V/A - METAL BALLADS - Vol. 1: From The Underground


VÖ: 11.02.2022
(GoldenCore Records/ZYX)

Style: Metal Balladen

Homepage:
GoldenCore Records

Heavy Metal-Balladensampler sind nicht wirklich ungewöhnlich, jedoch stets eine sensible Angelegenheit, in aller Regel präsentieren sie sanfte Seiten der harten Stromgitarrenmusik. 'Metalballads Vol. 1 From The Underground' stellt keine Ausnahme dar und ist alles andere als eine gewöhnliche Zusammenstellung. Wie der Titel verrät, gibt es auch weitab hießiger Kommerzhascherei feines Emotionskraftfutter zum Schmußen, Träumen und für die ruhigen Momente im Leben. Das Spektrum erstreckt sich von AOR über Folk, akkustische Unpluggedballaden bis zu diverser Classic Hardrock/Heavy Metal-Facettenvielfalt einschließlich NWOBHM. Die Vielseitigkeit von GoldenCore-Samplern ist längst kein Geheimnis mehr.

Bekannteste Namen im breit aufgestellten Balladenfundus dürften MANILLA ROAD bzw. MARK SHELTON sein, erstere zelebrieren bei „The Fountain“ Folkrock wie ihn spätere darauf spezialisierte Acts kaum würziger und uriger spielten, und der 2018 tragischerweise verstorbene MANILLA ROAD-Bandkopf (R. I. P!) zeigt bei „Love Is Cruel“ wie berührend ein Akustikgitarrenstück aus dem Lehrbuch im Singer/Songwriter-Format mit Breitbandwirkung klingen sollte. „When The Father Is Gone“ von der französische Metalband DYGITALS ergießt sich zur Eröffnung in einen heftig Emotionen sprudeln lassenden Springbrunnen aus Trauergefühlen und Pain. „War“ von den aufgelösten Traditionsmetallern VIRON (stimmlich veredelt durch BONFIRE-Sänger ALEXX STAHL auch Mitglied bei der Metalcoverband ROXXCALIBUR) kleidet sich in heroisches Schwermutheldenpathos, Powerballaden solcher Art erfreuen das Herz von Epic Metaller und -rinnen, die ihre Musik lieben und schätzen. Die Reutlinger AMPYRE eine Band für die der heutige IVORY TOWER-Sänger Francis Soto für die Vocals zuständig war, (auf dieser Demoversion ist hingegen Elke Grötzinger zu hören), geben bei „When Tomorrow Comes“ sicheren Beleg für Qualitätsarbeit. Das WILDFYRE-Balladenstück „Give Me Back Your Heartbeat“ passt ebenso gut rein.

Richtig unter die Haut geht die WYTCHFINDE-Emotionsbombe „Heartbeat“, da wird’s emotionell-erinnerungswürdig nostalgisch und rockig zugleich. Gäbe es REO SPEEDWAGON nicht, hießen sie hierzulande POKER, deren Schmachtfetzen „Loosing Out All Ends Up“ sich fast 1:1 authentisch auf einem Album des amerikanischen Stadion-AOR-Melodic-Hardrock-Topacts wiederfinden könnte... „The Song Remains a Shame“ von KOKOON bringt sanfte Seiten der Seele zum klingen, für ein Sahnebonbon besonderer Art sorgt die ehemalige Mainzer Hard Rock-Band SHOTGUN MARRIAGE mit „Nothing“ als Liveaufnahme unterstürtzt durch ein Cello, die sträglich unterbewerteten CUTTY SARK zeigen mit „Love The World Away“ episches Monumentalkino und SAINTS ANGER liefern per „Megalomania“ ein echtes Albumhighlight, das von Feinfühligkeit & Esprit überzogen glühend, bestes Beispiel gibt, dass eine ruhig beginnende, systematisch gesteigerte Ballade sich beizeiten abrupt zum gewaltigen Metalorkan entwickelt. Mir ist bewusst, wieviel Mühe, Fleiß und Arbeit da drin stecken. Neudi und sein GoldenCore-Team haben wieder alles gegeben, es möglichst vielen Geschmäckern recht zu machen. Dieses Unterfangen ist einmal mehr weitestgehend gelungen.

Natürlich gibt es auch das ein oder andere weniger tolle Stück zu verzeichnen, das aus verschiederlei Gründen seien wir ehrlich gerne weggelassen werden dürfte, das lässt sich bei Balladensamplern grundsätzlich nie ausschließen, geschweige denn, vermeiden. Zweimal SCHLOSS und bei „Reality Or Fantasy“, WARRIOR UK die am besten sind, wenn sie knackig heavy rocken, reissen mich trotz des interessanten Titels nicht wirklich vom Hocker, dafür ist mir das Gedudel dann etwas zu cheesig, das kurzweilig 2:34 Min. Abenteuerflair verbreitende FLOATING OPERA-Folkintermezzo geht bei drei nachfolgenden sich auf fünf bis sechseinhalb erstreckenden Langtracks zum Schluß bedauerlicherweise deutlich unter, es wirkt wie ein deplatzierter Füllsong, der es aber nicht ist. Aus der Konsequenz geboren, ergibt sich die Überlegung, ob es nicht an passenderer Stelle besser aufgehoben wäre; qualitativ verdient es ein solcher Farbfleck jedenfalls nicht, so unterzugehen, aber das ist Klagen auf hohem Niveau. Der Sampler hält weitgehend, was er verspricht und empfiehlt sich sogar als Geschenk für Leute, die schon mal gar nicht auf Heavy Metal können, weil sie der festen Meinung sind, solche Musik bestehe bloß durchweg aus Lärm, was durch 'Metal Ballads Vol. 1 From The Underground' effektiv wiederlegt wird. - Heavy Metal ist vielseitiger als die Allgemeinheit glaubt!

METAL BALLADS – Vol. 1. From The Underground zeigt auf ehrliche Weise, dass abseits von Megaballadensellern á lá „Lady In Black“ (URIAH HEEP); „Dream On (NAZARETH)“, „Beth“ (KISS), „Every Rose Has Its Thorn (POISON), „To Be With You“ (MR BIG) oder „Nothing Else Matters“ (METALLICA) etc., noch eine andere, viel weniger bekannte, musikalisch gleichwertige Welt als gesunder Gegenpol zum Digitalen Mainstream existiert, in der Träume, Sinnlichkeit, Eleganz, Theatralik und gefühlvolles Hinabgleiten in gemäßigte Klangregionen auch ohne gewaltigen Airplay-Massenadrenalinschub Wirklichkeit werden. Ein prall gefülltes Booklet mit Fotos und Liner Notes darf selbstredend nicht fehlen.

Fazit: Generisch kauziges Balladenfeinelixier mit nur ganz wenig Abstrich aus tiefsten Undergroundregionen gleichermaßen für Metaller und Metallerinnen geeignet, zum Träumen, Genießen und einfach mal gechillt die Seele Baumeln lassen.  8,5/10

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