JESS AND THE ANCIENT ONES - Vertigo
VÖ: 21.05.2021
(Svart Records)
Style: Classic Psychedelic Rock
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JESS AND THE ANCIENT ONES
Nach Auflösung von THE DEVIL'S BLOOD trennte sich die Spreu vom Weizen. Die Finnentruppe JESS AND THE ANCIENT ONES gehört zu den Überlebenden der Psychedelic Okkult-Bewegung. Nach über einer Dekade haben sich JESS AND THE ANCIENT ONES durch ihren einzigartigen von keiner anderen Band kopierbaren Stil von immensem Wiedererkennungswert etabliert, weil sie nicht auf der Stelle traten, sondern sich kontinuierlich weiter entwickelten. Über allen Kompositionen thront Jess' vielseitig emotionaler Gesang, dessen Spektrum sich im Bereich sanfter Facette bis theatralischem Schreien bewegt, welcher den bunten Songstrukturen Gestalt gibt. Irgendwie erinnert ihr Organ vermehrt an eine ganz bestimmte Sängerin sie klingt stellenweise nach einer okkulteren Variante von Chrissie Hynde, Sängerin/Gitarristin der 1978 gegründeten Pop-Rockband THE PRETENDERS an deren Stimmcharisma ihr Timbre manchesmal erinnert, wobei sich darin jedoch nur eine von so vielen Facetten der flexiblen Sängerin spiegelt.
Studiolangdreher Nummer vier beinhaltet wieder ein siedens heißes Gebräu tanzbarer Rhythmen, verführerisch bitter-süßem Okkult-Unterton, hymnischer Facetten, fesselnder Rhythmen, poprockiger Elemente und griffiger Melodien. Dazu gehören Hammondorgel und Leadgitarrensoli, hier und da ein klassischer Hardrock/Metal-Part und viel psychedelisches Flair, das auch mal in proggige Stilwechsel umschlägt. Irgendwo zwischen BLUE ÖYSTER CULT, DEEP PURPLE, JEFFERSON AIRPLANE, poprockigen THE PRETENDERS und noch so vielen Einflüssen mehr schöpfen JATAO aus einem geradezu enormen Musikfundus, dessen effektiv ineinandergreifende Vielfalt auf einem jeden JESS AND THE ANCIENT ONES-Album fasziniert.
„Burning Of The Velvet Fires“ beginnt richtig schön mystisch, um in wechselseitig tempogedrosselt mystischer Atmosphäre getaucht in knackig flotte Rhythmen mündend von geheimnisvoller Hintergrund-Gesangsperformance begleitet, der sich ein Sprechpart anschließt, ihren unwiderstehlichen JATAO-Spirit zu entfalten, mittendrin liefern sich Gitarre und Orgel ein rasantes Duell das es mächtig in sich hat! „World Paranormal“ geht es im konträren Gegensatz des düsteren Openers entspannt freundlich chillig tanzbar melancholisch an. „Love Zombie“ überrascht durch zwischenzeitliche Latino-Salsa-Rhythmen die plötzlich in unterschwelliges Horrorflair umschlagen. Nach soviel tanzbaren Rhythmen reisst der explosive Kaskadengroover „Summer Trippin' Man“ das Gemüt in flottem Takt aus allen Träumen, „Born To Kill“ wirkt wie eine Zeitreise in die Tiefen des rockigen 70er-Psychedelic-Kosmos, von Orgel und DEEP PURPLE-Gedächtnisriff angetrieben, das knapp über elfeinhalbminuten in Okkultes Horrorflair getränkte Schluß-Epos „Stange Earth Illusion“ gibt sich anfangs bedächtig im weiteren Verlauf enorme Spannung aufbauend hart rockend Tempo-dynamisch, ehe es einschießlich Sprechpassage ruhiger wird. Jess' stimmliche Qualitäten gefolgt von einem gesprochenen Minioutro sorgen am Schluß für geheimnisvollen Ausklang.
Erneut gelingt es JESS AND THE ANCIENT ONES mit ihrer einzigartig hohen kompositorischen Ideenvielfalt künstlerische Akzente zu setzen, dabei stets nachvollziehbar eingängig knackigen Classic Rock, beschwingten Hippybeat, ruhige Momente, poprockige Sequenzen, mystisches Okkultflair und ein Mindesmaß an Härte fließend zu kombinieren. Das einzige, was dem vierten JATAO-Studioalbum noch die Krone aufsetzen würde, ist eine schmerzlich vermisste Überhymne, um in den ganz hohen Wertungsbereich zu kommen, ansonsten bleibt bei JATAO alles wie gehabt im gewohnt sicheren hohen grünen Bereich. - Die Purpurnen Feuer brennen lichterloh!
Fazit: Gelungen fesselnde Spiralreise feinsten finnischen Classic Psychedelic Rocks. - Chapeau! 8,5/10