DEVIN TOWNSEND PROJECT - Ki

AAARRGH! 300 Spuren übereinander gelegter Krach! Chaos! Nein, alles Vergangenheit, ganz ruhig. DEVIN ist zwar zurück (welch ein Glück!), aber anders und erwachsener als jemals zuvor. Der ultra kreative und umtriebige Kanadier hatte 2006 das Handtuch geworfen, STRAPPING YOUNG LAD aufgelöst und mit Veröffentlichung seines Solo Albums "Zilltoid, The Omniscient" eigentlich auch verlauten lassen, erst einmal gar nichts mehr zu fabrizieren, was, mal abgesehen von Produzententätigkeiten, mit dem Musik Business zu tun hatte. Krank, unzufrieden, depressiv und zu viele Drogen... Dieser Zustand konnte nicht ewig vorherrschen und so begann TOWNSEND den harten Kampf  aufzunehmen, sich von beinahe all seinen Süchten zu befreien, die sein Leben bis dato kontrolliert haben und nun, zwei Jahre später, auch musikalisch den Neuanfang zu wagen. Textlich mal wieder sehr persönlich, verarbeitet DEVIN auf Ki, wie auch schon auf seinem letzten Soloausflug, den Kampf gegen seine Süchte. Wer jetzt aber gedacht hat, das es sich bei Ki um eine weitere Krachorgie mit den farbigsten und größten Gitarrenwände der Metalwelt handelt, liegt so weit daneben wie der Nord- vom Südpol entfernt ist. Der Zorn kommt zwar stellenweise immer noch durch, bleibt aber unterschwellig und kontrolliert und wird immer wieder vom Meister im letzten Moment, vor dem endgültigen Vulkanausbruch der Gefühle, zurückgepfiffen. DEVIN übt sich im entspannt sein und darin, "niemandem etwas beweisen zu müssen", wie er sagt. Recht so! Herausgekommen ist ein faszinierendes Werk der dynamischen Auf- und ab Bewegungen, meist sehr unaufdringlich, alles andere als anstrengend wie es bei seinen anderen Projekten und SYL der Fall war. Hier regiert die Sanftheit und der unterschwellig brodelnde Zorn, bei dem geflüsterte Worte lauter als jegliches Gebrüll und Gekeife sein können. Des weiteren überrascht DEVIN nicht nur mit zerbrechlich wirkenden Klargesang, sondern auch mit einem für seine Verhältnisse absolut minimalistischen Sound, man fühlt sich an Meeresrauschen an einem einsamen Strand erinnert, genau wie im ersten Song "Coast". Chill-out vom feinsten! Seine Band besteht neben Townsend Intimus DAVE YOUNG, auch aus zwei Musikern, die noch nie in einer Heavy Band gezockt haben und folglich perfekt für den angestrebten Sound waren: Drumer DURIS MAXWELL ist nicht nur schon 62 Jahre alt, sondern hat auch schon mit HEART, JEFFERSON AIRPLANE und sogar mit HENDRIX gejamt. Basser JEAN SAVAIE kommt aus einer um die Welt tingelnden BEATLES Coverband. Neben Ki, sollen noch im selben Jahr drei weitere Alben erscheinen, die alle im Zusammenhang miteinander stehen und die unterschiedlichsten Facetten des Charaktermenschens TOWNSEND zeigen. Also dürften auch die Fans von SYL wieder auf ihre Kosten kommen. Jetzt steht die Ruhe und Entspannung als erstes auf dem Plan. Wer sich drauf einlässt, wird mit Ki eine spirituell entspannende Reise antreten. Geil!