VEIL OF SECRETS - Dead Poetry
VÖ: 30.11.2020
(Crime Records)
Style: Gothic-Doom
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VEIL OF SECRETS
Zehn Jahre sang VIBEKE STENE bei den Gothic Metallern TRISTANIA. Mit VEIL OF SECRETS folgt der Aufbruch zu neuen Ufern. Vibeke Stene gibt allem Songmaterial auf dem Erstling 'Dead Poetry' mit ihrem glockenhellen Klargesang ein jederzeit erkennbar unorthodoxes Eigenstilmuster. Zusammen mit dem in zahlreichen Bands zuvor bzw. ehemals aktiven Musiker Asgeier Mickelson (u. a. Ex-BORGNAGAR/Ex-TESTAMENT/Ex-HIGHLAND GLORY), serviert sie der Melancholischen Trauerweidenklangkultur-Fangemeinde warmherzige Düster-Poesie für Geist, Herz und Seele, woran sich Grobmotoriker schneiden dürften.
Vibekes von tiefergelegtem Gitarrenkontrast unterstützt elfenhaft heller Gesang nimmt häufiger den Druck aus den Kompositionen, Harrsche Deathgrowls und gesprochene Passagen von Gitarrist Asgeir Mickelson stehen manchmal in wechselseitigem Kontrast dazu. Das Songmaterial lässt mehr als einmal Parallelen zu ihren Landsleuten THEATRE OF TRAGEDY („Sear The Fallen“; „The Lie Of Her Properity“, „Meson“) erkennen; - jene in den 90ern zu den Genreprägendsten Gothic-Doom-Institutionen gehörende Combo, deren Stil seitdem zahlreich Nachahmer fand. Akustische Gitarre und Violine sorgen zwischendurch für liebliche Farbtupfer, jedoch erfüllt das Album zwei den Sprung nach ganz oben verhindernde Faktoren nicht durchweg, was schon ein wenig schade ist: Dem oft sich ähnelnden Grundschema der Kompositionen mangelt es bedauerlicherweise trotz hochwertiger Lyrik zeitweise an Originalität.
Nicht für Gothic-Doom empfängliche Gemüter werden mit Alben wie diesem Probleme bekommen, weil alle Songs (abgesehen von „Bryd“) im gedehnten fünf bis sieben Minuten-Fokus kreisen. Neben THEATRE OF TRAGEDY finden sich auf von dunklen Melancholicgardinen wie dem zenterschwer walzenden Einstieg „The Last Attempt“, „Sear The Fallen“ oder „Entirety“ kräftige MY DYING BRIDE-Spurenrückstände. Manchmal beschleicht mich ebenso das Gefühl, einem Hauch von TRISTANIA zu begegnen. Am besten gefallen VEIL OF SECRETS, wenn mehr Härte und Abwechslung in die langen Kompostionen einfließt wodurch mittels gezielter Tempovariation sowie dazugehöriger Dynamik der dramaturgische Spannungsfaktor schrittweise, dennoch impulsiv gesteigert wird. Tracks wie "The Lie Of Her Properity" oder „Bryd“ demonstrieren in der Tat eindrucksvoll, wie es funktioniert.
Fazit: Empfehlenswerter Genretobak für Düsterdoomfanschichten zwischen THEATRE OF TRAGEDY, TRISTANIA und MY DYING BRIDE. 7,7/10