PRAYING MANTIS - Katharsis

01 praingmantis

VÖ: 28.09.2022
(Frontiers Music)

Genre: NWOBHM/Melodic Rock

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PRAYING MANTIS

Das Hoch bei der NWOBHM-Legende scheint anzuhalten, das Line-Up mit holländischer Unterstützung hält sich seit drei Scheiben und auch der Output bleibt hoch. Zwar musste man auf „Katharsis“ etwas warten, doch das war wohl eher buisnessbedingt. Untätig waren die Jungs nicht, Sänger John „Jaycee“ Kuipers tingelte mit Coverbands durch die Lande, um den Kontakt zum Publikum während der Pandemie nicht zu verlieren. Am Rande des Gigs von BEYOND THE RAINBOW im Sommer erzählte er mir, dass die Scheibe bereits im Kasten und er stolz darauf sei.

Das kann er auch, denn es das etwas schwächere „Gravity“ wurde wettgemacht, PRAYING MANTIS zeigen wieder mehr Biss. Vor allem zeigt es das was die Formation stets ausmachte, Mitbegründer Tino Troy und Andy Burgess hauen wieder viele Leads heraus, welche die Songs antreiben, schon im Opener „Cry For The Nations“ Dessen Melancholie zieht sich durch das gesamte Album, der Einfluss von THIN LIZZY war ohnehin immer vorhanden. Hier wird die Stimmung noch durch Pianoklänge verstärkt, welche die Nummer einleiten und beschließen.

Doch sie entwickeln ihre Trademarks weiter, gehen rhythmisch neue Wege wie in „Non Omnis Moriar“, bei dem der Bass von Chris Troy prominent ist und die Band ein wenig im Off-Beat agiert. Die hymnischen Chöre stellen dann wieder die Kernkompetenzen dar. Ähnlich ist dann „Don´t Call Us Now“ gestrickt, das einen leicht fernöstlichen Touch besitzt. Die schönsten Leads gelingen im Schlussakkord „The Devil Never Changes“, welcher sich schön über Keyboardteppiche schleppt, und im Chorus mit mächtigen „OhOhOh“-Chören aufwartet.

Ungewöhnlich schwerfällig ist auch „Masquerade“, welches zusätzlich auf Atmosphäre setzt. Es ist erkennbar, dass sie versuchen ihr Korsett aufzubrechen, ohne angestammte Pfade zu verlassen. Der MAGNUM-Anstrich endet hier nicht in seichter Farbgebung, sondern fördert wuchtige Hymnen wie „Closer To Heaven“ hervor. Das kraftvolle Organ von Kuipers kann sich hier am besten entfalten, der stampfende Takt treibt voran.
Noch mehr überraschen die rockigen Tracks, mit denen man die klassische getragene Grundstimmung beiseite schiebt und noch mehr vorwärts geht. „Ain´t No Rock´n´Roll In Heaven“ swingt schön locker daher, der Klang auffällig trocken, das Thema zieht sich stoisch durch. „Long Time Coming“ verbindet diesen Groove mit den Markenzeichen wie „UhUh“-Background im Chorus und Leads, in der Strophe ist das Riff Rock in Reinkultur, das Solo hat einen Boogie-Einschlag.

Einziger Schwachpunkt ist das ruhige „Sacrifice“, welches das Handzahme des Vorgängers wiederholt, für eine Ballade nicht sanft genug, aber es drückt eben nicht. An ruhigen Nummern ist „Find Our Way Back Home“ gleichfalls überzeugend wie ungewöhnlich. Die Rhythmusspuren haben etwas von Synthie-Pop, PRAYING MANTIS sind selbst bei Experimenten noch tief in den Achtzigern gefangen.
Sind ausgefeilte Vokalarrangements schon immer Markenzeichen gewesen, nehmen die Musiker hier die Hilfe eines Gospelchores in Anspruch, der sich gut einfügt. Damit führen sie den kultigen Namen weiter und geben ihm neue Deutungen. Die liest man ebenfalls auf dem Cover-Artwork, dass dieses Mal nämlich nicht von Rodney Matthews stammt.

7 / 10