PARADISE LOST - At The Mill


VÖ: 16.07.2021
(Nuclear Blast Records)

Style: Doom-Death/Gothic-Metal/Rock

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PARADISE LOST

Mit einem 'Live-Album' auf Doppel-CD-Format das eigentlich keines ist, überrascht Englands Gothic-Metal-Instanz PARADISE LOST ihre Fans dieser Tage. 'At The Mill' so der Titel der Livescheibe beleuchtet ein breites zwischen Gothic-Doom/Death Metal und Düsterrock liegendes Spektrum der Band, Sänger Nick Holmes singt flexibel wie noch nie, liefert eine superbe Stimmbandperformance (!) teils Hochtonlastiger statt durchweg growlend, kann bei Bedarf immer noch herzhaft tief aus dem Bauch röhren, das Gitarrenduo Gregor McIntosh/Aron Aedy lässt die Äxte mit viel Heavyness, Melodie und Flexibilität quietschen, röhren und kreisen. Die Rhythmussektion mit Steve Edmondson am Bass und Walttery Väyrynen hinterm Schlagzeug legt ein dichtes Fundament. Das gesamte Material dröhnt ausnahmslos dynamisch. Orchestrale Parts werden mühelos ins Songgefüge integriert. Was fehlt ist das durch Corona-Auflagen bedingte Liveatmosphären-Level einschließlich Ansagen, dass hätten wohl auch PARADISE LOST nie für möglich gehalten, dazu gibt Gitarrist Gregor Mc Intosh fundiert Auskunft, es lautet:

„Aufgrund des Verbotes von Livemusik mussten wir uns wie viele andere Bands anpassen und etwas tun, von dem wir niemals gedacht hätten, dass wir es tun müssten“, „Nein, nicht wie Metallica Regale bei Aldi stapeln, sondern eine Show in einer nicht mehr in Betrieb befindlichen Mühle in Yorkshire spielen, bei der sonst niemand anwesend ist. Wir haben uns dagegen entschieden, uns vorzustellen, dass Publikum mit im Raum wäre, und entschieden uns stattdessen für eine eher morbide Version einer Live-Lounge-Show. Wir waren zwar nie mit irgendetwas zufrieden, aber mit dem Ergebnis waren wir etwas weniger unglücklich. Es hat auch fast Spaß gemacht, zum ersten Mal etwas von unserem neuen Album Obsidian im Set zu spielen. Wir können nun ankündigen, dass wir diese Show als offizielle CD/Blu-Ray und Vinyl mit dem fantasievollen Titel At The Mill veröffentlichen werden.“

Auch ohne fehlendes Publikum vermittelt 'At The Mill' eine Top-Songauswahl verbunden mit der innerhalb der alten Mühle in Yorkshire herrschenden Gespenster-Atmosphäre ein jederzeit authentisches Bild über das von Gregor McIntosh zu den Aufnahmen gegebene Statement. Der weite Bogen dieser so ziemlich die wichtigsten zumal gehaltvollsten Schaffensphasen beleuchtenden 16-Trackauswahl spannt sich von den Frühanfängen (Gothic/In The Shadows/Icon'-Ära , über die Nachmilleniums-Dekade (Faith Devides Us – Death Unites Us') , bis zur jüngsten Gradwanderung von 2015 – 2021 präsentiert sich 'The Plague Within' mit den zwei Songperlen „No Hope In Sight“ und „Beneath Broken Earth“, das 'Medusa'-Album wurde mit 'Blood and Chaos' berücksichtigt, darüber hinaus endet das 16-Track-Spektalb mit dem aktuellsten wie eine Bombe in der Metalszene einschlagenden PARADISE LOST- Gothic Metal/Rock-Überflieger 'Obsidian'. Beginnend mit dem schneller als auf Studiotonträgerkonserve dargebotenen „Windows“, über ein den frühen Gothic-Doom-Death Metal Anfangstagen „Gothic“ wo mächtig die Post abgeht, schält sich inklusive weiblichem Klartongesang herrlich tief unter die Haut (Yeah!). Selbst das eher im klassischen Gothic-Sektor zu verortende „So much is Lost“ entwickelt sich zur Emotionsbombe. Der Singlehit „As I Die“ ist selbstverständlich vertreten. Auch die 'Draconian Times' („Shadowkings“) 'One Second' („One Second“) und 'In Requiem'-Phase („Requiem“ auf unsichtbaren Flügeln eskortiert durch geisterhaft weibliche Backgroundsingalongs), mit einem heftig Tiefgang inklusive heroischem Hymnencharakter entfaltenden „The Enemy“) erfahren verdientermaßen Würdigung. Und ganz nebenbei bemerkt: Was wäre ein PARADISE LOST-Auftritt ohne den durch überdimensionäres Riff gekennzeichneten Vorzeige-Gothic-Doomhammer „Embers Fire“ und die flott getaktete Raumtonkaskade „Widow“? Sinnvollerweise wurden die schwachen Bandphasen komplett ausgespart, woraus ein stimmiges Gesamtwerk resultiert, das die Engländer in Bestform zeigt. 'At The Mill' zeigt sich als repräsentabler Querschnitt intensiver Nachhaltigkeit durch alle PARADISE LOST-Band-Schaffensphasen vom Doom/Death Metal, Gothic-Metal/Rock. Band und Mühle verschmelzen in spezifischer Weise zu einer effektiv nachhallend ungemein fließend harmonierenden Symbiose.

Fazit: Top-Live-Release auch ohne Fanathmosphäre des englischen Gothic-Düster-Doom-Flaggschiffs inklusive toller Songauswahl für treue PARADISE LOST-Fans wie Neueinsteiger, die mit der Band nicht vertraut sind. - Wahnsinn! 9,5/10

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