BLITZKRIEG - A Time Of Changes


VÖ: 26.02.2021
(High Roller Records/Soulfood)

Style: NWOBHM

Homepage:
BLITZKRIEG

Eine Band, die schon Geschichte war, erobert sich tapfer den Olymp zurück!

'A Time Of Changes' ging in die Geschichte ein als verspätetes Debüt-Album, welches den NWOBHM-Höhenpunkt um drei Jahre verpasste, also statt 1982 erst 1985 erschien und sich dennoch zum unverzichtbaren NWOBHM-Underground-Klassiker entwickelte. Die Hymnendichte der Scheibe ist damals wie heute phänomenal, doch wie es nun halt leider so ist, läuft nicht immer alles im Leben glatt. Unzufriedenheit mit der musikalischen Ausrichtung von Gitarrist Jim Sieroto und Drummer Steve Abbey führte dazu, dass beide die Band nach einem letzten Auftritt am 17. Dezember 1981 in Tonypandy (Wales) noch vor Veröffentlichung der Scheibe verließen. Sänger Brian Ross stand plötzlich von allen verlassen allein auf weiter Flur, hatte keine andere Wahl als sich nach einem neuen Brötchengeber umschauen. Der Traum vom NWOBHM-Olymp war geplatzt, die Band Geschichte.

Damit wäre das Kapitel beendet gewesen... doch Brian Ross gab nicht auf, hielt kämpfend bis zum Schluß an seiner Idee fest und schaffte es mit neuer Besetzung und seinem die alten Tracks zum Abschluss bringenden BLITZKRIEG-Urgitarristen zwei Jahre später das lange fällige Kapitel erfolgreich zu beenden. Gründungsmitglied Gitarrist Jim Sirotto fasste sich ein Herz, kehrte zwecks Unterstützung zurück, das Band-Line Up vervollständigten Mick Procter als zweiter Gitarrist, Bassist Mick Moore und SATAN-Schlagzeugkoryphäe Sean Taylor. Wenn das Sprichwort 'man hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht' auf jemand zutrifft, dann auf Brian Ross. Die zu Neat Records gehörenden Impulse Studios in Wallsend entpuppten sich als optimal geeigneter Ort für die Neuaufnahmen mit Gründungsmitglied Jim Sirotto. Alle in der letzten Demzemberwoche 1984 mit Jim Sirotto neu aufgenommenen Stücke haben einen voluminöseren Sound und klingen deshalb keinen Deut schlechter als die Original-Studio-Versionen nur eben etwas druckvoller sprich voluminöser. Brian Ross' brillianten Hochtonschreie in Verbindung zur kraftvollen Stimme sind Alleinstellungsmerkmal für sich und kommen effektiv langgezogen zur Geltung. Ein druckvolles Gitarren, Bass und Schlagzeugsoundgerüst erzeugt den passenden Rahmen um das Meisterwerk anno 2021 stilgerecht einzukleiden. 

Dem eisernen Durchhaltevermögen des BLITZKRIEG Sängers, der die Klasse des Materials erahnte, hat ist zu verdanken, dass dieser Hymnenbreaker drei Jahre später der treu ergebenen Fangemeinde zugänglich gemacht wurde. Das intensiv elektrisierende Kribbeln einer bevorstehenden Heuschrecken-Invasion hat nichts von ihrem aufrüttelnden Charme verloren. Allein das Weltuntergangs-Intro „Ragnarök“ lässt eiskalte Schauerschübe den Rücken herunter laufen. Überfallartig rausgefeuerte NWOBHM-Glanztaten vom Kaliber „Inferno“, „Blitzkrieg“ „Buried Alive“, „Armageddon“ oder der Midtemposmasher „Take a Look around“ verströmen mächtig intensive Rotzräudigkeit verbunden durch massive Grooves und intensiv bedrohlicher Atmosphäre. Auch der vergleichsweise langsamere, umso rotzräudigere Hard Rocker „Pull The Trigger“ ist ein Ohrwurm erster Güte, der sich selbst 35 Jahre nach Ersterscheinen mühelos im Ohr festsetzt. Bei „Hell To Pay“ (hintergründig unterlegt von Live-Samples eines Queen Konzerts) handelte es sich hier in Wirklichkeit um einen Studiosong (!) schälen sich Parallelen zu den skandinavischen Urvätern HEAVY LOAD heraus, deren Einfluss auf die NWOBHM nicht gering war. METALLICA haben die gleichnamige Band-Überhymne „Blitzkrieg“ adäquat gecovert, doch absolut nichts geht über das unerreichbare 1985er Original! Selbst aus dem Rahmen fallendes wie der von purem Wikingergeist beseelte Epic-Hammer 'Vikings' verfügt über Hochkaräterniveau, der häufig midtempolastige Titeltrack fügt sich nahtlos ins Gesamtbild. Wer schon immer wissen wollte, woher sich Teutonenstahlacts vom Kaliber GRAVE DIGGER ihre brachiale Riffdynamik in den 80ern abschauten (man achte besonders auf die heftig nachhallende Rhythmus-Gitarre!) erhält Antwort im rasant flotten Powerspeedgeschoss „Saviors“. Die Bonus-Vinyl-Single „Blitzkrieg“/Buried alive“ veranschaulichen eindrucksvoll wieviel unwiderstehlich mitreissende Power BLITZKRIEG bereits zu ihrer Früh-80er Phase besaßen einschließlich Brian Ross' überragend einzigartig charismatischen Gesangsstils mit hohem Individualwert einschließlich extremer High Pitched Screams - beinhaltet vervollständigen eine hervorragende Wiederauflage von ausnahmslos empfehlenswertem Inhalt.

Wenngleich gestandene Fan-Semester das Original-Vinyl schon besitzen, spricht auch für jüngere Metalgenerationen vieles für eine mögliche Neuanschaffung, erhältlich im streng limitierten auf 1000 Stück verschiedenfarbiger Ausführungen gepresstes Vinyl über High Roller Records/ Soulfood. Die ultimative Edition des genreprägenden NWOBHM-Klassiker-Meilensteins kommt einschließlich Bonus-Single „Buried Alive“/“Blitzkrieg“. Die Vinylpressung wird vom dahinter stehenden Label in edler Luxus- Ausführung mit zahlreich unveröffentlichten Fotos und exklusiven Liner Notes von Bandgründer-Gitarrist Jim Sirotto angeboten, der es in eigenen Worten deutlich zusammenfassend auf den Punkt bringt: „Man muss Brian Ross hoch anrechnen, dass er für 'A Time Of Changes' zum überwiegenden Teil das Songmaterial der ursprünglichen Band verwendet hat, anstatt einfach neue BLITZKRIEG-Nummern zu veröffentlichen.“ Wahre Worte, in der Tat. Brian Ross ist ein Vollblutmusiker der genau weiß, was er will, ohne halbe Sachen zu machen. Patrick W. Engel hat ebenfalls einen Bombenjob in Sachen Mastering und Neuüberarbeitung der Original-Tracks hingelegt.

Fazit: Unverzichtbarer Genre-Meilenstein, der fast zu spät gerade noch rechtzeitig erschien. Zeitloses Hymneninferno für beinhart überzeugte NWOBHM-Maniacs mit heftig elektrisierender Wirkung. - Tonnenschwerer NWOBHM-Kult für die Ewigkeit! 9/10

Titelübersicht:
1. Ragnarök (Intro)
2. Inferno
3. Blitzkrieg
4. Pull The Trigger
5. Armageddon
6. Take A Look Around
7. Hell To Pay
8. Vikings
9. A Time Of Changes
10. Saviour
11. Buried Alive (Bonus)
12. Blitzkrieg (Bonus)
13. Inferno (Bonus)