V/A - SOUND & ACTION - German Hardrock & Heavy Metal Rarities Vol. 1
VÖ: Bereits erschienen
(GoldenCore Records/ZYX Music)
Style: Hardrock & Heavy Metal
Homepage:
GoldenCore Records
Wieviele zahlreich unentdeckte Schätze es in der Teutonenstahlszene gab und heute nach wie vor gibt, lässt sich nur erahnen. Dieses Faktum zeigt der 'German Hardrock & Heavy Metal Rarities Volume 1' Sampler zusammengestellt von Adreas Butz vom Sound & Action-Magazin und wem anders, außer Neudi (?) unverblümt offen auf, beide Kenner des Teutonenstahlundergrounds, auf deren Konto dieses recht aufwändiges mittels Gemeinschaftskooperation entstandene CD-Doppel geht.
„AVENGER (Vorgänger der später in RAGE umbenannt), die aus bekannten Krautrockmitgliedern bestehende JUTTA WEINHOLD BAND kurz JWB, die Essener MAD BUTCHER, deren Bandname zugleich erster Song 'Mad Butcher' des im gleichen Jahr (1984!) aufgenommenen 'Bestial Invastion of Hell'-Tapes, sowie der ebenfalls 1984 erschienenen 'Sentence of Death' EP von DESTRUCTION enthalten ist und drei Jahre später als Titeltrack der 1987 erschienenen Mad Butcher-EP von DESTRUCTION Verwendung fand, obwohl sich DESTRUCTION erst zwei Jahre nach MAD BUTCHER gründeten!), - das Süddeutsche Heavy Metalkommando TYRANT, und das Rheinland-Pfälzer Urgestein TRANCE dürften die bekanntesten Namen in dem auf 35 Songs gestreckten CD-Doppelpack sein. Bands, deren Stücke die Eckpfeiler einer auf jeden Fall für Teutonenstahlfans bockstarken Compilation, bilden auf der es wahnsinnig viel zu entdecken gibt, hier stimmt der Infotext mit dem musikalischen Inhalt in der Tat überein.
CD 1:
Los geht’s mit dem RAGE-Vorläufer AVENGER, deren gleichnamige Album-Titelhymne „Prayer Of Steel“ dynamisch wuchtig wie anno 1985 durch meine Boxen dröhnt. Hardrock gediegener Art bieten MONSTERS inklusive Einsatz von Tastenklängen mit „Break The Law“, das Geschwindigkeitslimit auf CD 1 ist spätestens mit den Speed/Thrash-Geschossen „Bright Glare“ von DEFENDER, „Riders Of the Night“ (KALÖGENA) (einschließlich mystischer in Richtung FAITHFUL BREATH deutender Facette), dem garstig rotz-räudig Vollgas gebenden Rumpel-Speed/Thrash n' Roll Highway-Fetzer "Ride On" vom Ravensburger Speed/Thrash-Geheimtipp HELLBREATH, dessen 1988er 'Slave To God'-Album im Laufe der Zeit eine kleine umso treuer eingeschworene Fangemeinde begeisterte und CYCRA's irrwitzigem tonnenschwer bedrohlich doomig eingeläuteten 1987er-Demotrack „The Far Side of Shadow“ erreicht. Wer zu „No Way To Survive“ von den MAD EVIL Pate stand (KREATOR!) wird allen, denen die Band unbekannt ist sobald der Gesang ertönt, auf Anhieb erkennbar. XANDRIL kombinieren ihren Stil zwischen Heavy und Speed ohne sich im „Labyrinth“ zu verirren. Als Gegenpol dazu geht es bei DESTOYER, die mit Thunder ihr einziges Full Length-Album veröffentlichten mit einer melancholie gespickten Trauerhalbballade „When The World Crumbeling To Dust“ über weite Strecken episch zu. QUO VARDIS setzen inklusive Tastenklängen bei ihrer Bandhymne konsequent auf Melo-Hardrock alter Schule zwischendurch mit Heavy Metal und weiblichen Hintergrundgesängen kombiniert, GLORY ANTHEM wussten damals 1987 nicht, wie nahe ihr Power/Speed am Puls heutiger Zeit lag, davon zeugt „Towards The Edge“, DEAFEN FORCE sind ein weiteres Juwel aus tiefstem Underground, deren „Children of the Sea“ phasenweise schnellen Protospeed beinhaltet. OUTSIDE liefern mit dem flotten 1984er Demo-Brecher „Killer“ sicheren Beleg das auch JUDAS PRIEST in den 80ern gewaltig Einfluss hierzulande hinterließen, und mit RIPPING ENTRAILS gab sich zur 30-Sekunden Lärmorgie (an Musik war da nix mehr zu erkennen), „Carnage In The Whorehouse“ Deutschlands extremste auf heftig üblen Grindcore-Death Metal gepoltes Abrisskommando die Ehre, hinterm Schlagzeug saß - wer hätt's gedacht (?) - ein gewisser Andreas Neuderth... besser bekannt als 'Neudi', ähem...
CD 2:
Beginnend mit der in traditioneller Hard n' Heavy Bauart verzapften nur als B-Seite auf der ersten TRANCE-Single 'A Hard Way To Go' zu findenden Hymne „Hanze in the Twilight“ glückt Cd 2 gleich mal ein guter Start, allein die herausragenden Leadgitarrenmelodien sowie der näselnde Gesang von Lothar Antoni stechen besonders hervor. STAGEFRIGHT legen mit „After Death“ fett melodic-speedig nach, ehe MASS' flotter Party Hardrock „Burn On“ die Boxen zum Beben bringt! AMPYRE gehten als Paradebeispiel durch, das astreiner AOR-Hardrock nicht zwingend aus den USA kommen muss! Beim zwischen Hardrock und Hippieskem Touch geerdeten Krautrockbonbon „Teddy“ von JWB, das vor Lebensgefährlich existenz-zerstörendem Drogenmissbrauch und falschen Rockstarträumen warnt, handelt es sich um eine seltene Live-Aufnahme. Jutta's Ansage spricht Bände! Auch der SDI-Vorgänger BLACK JACK CO. setzt mit dem folgenden 1985er Demostück „She Wants To Get Out“ ein kräftiges Ausrufezeichen. Mit dem Single-B-Seitentrack der seltenen 1983er I Wanna Make Love-7Inch-Single „Look Out“ der süddeutschen Faustrecker-Teutonenstahl-Crew TYRANT dröhnt mir ein echtes Albumhighlight entegen. Dass der klassische 80er Metal auch effektive Blüten in den schwierigen 90ern trug, demonstrieren PETTYPEW ( „Imortal“) OBLIVION („Use Your Time“) und die Thrasher BRAINLESS („Death Patrol“). Auf den Pfaden von KREATOR, TANKARD, SODOM und DESTRUCTION wandelnd gingen auch DEZTROYER gnadenlos unter, obwohl „Heaven's Gate“ zeigt, was eine ordentliche 80er-Thrash-Harke ist. Das krasseste kommt mit „Grinding Raid“ von EXCESS zum Schluß, eine Combo, die schon auf ihrem 1990er Demo etwa zur gleichen Zeit Deathmetal spielte als die deutschen Wegbereiter MORGOTH noch im Anfangsstadium zur frühen 'Ressurrection Absurd/The Eternal Fall'-Phase lagen!
Die 20-Seitigen vor Fotos/Memorabilia überquellenden Booklets beider Compilations enthalten Infos aller Bands und kommen mit einem Vorwort von Oliver Butz dem Macher des Sound & Action Magazine und Neudi. 160 Minuten metallischer Genuss für echte Fans, Raritätenjäger und Trüffelschweine.
Fazit: Feiner Undergroundsampler mit viel entdeckenswert erlesen Rares aus den unendlichen Tiefen des unerschöpflichen Teutonenstahlkosmos. Für ausnahmslos jeden Teutonenstahlmetalanhänger eine absolut bombig-lohnenswerte Compilation. - Eine wahre Fundgrube für Teutonenstahlfans! 9,5/10