RED TO GREY - Balance Of Power


VÖ: 22.10.2021
(El Puerto Records)

Style: Thrash Metal

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RED TO GREY

Puuuh, lange schon nichts mehr gehört von RED TO GREY. Dreizehn Jahre, um genau zu sein, solange liegt das Zweitwerk 'Admissions' zurück. Ich war damals schwer vom technischen Können der Bayuwaren beeindruckt. Für den früheren Sänger, der sich von seiner Mannschaft ausklinkte wagen RED TO GREY mit Frontfrau Gaby Weihmayer sozusagen einen Neuanfang, der sich deutlicher als in der Vergangenheit in Richtung Heavy Metal statt Thrash bewegt. NEVERMORE, FORBIDDEN, DEATH ANGEL und TESTAMENT Spuren sind stellenweise zwar noch, wenn auch nicht mehr im Übermaß vorhanden. So ausgeglichen wie der Titel es verheißt, wirkt „Balance Of Power“ nicht immer, obwohl Frontfrau Gaby sowohl aggressives Shouting als auch kontrollierten Hochtonklargesang sicher beherrscht, was ihr viel stimmliche Flexibilität verleiht. An mancher Stelle ist ihrem Gesang auch schon mal das angestrengte Bemühen der jeweiligen Stimmfrequenzwechsel von bissig zu theatralisch, Gift und Galle über melancholisch und sanftmütig anzuhören.

Den überflüssigen Zusatz 'Female Fronted' hätte man sich sparen können, - für mich ist es schlicht und ergreifend Thrash Metal, unabhängig davon, ob mit Frauen oder Männergesang spielt doch gerade im Thrash-Metal-Genre überhaupt keine Rolle, d. h. es macht nicht den geringsten Unterschied, - Frauen mit richtig derbem Shouting die genausogut wie die Männer ins Mikro röhrten, das gab es schon in den 80ern! HOLY MOSES-Frontfrau Sabina Claasen gibt als Urgestein und echtes 80er-Original bestes Beispiel dafür, das Frauengesang im Thrash Metal-Feld keinen Deut schlechter als bei männlicher Kollegschaft aus dem Mikro röhrt, und wem die 1996 verstorbene Ex-DÈTENTE-Sängerin Dawn Crosby (R.I.P!) ein Begriff ist, deren gesanglicher Mitwirkung die Metalszene das tolle Debüt 'Recognize No Authority' verdankt, weiß Bescheid. Im klassischen Metalsektor, wo zahlreiche Bands mit weiblichem Gesang herum schwirren, ist dieser Begriff des 'Female Frontes Metal' absolut nachvollziehbar, weil es mittlerweile viele Frauenbands gibt, die ihren männlichen Ebenbildern in puncto Qualität ebenbürtig sind. Im Thrash Metal, wo die Liste solcher Bands überschaubar ist, bedarf es eines solchen Trendreiter-Zusatzes einfach nicht, nur um sich aus der breiten Masse hervorzuheben, Punkt.

Griffige Hooklines, kraftvolle Riffs und ein den Songs innewohnender Ohrwurm-Charakter machen sich besonders stark bemerkbar. Vergleichsweise zu „Admissions“ klingen RED TO GREY heute moderner, schlicht ausgereifter, was ihnen keineswegs Heavyness nimmt, sondern weitaus mehr Spielraum für Experimente gibt. Dazu gehören auch Gangshouts im Verlauf von „We March“. Das Leadgitarrenspiel ("Hellburner", "Vanity & Pride") kommt vielseitig, mittels griffiger Tempovariation gelingt es zu punkten, obgleich sich die ungeheure Anstrengung bei manchen Passagen bemerkbar macht. So viel Experimentierfreude hat allerdings nicht nur Vorteile. Nachteilhaft macht sich bemerkbar, dass vieles nicht allzu sehr im Ohr hängen bleibt, mit Melodie und Karacho auf der einen Seite rein, auf der anderen raus, was sich zunehmend bemerkba macht, je weiter das Album in Richtung Zielgerade sprintet. 

Insgesamt klingt das alles technisch überaus gelungen, Vergleiche zum Vorgänger 'Admissions' erübrigen sich von selbst. Dafür ist das Material zu modern, jedoch läuft sich das oft ähnliche Grundschema auf Dauer ab, es verliert an Reiz.

Fazit: Ordentlich ausbalancierte Metalmischung zwischen Heavy und Thrash mit äußerst flexiblem Gesang. 7/10

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