BEARDFISH - Destined Solitaire
VÖ: 24.07.09
(Inside Out / SPV)
Homepage:
www.beardfish.argh.se
Das letzte Konzeptwerk der schwedischen Bartfische liegt gerade mal ein Jahr zurück. Fast überall konnte die Band positive Resonanzen für die zweiteilige Sleeping In Traffic Reihe verbuchen und zwar soweit, das sogar Drum-Oktopus MIKE PORTNOY den frischen Retroprog Wind von BEARDFISH vernahm und die Jungs auf seine Progressive Nation Tour durch Nordamerika einlud. Der Ritterschlag von oberster Stelle ist Ihnen also gewiss. Den Lorbeeren wird das Quartett um Sänger und Keyboarder RIKARD SJÖBLOM mit dem neuen, knapp 76 minütigen Destined Solitaire wieder gerecht, soviel steht für mich fest. Wieder geben sich die Jungs vielseitig genial, würzen ihren Retroprog der Siebziger mit allerlei farbenprächtigen Zusätzen aus Funk, Jazzrock, ein wenig Metal und dem Quentchen von unberechenbarer Verrücktheit eines FRANK ZAPPA. Die Songs sind aufregend, kaum ein Übergang wirkt künstlich aufgesetzt trotz ihrer Komplexität. Natürlich gibt es noch weitere musikalische Schlenker, zum Beispiel der kurze Folktrip "At Home Watching Movies", den man nach der Achterbahnfahrt durch ein riesiges Kaleidoskop der Ideen und Melodien durchaus als Verschnaufpause sehen kann. Der Vergleich fällt mir jedenfalls als passend ein, arbeitet man sich gebannt durch die ersten paar Songs, die allesamt, vom typischen instrumentalen Opener über die beiden Longtracks "Destined Solitaire" (Prog plus Metal plus Jazz) und dem fünfzehnminütigen Klotz "Until You Comply / Entropy" nur so vor frischer Energie, und vertrackter Verspieltheit bersten, womit andere Bands wirklich Alben füllen könnten. Mit "In Real LIfe There Is No Algebra" kommen BEARDFISH sogar nach knapp viereinhalb Minuten auf den Punkt. Der Song ist funky, mitreißend, beinhaltet eine kurze Rap (!) Passage und sprüht funkenweise verrückte Einfälle! Ein weiteres bandtypisches Instrumental stellt "Coup De Grace" dar, in dem alle Musiker leichtfüßig ihr Können beweisen. Erst mit den beiden letzten Songs, beide wieder im Schnitt je zehn Minuten lang, wird die Euphorie etwas gedrosselt und hätten durchaus weniger jamlastig auf den Punkt kommen können. Wobei ich fairerweise den zweiten Teil von "The Stuff That Dreams Are Made Of" wieder als gelungen bezeichnen muss, denn hier explodiert und schreit die Orgel von Sjöblom regelrecht, ganz in der Tradition eines JOHN LORD. Weitere nennenswerte "Kollegen" im Sound sind übrigens GENTLE GIANT, genauso wie GENESIS und THE SOURCE. Wer also Bock auf eine lange aber amtliche Kreuzfahrt durch den Progkosmos antreten will, der buche beim Händler seines Vertrauens und frage nach BEARDFISH.