ELLEFSON - No Cover
VÖ: Bereits erschienen
(earMusic/Edel)
Style: Classic Rock/Hard Rock/Heavy Metal
Homepage:
ELLEFSON
David ELLEFSON hat es geschafft, sein bereits für den 2. Oktober 2020 geplantes 'No Cover'-Album zu veröffentlichen. In der Zeit davor musste das MEGADETH-Gründungsmitglied viel hoffen und bangen, ebenso wie sein bei ELLEFSON aktiver Vocalist Thom Hazaert, der während des Aufnahmeprozesses zu diesem Doppeldecker an schwerem Herzversagen litt, umso bemerkenswerter meistert Thom bei den weniger von Topmusikern eingesungenen Covern seine Aufgabe phantastisch, wofür ihm ein hohes Maß an ehrlichem Respekt gebührt!
Unterstützt durch ein illustres Konglomerat diverser interantional bekannter Musikergrößen erblickt 'No Cover' das Licht der Welt. Fleißig am Covern beteiligt waren Andy Martongelli, Ron „Bumbelfoot“ Thal (SONS OF APOLLO, YES, Ex-GUNS N' ROSES), Charlie Benante (ANTHRAX), Eddie Ojeda (TWISTED SISTER), Doro Pesch, Jason Mc Master (DANGEROUS TOYS, Ex-WATCHTOWER, EVIL UNITED), Frank Hannon, Troy Lucetta (beide TESLA), Brandon Yeagley (CROBOT), Dirk Verbeuren (MEGADETH). Mark Slaughter, Greg Handevidt (KUBLAI KHAN, Ex-MEGADETH), Chuck Behler (Ex-Megadeth), Gus G., John Aquilino (Icon), Dave McClain (SAGRED REICH, Ex-MACHINE HEAD), Dave Alvin (WHITE TRASH), Todd Kerns (SLASH & THE CONSPIRATORS), Andrew Freeman (Last In Line), Jacob Bunton (Mick Mars), Al Jourgensen (MINISTRY), Russ Parrish (FIGHT), und noch viele mehr.
Einer sinnvollen Idee Ursprung ist der Gedanke. Jeden Track speziell passend auf das dafür zugeschnittene Musikerklientel zu produzieren erweist sich als großer Vorteil. Herausgekommen ist unterm Strich ein 19 Cover-Tracks beinhaltendes CD-Doppel, dessen Inhalt ein zumindest fast (mit Ausnahme der BILLY IDOL/SWEET, DEAD KENNEDYS)-Cover überwiegend im klassischen Rock/Hard Rock und Heavy Metal-Sektor liegendes Spektrum abdeckt. Ein kurzen Blick auf das gleich auf den ersten Blick bekannt vorkommende Albumcoverartwork genügt, dabei schießt es mir sogleich durch den Kopf: DEF LEPPARD, - On Through The Night! Und richtig, es versteht sich als Hommage an das legendäre DEF LEPPARD-Debüt.
CD 1:
Der fulminent rausgehauene JUDAS PRIEST-Proto-Speedfetzer „Freewheel Burning“ macht auf Anhieb deutlich, das Dave ELLEFSON und alle beteiligten Musiker irrsinig viel Liebe, Leidenschaft und Herzblut in die Produktion investiert haben, was allen Tracks deutlich anzuhören ist. Bestes Beispiel gibt der TWISTED SISTER-Feger „Tear It Lose“. Am volinös heavy immer bodenständig-natürlichen dreckig derb mit mächtig Dampf auf dem Kühler schmerzhafte Hörnerstöße verteilenden Speed n' Roll-MOTÖRHEAD-Cover 'Love Me Like A Reptile' hätte selbst das legendäre im Westernstyle posierende Original-Warpig Dreier-Band Line Up Freude. Da bangt der Kopf ohne lange zögern von Anfang bis Ende dauerhaft mit! Selbiges gilt für das mächtig Arsch tretende DEAD KENNEDYS-Cover „Holyday in Cambodia“, obwohl das ungetoppte Anti-Polit-Punk-Original (JELLO BIAFRA'S Organ ist und bleibt einzigartig!) nicht erreicht wird. BILLY IDOL's Disco Hymnenfetzer „Rebell Yell“ bekommt danach kräftig sein Fett weg, kompakter Schlagzeugsound, variable Gitarren und eine zwischen rauen Hardrock-Shouts a la WASP/TWISTED-Sister, dem Edelpunk-König selbst nahe kommendes und leichter unterschwellig vorhandender Hauch dunkler TYPE O' NEGATIVE-Spurenrückstände variierender Gesangsperformance lassen den zigfach gecoverten BILLY IDOL-Kultsong nicht nur in neuem Glanz erstrahlen, sondern zeigen den Stellenwert des Massenkompatiblen Tanzflächenfegers!
Auch der weiterhin vertretene Classic Rock/Hard Rock-Songanteil auf 'No Cover' weiß zu begeistern. Der DEF LEPPARD-Groover „Waysted“ mit sattem Drive auf der Wumme rausgefeuert hält sogar dem Vergleich zum Orginal stand, selbiges gilt für das knackig fett drückende AC/DC- Rockmonster „Riff Raff“, der von einem Grundriff dominierte fast schon ein wenig in S.A.H.B.-Atmosphäre getränkte BACHMANN-TURNER-OVERDRIVE-Rocker „Not Fragile“ fällt qualitativ ebensowenig ab, ehe das vielsprachige CHEAP TRICK-Cover „Auf Wiedersehen“ zum passenden Ausklang für eine würdige Rock n' Roll-Verabschiedung sorgt. In diesem Sinne: Good Bye, Arreviderci... Hasta La Vista... Au Revoir... Na Shledanou... - Doswidanja!
Bei anderen Samplern wäre ein riskantes Cover wie „Nailed To The Gun“ des ROB- HALFORD-Bandprojektes FIGHT kein Bringer, umso überraschender startet die flotte Rakete derart gepfeffert aus den Boxen durch - hey, so spritzig kennt man dieses Stück selbst vom Original nicht! Ausfälle? Njente, Keine! Dafür sprechen die von reichlich Gitarrenpower, wunderbar fett produziertem Drumsound unterstützten Gesangsleistungen von Musikern, die mit Herz und Seele Heavy Metal mögen, Bände, die das Gesamtprodukt neben krachenden Gitarren plus wuchtigem Drumsound gelungenerweise abgrunden. Das will bei Coveralben schon etwas heißen. Wer sich über die fette Produktion beschwert ist entweder kein Heavy Metalfan oder hat das Album überhaupt nicht vollständig gehört. Auf dem Ding passt zu 85 % alles: Songauswahl, Qualität, Musikalischer Gehalt und Attitüde. Nach erfolgtem Durchlauf eines durchweg packenden 1. Teils erhöht sich der Spannungsfaktor gewaltig. Nun heißt es abwarten und sehen, ob der 2. Teil soviel eigentlich nicht mehr zu toppendem Hochkaräter-Level standhält.
CD 2:
Bis auf OZZY gehört so ziemlich alles auf dem 2.CD-Teil dem klassischen Hard Rock, beginnend mit dem herbe ins Gebälk krachenden WASP-Klassiker „L.o.v.e. Machine“, gefolgt vom NAZARETH-Evergreen „Love Hurts“, der KROKUS-Adaption „Eat The Rich“, dem der QUEEN Hochgeschwindigkeitsrocker „Sheer Heart Attack“ folgt, ehe „Over The Mountain“ Rückblick auf die glorreiche 80er-Ära von Heavy Metal-Ikone OZZY OSBOURNE gibt, danach wird’s Proto-Hard rockig: „Sweet F. A.“ begrüßt die Fans der Glamrock-Urväter THE SWEET in verschachtelt proggiger Version mit schwindelerregenden Leadsoli-Kaskaden, ehe der KISS- Jahrhundert-Balladen-Ohrwurm „Beth“ danch augenblicklich für gemäßigt ruhige Raumtonklangkunst sorgt, im Gegensatz dazu teilt der FASTWAY-Airplayhit „Say What You Will“ mit kraftvoller Kelle rotzräudig rebellische Rundschläge aus, bis die Pforte sich mit einem weiteren CHEAP TRICK-Cover schließt - diesmal wurde „Downed“ in hochmelodischen Classic Hardrock-Variante gewählt. 'No Cover' -Teil 2 hält dem starken 1. Teil über weite Strecken gut (nicht durchweg) Stand. Nach 77:01 Minuten erfrischender Classic Rock/Hard Rock/Heavy Metal-Vollbedienung schwer geflasht, stelle ich anschließend mit großer Freude fest:
Selbst die maximal 15 %-Anteil betragenden Albumfüller fallen qualitativ nicht so sehr ab, wie man auf den ersten Blick beim Durchlesen der Titel vermuten mag, was die Gesamtnote noch ein wenig höher schraubt wie es im Normalfall standesgemäß üblich ist. Lediglich vier Abstriche, davon einer trotz Verminderung immer noch in guter Qualität ("Holyday In Cambodia!") weil der raue Gesang das Orginal zwar nicht erreicht, doch den Mangel immer noch ansprechend kompensiert - bleiben. Als verzichtbar erwiesen sich das etwas sperrige SWEET-Cover „Sweet F.A.“, auch „Sheer Heart Attack“ reisst in tempogedrosselter Variante nur wenig mit, (ohne Ausnahmesänger Freddy Mercury bleibt der QUEEN-Proto Speed n' Roll-Gassenhauer unerreicht!), das keineswegs wirklich schlechte Cover des DEAD KENNEDYS Punk-Klopfers „Holyday in Cambodia“ hat nur einen Haken - es funktioniert einzig mit Original-Stimme des unvergleichbaren JELLO BIAFRA vollständig, und die ELLEFSON-Interpretation des zweiten CHEAP TRICK-Covestückes „Drowned“ am Schluß ist bezogen auf den Sampler-Spielfluss verzichtbar. Ein RAINBOW, BLUE ÖYSTER CULT-, VAN HALEN-, WHITESNAKE-Cover wäre vielleicht die bessere Wahl gewesen.
"Es war wirklich verrückt und chaotisch, dieses Album so schnell fertig zu machen. Und das mit so vielen Gästen und der ganzen Band, die alle auf der ganzen Welt verteilt sind - während einer Pandemie! Und dann haben wir mittendrin fast unseren Sänger verloren. Aber am Ende wurde das Album besser, als wir alle dachten und hat mehr Spaß gemacht als alle anderen davor. Trotz der vielen Hindernisse, die dieses Jahr einem in den Weg legt, können wir 2020 bisher viele positive Dinge abgewinnen. Das fühlt sich gut an."
So lautet der Kommentar von David Ellefson über die Arbeit an einem so schwierig zu realisierenden Projekt an dem auch Thom Hazaert als Co-Produzent maßgeblichen Anteil trägt. Dieses Album fühlt sich gut an, - so gut, dass es all die Mühen verbunden mit harter Arbeit und weiten Wegen der in aller Welt verstreut lebenden Musiker gelohnt hat. In eine Top-Produktion gepackt, sorgt allein die erfrischend wuchtige Vorwärtsdynamik für intensives Raumton-Klangerlebnisflair, - ein amtlich geballter Weckruf durchschlagender Wirkung der sein Ziel erreicht.
Allein die Entstehung des vollgepackten CD-Doppels zeigt, dass es im Heavy Metal-Genre noch Werte wie Freundschaft und Vetrauen und festen Zusammenhalt in der Heavy Metal-Community gibt, die gemeinsam etwas bewirkend eine kräftige Stimme hat, deren Botschaft nicht ungehört verhallt, die sich bei zeitgemäß wichtige Ziele zu engagieren weiß. Dafür ein dickes DANKE! Ein solches Unterfangen wäre allein aus aktuellem Anlass umso wichtiger. Vielleicht ist es bei passender Gelegenheit möglich, im Rahmen einer von Musikern gemeinsam initiierten Corona-Hilfsaktion zur Unterstützung für Kliniken und Heilmaßnahmen oder um wichtigen Impuls für die Unterstützung finanziell gefährdeter Live-Clubs und Locations zu setzen. Hoffentlich gibt es vielleicht irgendwann erneut ein ähnliches Benefizprojekt mit Signalwirkung wie das 1985 von Jimmy Bain, Vinnie Appice und Ronnie James DIO gegründete Hard Rock und Heavy Metal-Projekt HEAR N' AID, dessen Einnahmen aus der unter gemeinsamer Kooperation produzierten 1986er-Single Stars' der Hunger- und Entwicklungshilfe zufließen sollten.
Congratulations! Endlich ein Heavy Metalsampler, der vor Qualität statt Quantität sprüht. Letzteres Attribut gilt als Haupt-Negativkriterium unzähliger Cover-Sampler-Zusammenstellungen. An das enorm hohe Qualitätslevel dieses intensiv mitreissenden Doppel-Giganten müssen andere Coversongcompilations erst einmal heranreichen. Wer die Nase gestrichen voll hat von Cover-Sampler, die oft inhaltlich halten, was ihre Optik verspricht sollten dem Doppel eine Chance geben, sich bei Bedarf selbst von der gebotenen Qualität zu überzeugen. - Ganz Groß!
Fazit: Qualitativ über weite Strecken empfehlenswertes CD-Doppel das Liebhaberschaft von Classic-Rock/Hard Rock & Heavy Metalcovern anspricht. Lässt sich ein Sampler dieser Art hochwertiger umsetzen? Im Regelfall wohl kaum, doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Welch ein erfrischend granatenstarkes Doppel! - Feine Sache. - Well Done, Mister Ellefson! 8,7/10
Tracklist-Übersicht:
CD 1:
1. Freewheel Burning (JUDAS PRIEST)
2. Tear It Loose (TWISTED SISTER)
3. Love Me Like A Reptile (MOTÖRHEAD)
4. Holiday In Cambodia (DEAD KENNEDYS)
5. Rebel Yell (BILLY IDOL)
6. Wasted (DEF LEPPARD)
7. Riff Raff (AC/DC)
8. Nailed To The Gun (FIGHT)
9. Not Fragile (BACHMANN-TURNER-OVERDRIVE)
10. Auf Wiedersehen (CHEAP TRICK)
CD 2:
1. LOVE Machine (WASP)
2. Love Hurts (NAZARETH)
3. Eat The Rich (KROKUS)
4. Sheer Heart Attack (QUEEN)
5. Over The Mountain (OZZY OSBOURNE)
6. Sweet FA (SWEET)
7. Beth (KISS)
8. Say What You Will (FASTWAY)
9. Downed (CHEAP TRICK)