RUNNING WILD - Blood On Blood


VÖ: 29.10.2021
(Steamhammer/SPV)

Style: Heavy Metal

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RUNNING WILD

Nach 'Rapid Foray' bestand Hoffnung, dass RUNNING WILD tatsächlich wieder die Kurve kriegen und zu alter Form zurückfinden. Und es gilt immer noch die goldene Regel, alles was nach 'Gates To Purgatory' bis 'The Rivalry' kam, unter deren Klasse liegt. Auch der 17. RUNNING WILD-Studiostreich 'Blood On Blood' reiht sich (wenn auch nur ganz knapp drunter liegend!) in dieses Schema ein, obwohl das vielseitige Album als Ganzes bei allem Respekt vor dem Können von Rock n' Rolf und seiner Crew definitiv kein Absacker ist, sondern reichlich viel bietet.

Pluspunkte gibt es für das schmissige Auftakt-Triple beginnend mit dem Titel gebenden Albumopener „Blood on Blood“ , dem sich in „Wings Of Fire“ und „Say Your Prayers“ bockstarkes Kraftfutter anschließt. Der im 'Lead Or Gold'-Modus getaktete Midtempofetzer „Crossing The Blades“, „Diamond & Pearls“ als wuchtiger Powersmasher und die von Black Hand Inn-Atmosphärenpart eingeläutete Piraten „The Shellback“ stehen ebenfalls auf der Habenseite. Zum Schluß kann das großartige den 30jährigen Krieg beleuchtende zehneinhalb Minuten Hymnen-Historien-Epos „The Iron Times (1618 – 1648)“ nocheinmal kräftig punkten, für mich die beste Nummer auf einer wirklkich guten Scheibe! Mit Michael Wolpers befindet sich seit 2019 wieder ein reeller, da etatmässiger Drummer (!) an Bord, was dem Sound jederzeit anzuhören ist. Wie wichtig das ist und welch ein Unterschied in kraftvoll dynamischem Drumming liegt, kommt auf 'Blood On Blood' erst so richtig zum Tragen. Wer immer noch den Computerdrumming-Trip vor Augen hat, sollte endlich von diesem falschen Ross runter kommen, der Wahrheit ins Auge sehen. Das wird auch beim erfrischend beschwingten hart am Wind reitenden Rocker "Wild, Wild Nights" deutlich erkennbar! Oh ja! "I can feel it in my Bones", wie Rolf so schön eingangs ins Ohr geraunt hat, dessen Gesang wieder von der alten Leidenschaft die RUNNING WILD stets auszeichnete, beseelt ist. Auch die Gitarren kommen herrlich druckvoll!

Trotz so vieler Pluspunkte - zwei Minuspunkte bleiben. Die gibt es für den aus meiner Sicht wohlgemerkt (!) misslungenen Shanty-Schmalzschunkler „One Night, One Day"  und die trotz kraftvoller Produktion etwas langatmige dadurch in die Belanglosigkeit driftende Gute Laune-Nummer „Wild & Free"; - etwas kürzer wäre besser gewesen. Ansonsten gilt: 'Blood on Blood' tendiert deutlich mehr in Richtung 90er 'Blazon Stone' bis 'The Rivalry'-Phase, streift zumindest bei „The Shallshack“ sogar Death Or Glory'-Regionen. Abgemischt im druckvoll-variablen Sound, liegt auch die Produktion von 'Blood On Blood' entsprechend klar im grünen Bereich, womit das Album zu den besseren Alben der RUNNING WILD Historie gezählt werden darf.  

Weil 'Blood On Blood' ein über weite Strecken recht gelungenes Album ist, gibt es genügend Anlass zu hoffen, das RUNNING WILD wieder komplett in die Erfolgsspur zurück finden. Kein vollständiger Überflieger, doch nur einen Zähler von der 9er Wertung entfernt, somit nahe dran und erfreulicherweise größtenteils auf sehr gutem Weg zu alter Klasse, ist dem Quartett ein vorzeigbares Album gelungen.

Fazit: Statt sich auf vielbefahrenen Gewässern festzusegeln, hat das Hansekaperschiff wieder den richtigen Kurs eingeschlagen. - Bitte künftig weiter so, Herr Kasparek, - Schiff Ahoy! 8/10