EXPLODER - Pictures Of Reality


VÖ: 03.09.2021
(GoldenCore Records/ZYX)

Style: Heavy Metal

Homepage:
GoldenCore Records

Nach HELLBREATH kündigt sich wieder ein weiteres Sahnehäppchen aus dem Hause GoldenCore an. EXPLODER nicht zu verwechseln mit EXXPLORER, gehörten zu den talentierten Bands zur zweiten 80er-Jahrehälfte aus deutschen Landen. Auch die Bremer-Metalszene hatte so manches Eigengewächs am Start, die das seinen Anteil für die Begriffwerdung des 'Teutonenstahl' beitrug. Die Bremer Combo veröffentlichte in der 80er Endphase 1989 noch kurz davor ehe der klassische Heavy Metal seine schwierige Zeit in den 90ern erlebte, mit „Pictures Of Reality“ auf dem Kleinlabel Rockwerk Records einen Gourmethappen klassischer Heavy Metal-Stahlschmiedekunst, der nicht vielen Teutonenstahlfans bekannt ist, keinen unmittelbar davon beeinflussten Edelstahl der Schiene enthält, sondern deutlich auf fließenden US-Metal gebürstet ist, was Parallelen zu Acts wie WRATHCHILD US; BROCAS HELM, LIEGE LORD und OMEN aufzeigen. Neben charismatischer Gesangsschattierung sowie auch mal ins verschachtelte abgleitende Passagen verstärkt durch ein professionelles Produktionsraster stechen aberwitzig schnelle abrupt Tempo anziehende Geschwindigkeitsattacken hervor.

Hier zur Rezi vorliegende Ultimate Edition ist mal wieder lohnenswert, schließlich ist alles enthalten, was sieben Jahre EXPLODER von 1986 – 93 auszeichnet(e). Überspielt von Kauzrockveteran Eroc (GROBSCHNITT), der die Aufnahmen per Masterband überspielte, soundtechnisch von Neudi überarbeitet liegt der CD ein 20-Seiten Booklet inklusive Liner Notes und rarem Fotomaterial bei, für das tiefe Grabungen in den Archiven erforderlich waren. Zahlreich hinzu gefügte Bonustracka machen aus einer Einzel eine Doppel-CD. Insgesamt warten 24 Tracks abzüglich einem Intro auf das geneigte Ohr. Da ist massig 'Value for Money' garantiert! Lange Kompositionen vom Typ „Xenophobia“ oder „Berlin“ schafften es über die 8Minuten-Grenze, verlieren sich dabei trotz Tendenzen in derartige Regionen nicht durchweg in Progressivem Gefilde, sondern bleiben bodenständig mit Wiedererkennungswert. Wäre der Gesang ausschließlich verkopft, würde dieses Tonträgerdokument seiner Seele beraubt, das es rauhkantig klingen wollte und es über weite Strecken tat, zuviel Progtouch wäre fehl am Platze gewesen, weshalb derartiger Einschub nicht überdominant ist, sondern flexibel mit Geradlinigem Songbau fusioniert, was das EXPLODER-Debüt „Pictures Of Reality“ selbst heute nicht einfach und für jedermann zur durchweg hörenswerten Angelegenheit macht. Selbiges gilt für Nummern wie die Bandhymne „Exploder“ oder „Mercenary“. Hätten einige an den Umständen in den 80ern durchaus etwas ändern könnende Labels die Entwicklung nicht verschlafen sondern genauer hingeschaut, wäre ihnen dieses Juwel kaum entgangen... sicher ist nicht alles, was damals wie heute das Prägesiegel rar trägt, qualitativ gut, doch auf diesen Rundling trifft es zu!

Obwohl das EXPLODER-Zweitwerk „Sanguineo“ nie das Licht der Öffentlichkeit erblickte, wurden dessen Songs nun durch Überspielungen der Band und anschließend von Neudi remastert.Raritätenjäger und Undergroundmetaller dürfen sich auf ein feines Schmankerl aus dem Hause GoldenCore gefasst machen das wieder viele lukrative Extras enthält. Unterschiede zwischen dem Debüt und „Sanguineo“ finden sich darin, dass der Zweitling eingängiger ausfiel, währenddessen der Progtouch vom Debüt besser nachvollziehbaren Songstrukturen wich, auch das kehlige teils ins heroisch zu gleitende Gesangsmuster fiel wesentlich melancholischer aus, was der Band qualitativ zu Gute kam. Anhängerschaft von SUDDEN DEATH/ HELLBREATH wird das Ding unter Garantie mögen.

Fazit: Wegweisender Genrevorreiter für junge Metalbandgenerationen, die sich statt im klassischen Teutonenstahl mehr bei WRATHCHILD US, BROCAS HELM, OMEN und LIEGE LORD zu Hause fühlen. 8,5/10