THUNDER AND LIGHTNING - F.E.A.R.
VÖ: Bereits erschienen
(Gathering Storm Records)
Style: Melodic Power Metal
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THUNDER AND LIGHTNING
„Angst ist ein schlechter Ratgeber, um Probleme zu lösen“, sagte mal ein Lehrer zu seinem Schüler. Wie wahr, dem Mutigen gehört die Welt. Seit 16 Jahren gibt die Melodic-Powermetalcombo THUNDER & LIGHTNING aus Berlin, deren siebtes Studioalbum den schlicht in Großbuchstaben F.E.A.R. Geschriebenen Titel trägt, wobei sich noch etwas anderes hinter der Aussage False Evidence Appearing Real verbirgt, deren Übersetzung „Falsche Beweise erscheinen (als) wahr“ lautet, deren Umkehrschluss R.A.E.F = Echte Beweise erscheinen (als) falsch“ bedeutet. Dies bezieht sich auf die Verbreitung von Angst und Panik per Internet. Selbsternannte „Internetwissenschafler“ wollen anderen oft Dinge eintrichtern, von denen sie selbst weder überzeugt sind noch Ahnung davon haben, geschweige dass an deren Richtigkeit etwas wahres dran ist. Die Wahrheit ist nicht immer das, was wir für die Wahrheit halten, sie ist anders, in verschiedenen Grautönen versteckt, irgendwo innerhalb des unerschöpflichen Grenzsspektrums zwischen schwarz und weiß.
Ein unübersehbares Eye-Catcher-Comic-Coverartwork unterstreicht den textlichen Gesamtinhalt einer musikalischen Ladung Melodic Power Metal, die ihrer Stilbezeichnung auch gerecht wird. Entgegen ihrem Vorgängerwerk 'Demonicorn ' haben THUNDER AND LIGHTNING sogar noch eine kräftige Schippe mehr draufgepackt. Wer eine gesunde sich irgendwo im Schnittmengenfeld von IRON MAIDEN, RAGE, PRIMAL FEAR, ORDEN OGAN und MOB RULES zu schätzen weiß, kommt an THUNDER AND LIGHTNING überhaupt nicht erst vorbei. Um sich gegen die fett drückenden Gitarren und ein kraftvolles Schlagzeug zu behaupten, muss man schon über ein kräftiges Stimmvolumen verfügen. Leadvocalist Norman Dittmar's Stimmbandfacette klingt ob beabsichtigt oder nicht oft nach Peavy von RAGE, was in der Tat zum futuristischen Themenstoff passt. Jedoch würde es ihm keineswegs gerecht den Sänger allein auf diesen Einfluss zu reduzieren, dessen Spektrum viele Melodic Powermetalsänger weit hinter sich lässt. Unterstützender Hintergrundgesang seiner Kollegen bei „The Silent Twins“ gibt der Nummer sogar noch ein zuätzliches Etwas. Zusammen mit dem Sessiongitarristen Tom Geldschläger bildet Bandkopf Marc Wüstenhagen der auch so manchen Gesangspart beigesteuert hat, ein exzellentes heftig druckvoll aus allen Rohren Feuerndes Gitarrenduo. Steve Mittag (Drums) und Robert Rath am Viersaiter agieren als harmonische Rhythmussektion die ein zentnerfettes Fundament legt. Alle Stücke leben von kraftvoller Dampfhammerrhythmik, halsbrecherischer Rhythmus-/Tempowechseldynamik, massiver Heavyness gepaart mit Melodie. Endlich mal Power Metal, der satt in die vollen geht, statt Weichflötengeschwurbel und Operetten zu erzählen, hier geht's richtig fett zur Sache, dass es kracht!
Heroischer Input lockert ein Stück wie „Beyond The Mountains nach erfolgter Tempodrosselung auf, obwohl es an mancher Stelle schwer mit dem Gesang zu kämpfen hat, ein Problem, dass sich jedoch mit zunehmender Spielzeit von alleine löst, ehe es wieder zügig in die Vollen geht. Über weite Strecken Powerspeedig von einem coolen Akustipart aufgehellt knallt „The Devil's Wife“. Zu „A Nation Of Fools“ gibt sich MOB RULES-Frontmann Klaus Dirks die Ehre, womit das Stück eine völlig eigene Note bekommt, gelungen ist auch das per Streicherensemble unterstützte Highlight „Time To Rise“. Hard Rock, Heavy Metal und Speed verbinden sich bei „F.E.A.R.“, auch der wechselseitig zwischen Heavy Metal und Power Speed geeichte Umkehrschluss „R.A.E.F“ reiht sich nahtlos ins Gesamtbild ein.
Als Anspieltipps einer tollen Melodic Power Metal-Scheibe empfehlen sich „The Silent Twins“, die griffigem Powersmasher „A Nation Of Fools“ und „Death Of Innocence“, das Stilübergreifende Titelstück „F.E.A.R“ und der verträumt orchestrale Schlußakkord „Time To Rise“.
Fazit: Bärenstark produzierter und gespielter Power Metal, von einer Band, die hierzulande viel bekannter sein müsste als sie zur Zeit ist. - Fettes Melodic Power Metalbrett für Genrefans, denen es nie threatralisch genug sein kann. - Wow! 8/10
Michael Toscher