WARRIOR SOUL - Out On Bail
VÖ: 04.03.2022
(Cargo/Livewire)
Genre: Post Punk
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WARRIOR SOUL
Nun sind die zehn voll, damit hat Cory Clarke nach der Reunion seiner Stammformation ebenso viele Alben veröffentlicht wie davor. Die Zeiten zwischen den Releases variieren, das Line-Up ist nicht mehr so stabil, aber Clarke ist Künstler durch und durch und im Herzen ein Punk, da geht es schonmal chaotischer zu. Von der Struktur her setzt die neue WARRIOR SOUL an den meisten Alben seit Wiederaufnahme der Geschäfte an, keine zehn Songs und eine Spielzeit um die 35 Minuten. Stilistisch liegt „Out On Bail“ aber viel näher an der einzigen Scheibe, die ausufernder war.
Der Riff Rock, der die beiden letzten kurz aufeinanderfolgenden Alben „Back On The Lash“ und „Rock´n´Roll Disease“ dominiert hat, tritt eindeutig in den Hintergrund, dafür besinnt sich die Formation ihrer Wurzeln im Post Punk. Bereits auf dem direkten Vorgänger waren diese Klänge auf dem Rückzug, nun wir der Schritt konsequent weiter verfolgt.
Solche Klänge liefert höchstens noch der Titelsong, wobei hier vor allem das sehr an AC/DC angelehnte Thema hervor sticht. An die Atmosphäre von „Stiff Middle Finger“ von vor zehn Jahren knüpft man allerdings auch nicht. Da kommt am ehesten das abschließende „The New Paradigm“ hin, das mit akustischen Tönen aufhorchen lässt, die dezent psychedelische Schlagseite kennt man ja von der Formation.
Der Rest schwirrt im Niemandsland zwischen flirrenden Riffs und wütenden Ausbrüchen umher. Wirklich zu packen ist das nicht, was bei WARRIOR SOUL aber stets sehr schwierig war, weil sie immer sehr eigen waren. Im Opener „We´re Alive“ tönt die ganze Zeit das dominante Thema, kann mitunter sogar nerven. In der Hinsicht nimmt sich das folgende „One More For The Road“ zurück, treibt mehr nach vorne.
Mal arrangiert man knallig mit groovefreien Drumsalven, die schwere Riffs auflockern. Ein anderes Mal tauchen alternative Anklänge auf, mit denen die Band in den Neunzigern assoziiert wurde, wo sie allerdings nie hingehörte. Schon eher in den Punk, welchen es mit „Cancelled Culture“ gibt, einem prominenten Bass von Christian Kimmett obendrauf.
Am interessantesten nimmt sich „YoYo“ heraus, dessen bretterndes Riff zu Beginn mitreißt. Die Dynamik geht schön nach unten, bereits erwähnte Psych-Momente erinnern an „Salutations From The Ghetto Nation“. Hier werden allerdings auch die Probleme hörbar, die weiten fast sakralen Refrains verpuffen völlig, weil die Stimme von Cory Clarke nicht mehr mitkommt und keine Melodien zu entfesseln vermag.
Das kommt zwar angepisst wie eh und je rüber, das gewisse Etwas fehlt allerdings, jenes erhabene Element, mit der einst das Debüt einschlug. Musikalisch machen Clarke und seine langjährigen Mitstreiter wie Adam Arling, Dennis „El Guapo“ Post und John „Full Throttle“ Polachek an den Gitarren viel richtig. Leider können sie das im Gesamtpaket nicht umsetzen, die Probleme waren beim letzten Werk schon da, und werden nicht besser.
6,5 / 10