FIREHOUSE - The Story Of Italian A.O.R. Band 1987 -1994

11 firehouse

VÖ: 03.12.2021
(Music For The Masses)

Genre:
AOR/Melodic Metal

Homepage:
ARACHNES (Nachfolgeband)

Wer bei dem Namen an die US-Hairmetaller denkt, der liegt ziemlich verkehrt, denn hier handelt es sich um eine italienische Formation, die schon vor den Hitlieferanten gegründet wurde, mit ihren AOR-Klängen musikalisch dann aber doch nicht so weit entfernt war. Schon damals hatten es die Italiener mit dem melodischen Rock, der später in geschäftlicher Hinsicht ein Erfolgsmodell werden sollte. Da gab es FIREHOUSE aber schon nicht mehr, deren beiden Scheiben nun remastert wieder erhältlich sind.

Nur haben die Südeuropäer mit AOR eher wenig am Hut, was gleich der Opener des selbstbetitelten 88er Debüts deutlich macht. Viel eher denke ich da an die NWOBHM mit ihren kantigen rauen Klängen, wenn auch die melodischere Variante im Stile von PRAYING MANTIS. „The Secret Of The Sky“ schiebt mit knackigem Riff nach vorne und weiß sich im Refrain hymnisch zu erheben. Sänger Enzo Caruso weiß die Melodiefülle mit seiner hohen Stimme gut rüberzubringen, zumal er nie überzieht und immer im warmen Timbre bleibt. Sein Bruder Franco hat die Muttermilch der Metal der frühen Achtziger mit der Flasche aufgesogen.

Die selbe Schiene fährt auch „The Day Of Your Power“, das sich mit seiner Dynamik am TRESPASS-Hammer „One Of These Days“ orientiert. Die Genre-typischen Synthesizerfanfaren gibt es eigentlich nur bei „Open Your Wall“ zu hören, das simpel aber effektiv rockt, im Chorus aber schon recht cheesy wirkt. Und am Ende liefert die Ballade„This Is My Life“ noch einen SURVIVOR-Moment. Mit „Dreaming Black“ versuchen sich die Vier auch am Riff Rock, was zu der Zeit viele Bands getan haben.

Der Rest ist dann noch deutlich härter, „Break The Bonds“ lässt es mit der DoubleBass ordentlich krachen. Auch Caruso lässt seine Axt richtig rauchen, agiert sehr direkt und weiß solistisch zu überzeugen. Sein Meisterstück liefert er mit dem Instrumental „House Of The Fire“ ab, das mit spanischer Gitarre eingeleitet wird, bevor amtlich losgeschreddert wird.
Leider fehlt der Druck von hinten, den dem Sound fehlt es an Volumen, die Rhythmusfraktion ist viel zu dünn abgemischt. Speziell die Toms sind schlecht eingefangen, können sich überhaupt nicht durchsetzen und lassen so die Wucht vermissen. Dazu drängt sich der Verdacht auf, dass das neue klarere Mastering die Probleme noch verstärkt hat.

Da ist das sechs Jahre später folgende „Labyrinth“ schon eine andere Hausnummer, auch in der Songanlage reifer und durchdachter. Dafür geht ein wenig der naive Charme des Erstlings ab, den vor allem Undergroundfetischisten mögen dürften. Hier wird die Technik noch mehr in den Vordergrund gestellt, alleine vier Instrumentals gibt es zu entdecken. Wobei zwei davon mit Keyboards eingespielt wurden, die Pianoelegie „A Dream Again“ offenbart die italienischen Wurzeln. Und „Running Into Danger“ bringt die Vorgabe des Debüts noch mehr in Richtung Malmsteen.

„I Need The Fire“ eröffnet mit gleichsam atmosphärischen wie treibenden Rockklängen, bei denen endlich mal der Bass von Paola Casalini zu Wort kommt. Ähnlich verfährt „Striking“, das den Riff Rock wieder aufgreift und im Refrain Richtung DOKKEN schielt. Der Titeltrack fängt schleppend an, steigert sich aber immer mehr, bis am Ende Gianluca Scolli die Doublebass durchtritt.
Am stärksten fällt „Calling Your Name“ aus, das mit dem filigransten Riff einsteigt, dann Tempo aufnimmt. Hört sich an, als ob FIFTH ANGEL auf ihrem Debüt einen fiktiven RAINBOW-Song covern würden. Am Ende gibt es dann mit „The Colour Of Your Kiss“ noch die feine US-Radiobeschallung, während der Großteil eher europäische Einflüsse ausmachen lässt.

Der Rausschmeißer macht dann auch den verstärkten Tasteneinsatz von Guiliano Airaghi deutlich. Er dominiert die Ballade „In My Eyes“, die aber zu sehr im Klischee erstarrt. Dazu darf nicht verhehlt werden, dass trotz Besserung der Klang immer noch nicht optimal ist. Aber wenn die Jungs die Melodie laufen lassen und die Refrains knallig gestalten können die Nummern echt was. Wer im Spannungsfeld zwischen den genannten Bands frische Ideen sucht, der könnte hier fündig werden, aber eben eher was für Achtzigerfetischisten.

Punkte: 6 / 10