PILEDRIVER - Letters Of Steel


VÖ: Bereits erschienen
(Golden Core/ZYX Music)

Style: 70er Hard Rock

Homepage:
GoldenCore Records

Tief in den Wurzeln der Vergangenheit hat das Golden Core-Label gegraben, um Anhängerschaft zeitlos nostalgischer Rockmusik eine wahre Fundgrube heute kaum noch bekannter nahezu vergessener Edeljuwelen und Perlen anzubieten, die alle innerhalb des ersten Halbjahres 2021 wieder veröffentlicht werden 'Letters Of Steel' von PILEDRIVER macht als erste von insgesamt sechs 1980/81er 'German Classic'-Releases den Anfang. Neudi und sein GoldenCore-Label haben sich dem Vermächtnis des deutschen GAMA-Labels angenommen. Mit PILEDRIVER ist weder das gleichnamige kanadische Speed/Thrash-Projekt selbigen Namens, noch die STATUS QUO-Coverband geschweige denn eine den selben Namen tragende Combo aus dem Ruhrpottzentrum Essen gemeint, sondern eine auf wesentlich gediegeneren Rock-Sektor aktive Band aus Rommelshausen (Nähe Stuttgart).

Ein laut Info vorhandener Progfaktor erschließt sich beim besten Willen nicht, eher vielleicht Kauz, aber Prog Rock? Neee...! Was PILEDRIVER bereits auf 'Letters Of Steel' ihrer ersten 34 Minuten umfassenden LP (leider blieb es dabei!) aus dem Jahr 1980 abzogen, ehe zahlreiche Generationen überhaupt geboren waren, geschweige auf den Trichter kamen, solche Musik zu spielen, war nichts weiter als klassischer Hard Rock auf hochmelodischer Basis der sich irgendwo im Spannungsfeld von STATUS QUO, THE SWEET, ZZ-TOP, hippiesk-folkigen URIAH HEEP-Momenten, GOLDEN EARRING, RORY GALLAGHER oder 38 SPECIAL (!) und wenn wir mal ein Auge zudrücken, ganz frühen FAITFUL BREATH-Anfangstagen (!) bewegt. Gemessen am öfters vorhandenen Krautfaktor müssen auch Namen wie GROBSCHNITT, KRAAN, BIRTH CONTROL und SPHINX genannt werden. Einzig von der NWOBHM-Bewegung lag diese Truppe meilenweit entfernt, dafür klingt das Resultat überwiegend 70er-like. Ein solches Album wäre gemessen an heutigen Maßstäben Soundtechnisch in derartiger Form kaum zu produzieren...

Das einzige Stück, das dem NWOBHM-Vergleich wenigstens ansatzweise standhält wäre „Helldriver“, wobei sich Querverweise zu Insel-Acts wie TYGERS OF PAN TANG offenbaren. Zu bedenken gilt hierbei allerdings vor allem eines: TYGERS OF PAN TANG-standen zu ihrer Anfangsphase als sie 'Wild Cat' und 'Spell Bound' veröffentlichten mit beiden Füßen fest im Rhythm and Beat sowie Bluesboogie getränkten Hardrock-Teich, während das wuchtige Haudrauf-Drumming sehr an AC/DC-Nummern vom Kaliber 'Walk all Over You' erinnert. Daran ändert auch die Tatsache, dass der Tempofaktor sich zur Mitte gewaltig erhöht, nicht das geringste. Der zweite schnelle Song "Hard Labour" lässt unverkennbar deutlich an hart rockigen Songs von  Blueslegende RORY GALLAGHER in gesteigertem Spielrausch denken, der weinerliche der irischen Blues-Musiker-Legende zur Ehre gereichende Gesang trägt sein übriges dazu bei.

Es gelang PILEDRIVER aus dem Stuttgarter Raum, sich einen guten Namen zu machen und einen Plattenvertrag beim frischgebackenen GAMA-Label Sri Lanka zu ergattern! 'Letters Of Steel' wurde im hauseigenen Spygel Studio produziert, mittels tatkräftiger Hilfe von SPHINX-Sänger Thomas Metzger aufgenommen, bei dem es sich übrigens um keinen geringeren als Tommy Newton handelt, dessen Bekanntheitsgrad sich mit VICTORY und später als Produzent diverser teils namhafter Heavy Metal-Bands (u. a. STEELER und noch um ein vielfaches erfolgreicher mit HELLOWEEN und KREATOR!) enorm steigerte. Der Name Spygel-Studios war nach der deutschen in den ganz frühen 70ern aktiven Folk-Hard-Rockband EULENSPYGEL aus Reichenbach (in Baden-Württemberg) benannt, in deren Reihen auch die beiden GAMA-Label-Inhaber standen -  (ihr lest richtig: Die wurden tatsächlich mit 'Y' geschrieben!)

Aus den Songs ergibt sich folgendes Bild: „Piledriver“ und „Wizard“ glänzen durch fetten Blues-Boogie-Groove, bei „Hellrider“ sticht als schnellster Song hervor, welch kaum in Worte zu fassende Pionierarbeit PILEDRIVER zu dem leisteten. Mit „Hobo“ (bezogen auf einen Landstreicher) bewiesen PILEDRIVER dass ihr Songrepertoire neben klassischen Rhythm and Beat-Groovern ebenso außergewöhliches dem Geist der End60er-Hippie-Ära Leben einhauchendes Singer-Songwriter Material beinhaltete, „Ufo Man“; „I'm Gonna Leave You“ und „New England“ beackern den rockigen Midtempo-Sektor. Die Qualität aller Kompositionen spricht eindeutig für sich. 'Letters Of Steel' ist musikalischer Genuss, der nichts von seinem kernigen Aroma verloren hat, obwohl es Zeitgenossen gibt, denen solche Musik reichlich altbacken oder schlicht ausgelutscht klingen mag, doch das tut nichts zur Sache. Im heutigen Sinne lägen an mancher Stelle vielleicht entfernte Vergleiche zu WINTERHAWK nahe, ich denke nur allzu gern an den tollen KEEP IT TRUE-Auftritt zurück.

Liebevoll von Patrick W. Engel und von Neudi frisch aufbereitet, ist dieses edle Stück Nostalgie Fans zeitloser Musik wärmstens zu empfehlen. Ein 12-Seiten Booklet mit raren Bandfotos und Interview mit Sänger Martin Metzger wurde der Neuauflage hinzugefügt, womit gerade das auf solch zeitlose Nostalgie-Relikte schwörende Klientel hier ein Schmuckstück in Händen hält, das Geister der Vergangenheit zum Leben erweckt und Entdeckerfreude an toller Musik im Herzen entflammen lässt.

Fazit: Empfehlenswerter Nostalgie-Rückblick auf eine Classic Rock/Hard Rock-Pionierkapelle, die ebenso wegweisend ist, wie ihre Zeit, in der dieses Original entstand! 8/10

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