RAZOR - Escape The Fire (Reissue)


VÖ: 16.07.2021
(High Roller Records/Soulfood)

Style: (Proto) Thrash Metal

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RAZOR

Obwohl zu Kanada's Thrashpionieren gehörend, könnten RAZOR vielen Fans hierzulande noch unbekannt sein, auf deren selbstproduziertes Debüt-EP 'Armed and Dangerous' 1984 kein geringeres Label als der Major-Riese Attic bei der Band anklopfte. Beim Unterlabel Viper (ein ATTIC-Sublabel) unerzeichnete man schließlich einen Plattenvertrag, doch es kam anders. 'Escape The Fire' war ursprünglich als Nachfolgealbum von 'Armed and Dangerous' geplant, doch ATTIC hatten anderes mit der Band im Sinn, deren Zukunftspläne sie zunichte machten. Fatalerweise setzten ATTIC das blutjunge Pferd im Stall mächtig unter Druck. Wo zwei Kräfte aufeinander prallen, muss laut physikalischem Gesetz die schwächere weichen. Der Sprung ins kalte Wasser wurde RAZOR fast zum Verhängnis. Attic erkannten nicht, dass die Heavy Metalszene sich gerade neu erfand, zu dieser Zeit entwicklungstechnisch in eine weit schnellere Ecke tendierte, was der Durchbruch der nach Europa herüber schwappenden Thrashwelle in den Mid-80ern bis Beginn der 90er Jahre allzu deutlich aufzeigt. Das Label verwendete einige Stücke von 'Armed and Dangerous' neu, um sie in der Compilation 'Executioner's Song' unterzubringen, was die Band weil ihr damals keine andere Wahl blieb, billigend, wenn auch zähneknirsched in Kauf nahm. Im Zweifelsfall gebe ich dem vor fast 37 Jahren gepressten 1984er Original-Vinyl stets den Vorzug,  weil es unbarmherzig direkt Arsch tretend rotzräudig mitten auf die Zwölf geht, ohne durch glattgebügelten Soundmix und ähnlich künstliches Geseier versaubeutelt, die Powerdynamik ungeschliffen puren Heavy Metals auf den Punkt gebracht vereint, davon verstand das Label allenthalben soviel wie ein Pfingstochse vom Geschirrspülen...

Von High Roller Records als streng limitierte 1000er-Vinyl-Auflage in den Farben rot/gelb, transparent einschließlich rot-gelb geädertem Splattermuster, schwarz und  neongelb (Diskofarbe!) welch komische Farbwahl für eine Vinylpressung... machen HRR neuerdings auf HELLOWEEN? *Kopfschüttelt, verdreht ungläubig die Augen* - Neee, das geht mal gar nicht!) -  erhältlich.

Selbst nach so langer Zeit hebt sich immer noch das robuste Grundgerüst bestehend aus einer kräftigen Brise Punkiger Rotzräudigkeit verbunden mit klassischer Heavy Metal-Verspieltheit hervor, vor allem durch den herrlich rohen stumpf belassenen Gitarrensound hervor, wodurch 'Escape The Fire' ungeschliffen rohe Kante bekommt, die das Album bis heute nicht verloren hat. Was RAZOR auf ihrem Debüt fabrizierten war kein reiner Thrash, sondern eine sehr gut ausbalancierte Mischung aus Punk, Heavy Metal und Thrashanteilen, also Proto-Thrash, weshalb ihnen das Pionier-Verdienst völlig mit Recht anerkannt werden muss. Oldschool-Thrashmaniacs ist das Ding auch deshalb zu empfehlen, obwohl RAZOR zur 'Escape The Fire'-Phase (noch) keinen so dominant reinen Thrash-Anstrich besaßen, der selbst bei flotteren Nummern von Typ „Gatecrasher“ „Metal Avenger“, „Heavy Metal Attack“ oder dem Titelsong auch wenn gern auf's Gaspedal getreten wird, obgleich das Songmaterial die später folgende Entwicklung schon erahnen ließ. In Sachen Rotzräudigkeit samt fiesem Gesang sind mögliche Parallelen zu den Schweizern CELTIC FROST erkennbar, deren 'Morbid Tales' EP auch 1984 (erst im November), somit knapp ein halbes Jahr nach der schon im Juli 1984 veröffentlichten 'Armed and Dangerous'-EP erschien. - Genau so mögen wir Oldschooler es am liebsten, - grobschlächtig stumpf, dreckig, unverwässert ruppig roh direkt mit dem Vorschlaghammer auf den Deckel. - Harder, Faster, Louder!

Fazit: Pflichtrelease für die Oldschool Thrash-Abteilung! 8/10