U.D.O. - Game Over
VÖ: 22.11.2021
(AFM Records)
Genre:
Heavy Metal
Homepage:
UDO
Trotz des Titels ist das Spiel noch lange nicht aus, eher im Gegenteil. So produktiv wie in den letzten Jahren war der „German Tank“ schon lange nicht mehr. Das letzte Album ist drei Jahre her, aber dazwischen gab es viel Konzerte, auch mit DIRCKSCHNEIDER und dazugehörige Livescheiben. Dazu das Projekt mit dem Musikkorps der Bundeswehr auf „We Are One“, sowie“ mit seinen alten Kollegen unter dem Banner DIRKSCHNEIDER AND THE OLD GANG, das kürzlich eine EP veröffentlichte Da steht zu befürchten, dass ihm die Ideen für das reguläre U.D.O.-Album ausgehen.
In der Tat bietet die Platte eher Masse statt Klasse, zu den vierzehn Songs gesellen sich noch zwei Bonustracks, die aber irgendwo im Midtempo-Einheitsbrei nicht viel ausrichten können. Dabei lässt es sich mit „Fear Detector“ ganz gut an, die Leads sind archetypisch, dann geht es zackig nach vorne, wobei die Sologitarre noch lauter aufheult. Alles da wie gehabt, der hymnische Refrain, die maskulinen Chöre, das Erbe von ACCEPT kann er nie ganz abstreifen.
Doch bis auf wenige Ausnahmen wie das Debüt „Animal House“ oder „Man And Machine“ war die Solokapelle stets ein wenig schwermütiger und stumpfer unterwegs, auch wenn seine frühere Formation ebenso etwas Schärfe zugunsten der Moderne heraus genommen hat. Bereits der zweite Titel „Holy Invaders“ baut einiges an zeitgemäßem Gitarrenfiepen ein, ohne natürlich die Wurzeln nicht zu leugnen.
Insgesamt ist das noch grimmiger und düsterer als man es bisher gewohnt war. Das trifft auch auf unaufhaltsam rollende „Empty Eyes“ zu, dessen Riff sehr akzentuiert klingt. Hier fällt auch die offene Stimmung in vielen Strophen auf, nur selten wird das Grundthema komplett durchexerziert. Das verstärkt natürlich den Eindruck, dass die Songs nicht so nach vorne gehen, wie sie sollten.
Daran hat aber zum Teil auch Filius Sven Schuld, der variantenarm trommelt und so den Eindruck des ewig gleichen Stampfrhythmus erweckt. Nur selten kommen ein paar knallige Breaks wie im an „Princess Of The Dawn“ gemahnten „Midnight Stranger“. Auf der anderen Seite gibt der dunklere Anstrich die Möglichkeit für ein paar schön fiese Riffs wie das von „Thunder Road“.
Wenn dann mal richtig gerockt wird wie in „I See Red“, dann schlägt der Refrain am Ende doch wieder in die düstere Richtung aus. Da zieht das riffrockende „Kids And Guns“ das Schema schon konsequenter durch. Der einzige Titel, der richtig Drive hat, bleibt jedoch „Unbroken“, der irgendwo zwischen „Up To The Limit“ und „Living For Tonite“ angesiedelt ist.
Natürlich ist bei der Fülle an Liedern für Abwechslung gesorgt, die Gangart von „Metal Never Dies“ ist im scherfälligen Bereich angesiedelt. Die „OhOh“-Chöre machen aber richtig Spaß und sorgen für erhöhten Melodiefaktor, dazu pumpt der Bass schön in die Magengrube. Der kommt auch im selbstreferenziellen „Marching Tank“ gut zur Geltung, das noch schleppender voran walzt.
Es mag sicher Geschmackssache sein, aber für mich passt die melodischere und rockigere Ausrichtung der letzten Veröffentlichungen besser zu Dirkschneider. Wobei ich auch bei den Balladen eher die atmosphärische Variante vorziehe. Das Piano und die spinettartigen Klampfen in „Don´t Wanna Say Goobbye“ sind sicher interessant, doch das Reibeisen verlangt da nach mehr Wucht. Sogar schnelle Stücke wie „Like A Beast“ wollen nicht richtig zünden. Aber wer etwa mit „Mastercutor“ keine Probleme hatte, der wird auf "Game Over" ebenfalls fündig werden.
Punkte: 6,5 / 10