V/A- BLACK WAVES OF ADRENOCHROME - THE SISTERS OF MERCY TRIBUTE
VÖ: 25.06.2021
(Metalville)
Style: Gothic Dark Wave/Metal
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METALVILLE
Werte Brüder und Schwestern der Nacht, - aufgewacht! Seit neuestem haben auch die unumstrittenen Darkwave-Könige THE SISTERS OF MERCY ihren Tribute-Sampler – und das ohne Wenn und Aber verdienterweise zu Recht, - schließlich gelten diese wichtigen Szene-Pioniere als Wegbereiter für ein ganzes Genre! Auch meine Wenigkeit durfte seit den 80ern Bekanntschaft mit musikalischen Ergüssen der von ihren Fans liebevoll in Kurzform nur allzugern 'Sisters' genannten für verschiedene Musikgenres unentbehrlich Brücken bauenden Band schließen, wobei allem voran Gothic, Dark Wave und Metal als Hauptstömungen genannt werden müssen, worauf der gewaltige auf andere Musikstile übergreifende Einfluss der Engländer gewaltig abfärbte. Was lag demzufolge näher als die besten SISTERS OF MERCY- Klassikerhits zur Vorlage für einen vielseitigen Gothic-Darkwave/Metal-Tribut-Sampler zu verwenden? Zu hören gibt es ingesamt 15 den Zeitrahmen von 1995 – 2021 abdeckende Cover, die mehr oder weniger unterschiedlich varrieren, was bei solch einer Stilvielfalt nicht ausbleibt, diesen Sampler sogar noch um interessante Facetten bereichert. Der Albumtitel 'Black Waves Of Adrenochome' passt wie die Faust auf's Auge. Nun, was hat der 15-Trackling musikalisch so alles zu bieten?
Den Anfang machen FROWN mit „Heartland“, in kraftvoller Gothic-Rock-Version. „More“ dürfte vielen bereits vom „ATROCITY's“-Coveralbum bekannt sein. IN EXTREMO packen „This Corrosion“ gekonnt ins Mittelalter-Rock- Gewand, um es durch Gothic-Darkwave-Grooves plus geschickt eingewobenen Mittelalter-Chören zu verbinden. Danach servieren die einstigen Doom-Deather PARADISE LOST „Walk Away“ auf die SISTERS OF MERCY- Musik regelrecht zugeschnitten ist, in schwerer Gothic-Doom-Variante, CRADLE OF FILTH schreddern gar im räudigen Atmosphären-Gothic-Flair und Dani Filth's bissig Deathlastiger Stimme kombinierten Extrem Metal-Raster kaskadenweise hammergeile Grooves am Stück bei „No Time To Cry“ durch die Boxen. „Temple Of Love“ fliegt im Duo bei der Alternative-Groove-Death Metallerschaft DEADLOCK veredelt durch glockenklares Frauenstimmcharisma mit entgegen gesetzt dazu den Kontrast bildend garstigen Männergrowls und treibenden Easy-Going-Beats im Eiltempo an einem vorüber, Ungarns Dark Romantic Gothic Metal-Institution NEVERGREEN gibt eine äußerst gelungene, tief unter die Haut gehend gothicmäßigere dafür viel weniger Keyboardlastige Vorstellung vom unverzichtbaren Genre-Meilenstein „More“; Piano und Operettenhafter Frauengesang harmonieren traumhaft miteinander. „This Corrossion“ diesmal von der schwedischen Alternative-Rock-Band MARYSLIM Feat JYRK 169 in gemeinsamer Kooperation mit Jyrk, dem Sänger der finnischen Gothic Dark-Rock-Helden THE 69 EYES verarbeitet ist so ein auf Anhieb zündendender Juze und Disco-Ohrwurm, der einmal gehört, sofort im Ohr hängen bleibt, wo alles drin ist, was den typischen SISTERS OF MERCY-80er-Sound auszeichnet: Knackige beats, tanzbare auf Anhieb ins Ohr dringende Grooves, leichtfüssig beschwingtes Gothic-Dark Wave Flair, kraftvolle Hintergrund-Chöre und einprägsamer Theatralic-Gesang ureigener Stilnote von extrem hohen Wiedererkennungswert.
„Alice“ von den seit 2003 aufgelösten Holländischen Gothic-Doomern geht als klassischer Gothic-Doom-Rocker durch. Dass sich ausgerechnet KREATOR „Lucreatia My Reflection“ vornahmen mag zunächst verwundern, doch letztendlich passt dieser in Endzeit-Sci-Fi-Sphäre getaucht düstere Track zu den Essener Thrashern, die sich überraschend von tempogedrosselter Seite zeigen, dafür den Heavyness-Faktor mit der unmissverständlichen Botschaft vom Original verbinden, wodurch das Stück immensen Tiefgang bekommt – Hammermässig umgesetzt, - so wird’s gemacht! Richtig außergewöhnlich fast schon im Pirtatenstyle stampfend, umso gehaltvoller präsentiert sich „Floorshow“ von den Neofolk-Death-Metallern CADAVEROUS CONDITION & KARA CEPHE in kooperativer Zusammenarbeit vorgetragen. Death-Metal-Workaholic DAN SWANÖ darf sich nur zwei Songs später an „Lucreatia My Reflection“ ausprobieren. Gegenüber der zeitweise mit künstlichem Keyboardgegniedel aufgepeppten SWANÖ-Adaption haben 'Altenessens Finest' in Sachen Thrash, KREATOR, deutlich die Nase vorn, obwohl der kompakte Gitarrensound vieles gerade rückt. Mit „1959“ steuert die in Berlin gegründete Gothic Dark Rock-Kapelle DREADFUL SHADOWS von ihrem als Hommage an die Schwestern der Barmherzigkeit (SISTERS OF MERCY) gerichteten 1995er-Output 'Monochrome' ihr Scherflein zum Gelingen des Gesamtwerks bei, die sich zunehmend vom Gothic-Death verabschiedenden zum Industrial-Gothic-Metal hin tendierenden Düsterheimer CREMATORY bringen 'Temple Of Love' in stark abgedämpfter auf Dark Wavelastigen Grooves fußender Düster Metal-Version und schaffen es durch geschickte Sphärenvariation dem Stück gesunden Eigenwert zu verleihen. Die letzte der verbliebenen Combos COLUMBA OBSTRUCTION BOX sagt mir nichts, beeindruckt jedoch durch eine ungewöhnliche irgendwo zwischen THE DOORS, TYPE O' NEGATIVE und THE 69 EYES liegend-mystisch-electrogothic verdarkpoppte Variante von „Marian“.
So sehr dieser vielseitig sich in zeitgemäß produziertem Licht vorstellende Sampler einschließlich geringfügigeren Abstrichen zumindest über weite Strecken gefällt, ein ärgerlicher Makel bleibt am Ende doch bestehen: Ultimatives 'No Go' mit etwas Punktabzug sind insgesamt 3 gedoppelte Einspielungen („More“, „This Corrosion“, „Temple Of Love“). Ein doppelter Song hätte völlig ausgereicht. Hier wäre es glaubwürdiger, weil im Sinne der Fans vertretbar, statt zwei Versionen vom gleichen Song (!) zu verwenden, sondern entweder Cover drauf zu packen, die noch nicht auf dem Sampler vertreten sind oder doppelte ganz weglassen.
Ein über weite Strecken gelungen wertvolles Gesamtresultat, das mit kleineren Abzügen die vielleicht wichtigste aller Brücken bauenden Gothic-Dark-Wave-Formationen in würdevoller Weise dem Stil völlig angemessen präsentiert.
Prädikat: Nicht nur für Gothic-, Dark-Wave und Metalfans gehaltvoll-interessant! 8,5/10