CHEROKEE - Blood and Gold


VÖ: 19.11.2021
(Dying Victim Productions)

Style: Hard Rock

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CHEROKEE

Welcher Classic Hard Rockfan denkt bei Namen wie RAINBOW, THIN LIZZY, BLUE ÖYSTER CULT, UFO und WISHBONE ASH nicht an die glanzvolle 70er-Ära einschließlich blueslastiger Tendenz. Hinzu gesellt sich öfters Richtung DIRE STRAITS getaktetes swinging Groove-Feeling und vereinzelte BLUES PILLS-Parallelen.

Zum Bandnamen CHEROKEE fallen mir gleich mehrere Sachen ein – zunächst die Cover Metalband aus dem süddeutschen Raum, die schwedische Hard Rock-Band EUROPE hatte mit 'Cherokee' 1986 einen weiteren Hit auf dem Erfolgsalbum 'The Final Countdown' und nicht zu vergessen, der gleichnamige Indianerstamm.

Gegründet im Jahr 2014 folgte eine EP mit der Wortwahl „Waka Tanka Nici Un“ der nun das auf 15-Tracks gestreckte Longplaydebüt der Kölner Hard Rockband folgt. Laura Vesprini besitzt eine angenehme Röhre die heftige und gefühlvolle Stimmbandphrasierungen beinhaltet, davon könnte so manche Retrokapelle sich gern mal ein Beispiel nehmen, ein wenig erinnert die Musik auch an die BLUES PILLS, doch ist dieser Querverweis lediglich marginal. Bei mancher fließenden THIN LIZZY-Passage hinkt der Gesang schon etwas hinterher, was aber kaum auffällt, weil Laura Vesprini ein für solche Musik geradezu maßgeschneidertes Organ besitzt, das gleichermaßen kontrolliert, kraftvoll röhrt und fesselnd ist.

„Il Grande Silenzio“ setzt auf chillige Westerstimmung, verteilt im Singer-Songwriter-Style von Mundharmonika und Flöte begleitet folkiges Abenteuer-feeling bis zum dorthinaus, ein toller Song, der nicht erst nach drei Minuten endet, sondern sich stimmungsvoll auf sieben Minuten streckt und mittendrin das Tempo verstärkt anzieht, das Ding trägt soviel beschwingtes OUTLAWS-Bluesfeeling in sich, dass es vermessen wäre, die Band nur auf Classic Hard Rock zu reduzieren.  „To Destroy Life“ gibt sich bissig. Bluespowergroover wie „Bill Pullman“, „Ride By Night“ und „Rite Of Peyote“ wo von flotter Tempovorgabe in galoppierende Riffs umgeschaltet wird, flankiert von eruptiver Leadgitarre, daran zeigt sich unwiderstehliches WISHBONE ASH-Feeling. „Sigourney“ geht von verträumt altertümlichem Fantasy-Pathos umrahmt als geradliniger Stampfer in Verbindung zu HEART/ RUNNAWAYS-Faible durch, der sich spätestens zur Halbzeit fett hymnenhaft erdig hard rockend steigert, „Song For RG“ tobt sich fleißig in BLUE ÖYSTER CULT-Gefilden aus, dem stehen auch ein schrittweise grooveorientiertes vor herrlichen Melodiebögen nahezu glänzendes „Mother Natures Child“ oder das im lässigen THIN LIZZY-Beat rockende „Warriors Of The Rainbow“ kaum nach.

Neben soviel starkem Songmaterial gibt es auch einigen Abstrich zu verzeichnen. Dieser äußert sich wie folgt: „Just One Summer Long“ lässt schließlich beschwingt sanft rhythmisch der DIRE STRAITS-Vorliebe freien Lauf, allerdings klappen mir bei dem Stück die Zehen im Sitzen ein, sorry, das ist mir viel zu lau. Ebenso bedauerlich, dass „The Nightingale and The Red Rose“ als nur einminütiges Zwischenspiel endet, (was für eine Verschwendung!) warum nicht drei bis vier Minuten mehr? Das Stück hätte allein durch sein unterkühltes Spannungsfeld einer rauhbeinigen Highwayballade mit raumgreifender Wirkung zu werden, das Zeug für Größeres gehabt, daher wäre dringend anzuraten, den Song eventuell noch zu überarbeiten und auszubauen. Der belanglose THIN LIZZY-Rocker „Riding Free“ dümpelt in Belanglosigkeit ausufernd vor sich hin. Besser macht es vergleichsweise „My Sweet Tulip“ wo die Leadgitarre den ihr gebührenden Platz bekommt.

Ergo: Insgesamt überwiegt die Lichtseite eines vielschichtigen Debüts, das seine Fühler in verschiedene Richtungen ausstreckend selten Gefahr läuft, langweilig zu werden. 8/10