KHEMMIS - Deceiver


VÖ: 19.11.2021
(Nuclear Blast)

Style: Doom Metal

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KHEMMIS

KHEMMIS waren schon immer experimentierfreudig, doch so extrem konträr wie auf dem vierten insgesamt Sechs Longtracks zwischen fünf bis achteinhalb Minuten enthaltenden Studiolongplayer präsentierte sich das US-Trio aus Denver (Colorado) noch nie. „Avernal Gate“ startet akustisch ruhig, danach wird mächtig in die Vollen gehend heftig drauflos gethrasht, ehe in den epischen Doom bis klassischen Heavy Metalmodus umgeschaltet wird. Drei Jahre liegen zwischen dem noch bei 20 Buck Spin erschienen Vorgängeralbum 'Desolation' und der aktuellen Scheibe 'Deceiver' Der von der Fanbasis argwönisch betrachtete Labelwechsel zum Branchenriese Nuclear Blast zeigt das Trio diesmal professioneller als jemals zuvor, was nicht jeder Band bekommt, den Doomern jedoch auf breiter Ebene weiter hilft, sofern sie ihren Bekanntheistgrad merklich steigern wollen. Dieses Album hat das Zeug dazu.

Alle sechs Kompositionen sind ausgefeilt bis ins letzte Detail und klingen weniger nach US als eher nach Euro-Metaleinflüssen seien es Doom-, Classic, Viking, Thrash oder Death Metal. Jeder Takt fügt sich ins Gesamtgeschehen. An Härte, Geschwindigkeit und Brutalität wurde merklich zugelegt, wie sich nicht nur am von Thrash-Deathanteilen ausgefüllten Opener „Avernal Gate“ bestätigt. Der dunkle Bedrohlichkeitsfaktor ist ebenfalls immer noch vorhanden. „House Of Cadmus“ verfügt über feinspurig belebende Melodielinien im TYR'schen Heroicstilflair, deren Ströme sich mit PARADISE LOST/MY DYING BRIDE-Abfahrtenund brutalem Oldschooldeathmetal (GRAVE/AT THE GATES) vermengen. „Living Pyre“ zündet ein Feuerwerk an filigraner Melodieführung mit rasant ins Death Metallager tendierender Sequenz bei heroischer Frequentierung und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Das Schema klingt sich oft ähnlich. Akustische Träumerei wechselt mit harrschen Knüppelattacken, epischer Pathos-Temporeduzierung und feiner Melodieführung womit sich trotz stimmungs voller Verspieltheit ein Routinefaktor bermerkbar macht, der alle sechs Kompositionen vorhersehbar werden lässt. Über weite Strecken klingt das Album auf Nummer sicher gehend. Was bei anderen Bands zu stärkerem Punktabzug führen würde, gleichen KHEMMIS dank technisch hochgradig spielerisch versierter Qualität aus; galaktisch endgeil rockt am Schluß der raumgreifende Pulsar 'The Astral Road'.

Ob Deceiver nun das beste KHEMMIS-Album darstellt, mag auf vielschichtige Doomkollissionen stehende Anhängerschaft selbst für sich entscheiden. Meine Wenigkeit sieht das Teil als natürliche Entwicklung zu den drei Vorgängern, die irgendwo das beste daraus vereinend, wiederum zu etwas greifbar Eigenständigem allerdings wenig risikofreudigem werden lässt.

Fazit: Experimentieller Klageschwermutmetal raumgreifender Beschichtung auf gewohnt hohem phasenweise Nummer sicher gehendem Niveau. 8/10