEN AGE mit ihrem 'Heavy Metal Nightmare' genannten Debüt um die Ecke. Offeriert werden 11 Tracks bei 42:07 Min Spielzeit, die es in sich haben. Das FORSAKEN immerhin seit 2009 musizieren ist dem Songmaterial jederzeit anzumerken. Auf das noch in Viererbesetzung eingespielte 2012er Debüt 'Back From Extinction' folgt acht Jahre darauf der Zweitling 'Heavy Metal Nightmare'. In Chrissy Scarfe, die mit ihrer burschikosen Ausstrahlung nicht in Bezug auf ihre Optik fast wie ein Kerl wirkt, haben sie eine Sängerin, die ihr Metier bestens kennt, um flexibilität bemüht ist und sowohl hochtonlastig klar wie eine Frau im Regelfall im Prinzip singt als auch garstig wie ihre männliche Kollegschaft zu Shouten oder sich auf Schreie versteht. Ihr Spektrum ist durchaus vielseitig. Erdig raues Rocktimbre fließt ebenfalls mit ein, wie sich u. a. im Titeltrack „Heavy Metal Nightmare“ phasenweise herausstellt.

Faustreck-Groovehämmer wie „Death Terror“, „Fire In Our Hearts“, „Iron Overlord“, oder die Hymnen „Heavy Metal Nightmare“ und „Time Warrior“ triefen vor Klischees und beissender Proll-Attitüde. Genau das ist es, was ungekünstelt echten von Undergroundmetal-Maniacs abgöttisch geliebten Heavy Metal auszeichnet. Auch „Guardians Of The Damned“,wo die Gitarren fette heavy riffs aus dem Halfter feuern, lässt mir wohlige Schauer über den Rücken laufen. „Ride On“, das Cover eines irischen Folk-Songs des zu den besten seiner Sparte gehörenden Sänger und Songwriters JIMMY MCCARTHY beginnt schleppend balladesk, steigert sich anschließend gewaltig in hymnisches Flair, das Stück weißt hinsichtlich Gesang einschließlich Spannungsbogen und galoppierenden Gitarren Parallelen zu SLINGBLADE'S Konzeptalbum 'The Unpredicted Deeds of Molly Black' auf, wo die Nummer ebenso gut aufgehoben wäre. Bei „Raven's Cry“ bekommt Frau Scarfe sogar gesangliche Unterstützung von Tim „Ripper“ Owens, dessen stimmliche Fähigkeiten von seinen derzeitigen Baustellen BEYOND FEAR/CHARRED WALLS OF THE DAMNED sowie seiner Arbeit für unverzichtbare Genregrößen wie JUDAS PRIEST und ICED EARTH hinlänglich zur Genüge bekannt sein dürften, wodurch das Stück einen herben Anstrich erhält, der ihm sehr entgegen kommt, während sie bei von eingängigen Grundriffs dominierten flotten Groovern Marke „Running in the Dark“ trotz Klartonlage künftig eine ganze Spur mehr Aggressivität in ihre Stimme packen könnte, was die heftig auf's Gaspedal tretend ruppigen Tempoattacken noch einen guten Ticken effektiver zur Geltung bringen würde. Selbiges gilt für das gelungenermaßen im BLACK SABBATH/ WITCHFINDER GENERAL/TOKYO BLADE/BATTLE AXE-Kessel verrührte „Hail and Farewell“.

Einschließlich Exotenbonus vergebe ich hier verdient starke 8 von 10 Punkten mit klarer Tendenz nach oben für ein sehr basisorientiertes Zweitwerk, produziert auf verwaschenem, perfekt zur Musik passenden Soundraster, dem bislang an mancher Stelle nur noch etwas spielerische Finesse fehlt. Ein interessant vielseitiges Album, dass sich in der Tat lohnt entdeckt zu werden, um den Metalheads in Europa fesselnden Einblick in ein weitgehend noch erforschbares, hoffentlich so bald wie möglich bisher unentdecktes Neu(see)land näher bringen wird.

Unmissverständlich an Mainstream & Kommerz gerichtete Kampfansagen wie „Posers Run For Cover“... (herrlich!) gehen mir dabei runter wie Öl. Diese Band sagt Trends, Bullshit und Popperscheiß gnadenlos den Kampf an. Bei mir ist sie genau richtig. Das ist jene Form von rotzräudigem Heavy Metal, der sich zum harten Rocken bis die Schwarte kracht eignet. Hell Yeah! Diese mit Attitüde nur so um sich werfende Tonträgerkonserve lässt mich überhaupt nicht mehr los. Das Album weckt mit gelungener NWOBHM, Teutonen-Stahl-Mischung, zu der sich auch mal ein Touch der kanadischen Kult-Muskelrocker von THOR gesellt, unbedingt Bock auf noch mehr! Mal schauen, wie es nach diesem Knaller mit FORSAKEN AGE weitergeht.

Fazit: Auch Exoten haben ihren Reiz, erst recht, wenn sie so vielseitig 80er-like Oldschool dröhnen wie FORSAKEN AGE, die den echten Heavy Metalspirit authentisch sympathisch ehrlich in jeder Faser verkörpern. RoooaaaR! - Durch und durch trendfreier Oldschool Heavy Metal - für überzeugte Kuttenträger! 8/10