THE DOGS - Post Mortem Portraits Of Loneliness


VÖ: 26.03.2021
(Drabant Music/Membran)

Style: Post Rock/Psychedelic Dark Wave/Noise Punk/Hard Rock

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THE DOGS

Was entsteht aus einer kunterbunt gemischten Dosis Punk, Dark Wave Psychedelic-Noise, Post- und Schweine Rock? Ein Album wie 'Post Mortem Portraints of Loneliness', - immerhin bereits das neunte der Norweger-Combo, die auf den schlichten Namen THE DOGS hört. Als die norwegischen ÄRZTE lässt sich die Band zwar nicht bezeichnen, ein wenig vom kultigen Berliner Trio ist durchaus in ihrer Musik verwurzelt, ein Direktvergleich wäre zu oberflächlich. Gehen wir das Ding also besser mal Songtechnisch an: Sänger Kristopher Schau das Sprachrohr der Band ist eine Schau für sich. Er singt in bester Darkwavetonlage, keift, brüllt, schreit und blökt, was das Zeug hält, gibt stimmlich alles und schafft es jedem Song entscheidenden Kick zu verleihen. Selbst vereinzelt poppige lässig mit dem Finger wippen lassende Groovepassagen passen traumhaft harmonisch ins Gesamtbild, auch die häufig versteckten, zweckdienlich fühlbaren Psychedelicanteile erfüllen mühelos ihren Zweck. Angestaubt klingt hier nichts, dafür geht es mit richtig fetzigem Drive zur Sache.

„Who's Not Being Great“ startet als melancholischer Kickass-Rocker auf zeitgemäß produziertem Level, „Do You Wanna Die“ streckt unserer postmodern getrimmten Wohlstandsgesellschaft mit kraftvoller Attitüde rockend selbstbewusst den Mittelfinger entgegen, „Someone“ entpuppt sich als gediegene Punk-Schmuseballade mit Schmutzwurst-Appeal einschließlich Mundharmonica wodurch das Stück von hintergründig verträumtem Bluesfaible gezeichnet ist, danach lässt „Ferced Hands“ heftig die Groove-Kuh fliegen. „Meat Vulgarity“ zügig mit hohen Klarton-Backgroundvocals rockend outet sich als TURBONEGRO-getränkter Punkrocker, während „I Should Be Better“ mit seinem lässigen Groove Rock-Drive, gemütlich schrulliger Dark Wave-Passage und unverkennbar dazugehöriger Orgel 70er unmittelbar direkt in den 70er-Experimantial-Rock-Ozean angereichert mit fetter Prise spritzigen Garage-Rock abtaucht, während "Unfound in Darkness" wie der Opener mächtig Dampf auf dem Kühler hat, „Hope This Is a Coma“ bedient sich ebenfalls der Orgel, um in lässigem Drive abzurocken. Diese Combo steckt so voller Energie, dass es ihr gelingt,  aggressive Rockfacetten geschickt miteinander zu einem unvergleichbar Ding zu mischen, es derart sympathisch ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen gewitzt kreativ mit Proll-Schirm, ausdrucksstarkem Provokativ-Charme und Melone rüber zu bringen, dass es einfach dauerhaft fesselt.

Und nein, es ist weder einem Essstörungssyndrom geschuldet, noch Sache des Rezensenten den Rosa Dildo (bääääh!) auf dem Album zu finden, dafür jedoch den roten Faden, der sich durchs Gesamtwerk zieht, womit es berechtigterweise nach anfangs zu vermutender Gelbphase aufgrund seines hohen Originalitäts- und Vielseitigkeitsfaktors direkt in den Grünbereich einzieht und fast alle Grundfarben im Review vertreten sind, okay - eine Blaupause gönnen sich die Norweger mit dem gediegenen „Every Will Be Worse In The Morning“ auch, ohne dass es trotz versteckt dahinter lauernden Provokation in die Hose geht. Diese Combo ist schon eine heftig durchgeknallt-schräge Eigenmarke für sich.

Wer sich mit einer abgedrehteren modern produzierten Schweine Rock, Psychedelic Post-Noise-Rock Variante zwischen TURBONEGRO, BACKYARD BABIES und HELLACOPTERS anfreunden kann, dürfte an Band und Zehntracker Gefallen finden, alle anderen sind gut beraten, vor vorher zur Sicherheit reinhören, - dieses Ding hat es gehörig in sich!

Fazit: Herrlich provokativ schrille Prollo-Post Punk Psychedelic Noise Dark Wave Schweine Rock-Mischung für Zwischen-vielen-Stühlen-Sitzer. Hochexplosives Rock-Elixier ungewöhnlicher Sorte mit reichlich Pfeffer, Energie und Pfiff! 8,5/10