WILDERUN - Epigone

01 wilderun

VÖ: 07.10.2022
(Century Media)

Genre: Prog/Symphonic Metal/New Art Rock

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WILDERUN

Nach drei selbst veröffentlichten Alben haben die Bostoner mit Century Media einen wichtigen Partner an Land ziehen können, der die Prog Metaller sicher weiterbringen wird. Auf „Epigone“ feiern sie die Rückkehr von Gitarrist Wayne Ingram, der als Multiinstrumentalist ihren Sound weiter anzureichern vermag. Man tut der WILDERUN sicher Unrecht, wenn man sie auf die Formel OPETH plus Orchester reduziert, aber diese gibt zumindest einen Einblick worauf man sich einlässt.

Wichtigstes Merkmal ist die Dynamik, mit der das Quartett zu Werke geht, in Zeiten wie diesen eine Wohltat. So können die unterschiedlichen Instrumentierungen voll ihren Raum entfalten und viele differenzierte Stimmungen erzeugen. Mit „Exhaler“ lassen sie es erst noch ruhig angehen und legen mit vielen Akustikgitarren ihre Folkwurzeln offen, erinnern aber auch an ruhige Momente von PORCUPINE TREE, während sich Streicher dezent zurück halten.

Dann folgen drei Longtracks, von denen „Woolgatherer“ noch ätherischer beginnt, bis sich nach knapp zwei Minuten Synthies und Orchestrierungen erheben und mit Wucht die Stille hinweg fegen. In der viertel Stunde begegnet einem alles, vom DoubleBass zu Orchester, die an symphonischen Black Metal denken lassen, über proggiges Gefrickel bis hin zu todesmetallischen Attacken.

Wuchtig geht es in „Passenger“ weiter, dessen leicht psychedelische Strophen sich in schönen Weiten auflösen. Der Metalanteil ist noch einmal erhöht worden, die Grunts werden oft zusätzlich vom Orchester unterfüttert. „Identifier“ ist eher im New Art Rock beheimatet, gibt sich gerne schwelgerisch. Streckenweise intoniert Evan Anderson Berry theatralisch operettenhaft wie Michael Sadler von SGA. Der Übergang vom Streichercrescendo zu den extremen Attacken gelingt hier besonders gut.

Nach der Klangcollage „Ambition“ besteht der zweite Part der Scheibe aus einem vierteiligen Stück. Hier ist ebenfalls wieder der langsame Einstieg zu beobachten, „Distraction I“ ist Art Rockkino, das sich immer weiter steigert, bis sich schnelle Soli und Orchester jagen. Noch überdrehter endet „Distraction II“, das rifftechnisch im Djent-Wald wildert.
„Distraction III“ belegt den Einfluss von Filmscores, der sich schon die ganze Zeit aufdrängt und würzt die mit warmen Soli und „Distraction Nullar“ geleitet mit industriellem Getöse heraus. Interessante Sounds, interessanter Mix, interessante Struktur, die Scheibe weis dem Prog Metal neue Akzente zu verleihen. Wenn es die Truppe noch hinbekommt, die Übergänge schlüssiger zu platzieren, kann Großes entstehen.

7, 5 / 10

 

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