REQUIEM - Steven


VÖ: 19.02.2021
(GoldenCore/ZYX)

Style: Progressive Hard Rock/Classic Rock

Homepage:
GoldenCore Records

GoldenCore Release Nummer zwei ebenfalls auf Sri Lanca erschienen von sechs lässt mich zum zweiten Mal 41 Jahre in der Zeit zurück in das Pionierjahr 1980 reisen. Hier wird’s in der Tat richtig progressiv, und zwar nicht zu knapp. Im Vergleich mit den krautbehafteten PILEDRIVER waren REQUIEM (erneut aus dem Raum Stuttgart!) unverkennbar progessiv. Zunächst betreffs Klarstellung, weil es oft Missverständnisse betreffs Auflistung der Vinyl-LP bei DISCOGS gab: REQUIEM heißt die Band, 'Steven' deren im Jahr 1980 erschienes Album.

„Dieses Produkt wird gleich mehrere Zielgruppen begeistern. Krautrock-Liebhaber, Prog-Fanatiker und letztlich auch geschichtsinteressierte Metaller werden an Steven ihre helle Freude haben. Wir sind stolz, diese (und noch weitere) vergessene Perlen im Jahr 2021 einer neuen Generation Musikliebhaber zu präsentieren. Perle? Eher ein ungeschliffener Diamant!“
Aussagekräftiges Zitat. Klare Worte von einem, der es wissen muss.

Dieser Prog-Brilliant bewegt sich irgendwo zwischen 70er-Hardrock, abstrichweiser Proto-NWOBHM-Schattierung, (etwa in Richtung SHIVA/QUARTZ und geringfügigen TRESPASS-Anleihen) und Classic Rock. Der GoldenCore/ZYX-Vinyl-Wiederveröffentlichung liegt ein umfangreiches Booklet mit Liner Notes von REBEL-Mainman und Gitarrist Tommy Clauss bei.

Tommy Clauss der zunächst als Gitarrist mit seiner ersten Band REBEL, danach mit URIAH HEEP-Sänger und LUCIFER'S FRIEND-Gründungsmitglied John Lawton zusammen arbeitete, dessen Name manchen auch von ZAR ein sicherer Begriff sein dürfte, steuerte die Liner-Notes im Infobooklet bei. Schlagzeuger Robert Baumann verlagerte seine Aktivitäten später als Produzent von GAMA-Records in sein Zuckerfabrick Studio (Stuttgart). Nachdem das Spygel-Studio schloss wo u. a. Thrashkapellen wie EXUMER, DARKNESS und die NWOBHM-Institution TOKYO BLADE ihre Alben aufnahmen), wurden zahlreiche Alben für GAMA von Baumann in dessen Zuckerfabrick-Studio abgemischt. Soweit die Fakten, und nun aber endlich zur Musik:

Frühe BLUE ÖYSTER CULT, YES, COLLOSSEUM, JETHRO TULL folkige URIAH HEEP und BARCLAY JAMES HARVEST machen sich bemerkbar, am bemerkenswertesten an 'Steven' ist eine unverkennbar miteingebrachte Eigenstilnote. Song Nummer sechs lässt raumgreifendes Faible für bombastische URIAH HEEP in kombination zu zeitloser YES/BARCLAY JAMES HARVEST-Facettierung durchblicken.

Nach packend atmosphärischer Einleitung „On This Earth – Introduction“ rockt On This Earth heftig gitarrenorientiert progressiv drauf los, auch „Crystal Ball“ zeigt sich von progressiv rockiger Seite, garantiert ebenso mittels feinfühliger Leadsoli und raumgreifender Epik- Momente zum Träumen. Spätestens der emotional behaftete von raumgreifender Sphäre umgebene Folkhardrock-Titeltrack „Steven“ weckt deutlich Erinnerungen an URIAH HEEP um sich mit keyboardlastigem YES-Odeur zu umgeben, „Bottom Line“ rockt wesentlich kürzer und in allen Belangen direkt in Richtung Proto-NWOBHM, das sich eingangs bei „Listen Boy“ andeutet und in leichte ein wenig an „Since You've Been Gone“ erinnernde RAINBOW-Strukturen sowie auch manche QUARTZ-Facetten umschlägt. Einen schönen Schlusspunkt setzt die vom Piano begleitete Ballade zum Träumen, „It's Hard To Imagine“, die sich zum Ende hin sogar in einen beschwingten Rocker verwandelt. Musikalisch rotiert hier ein echtes Edeljuwel im Playerschacht, dessen Inhalt alles beinhaltet, was faszinierend zeitlose Rockmusik ausmacht.

Das Überspielen der zunächst ungespielten Vinyl-LP besorgte Patrick W.Engel, für das Sound-Remastering war Andreas „Neudi“ Neuderth (u. a. MANILLA ROAD, TRANCE) zuständig, der sich dem Original in gewohnt sympathischer Weise respektvoll annäherte. Des Weiteren legte Vadim Kulin im ZYX-Studio Hand beim Mastering-Prozess für dieses Vinyl an, wodurch es zusätzlich den richtigen Feinschliff in Sachen Sound bekam. Neudi hat mit dieser Veröffentlichung wieder treffsicheres Feingespür für Edel-Sahnetrüffel mit hohem Seltenheitswert bewiesen. Bewertungstechnisch ziehe ich die Höchstnote, zehn von zehn Punkten für ein erlesenes Meisterwerk.

Fazit: Vielseitig abenteuerlicher Progressive Hard Rock/Classic Rock mit dezentem (Proto) NWOBHM-Faible von zeitlos nostalgischer Eleganz. - Phantastisches Genrejuwel! 10/10