ANNIHILATOR - Metal II

03 annihilator

VÖ: 18.02.2022
(earMusic/Edel)

Genre: Thrash Metal

Homepage:
ANNIHILATOR

Was kommen Musikern nicht alles für Gedanken während der Pandemie, teils als Zeitvertreib, teils als Notnagel. Der Mastermind der kanadischen Thrasher war da leidlich kreativ und machte gleich mal den Dylan indem er seinen Backkatalog an Edel veräußert und eines seiner Werke gleich nochmal einspielt. So ganz mag man es nicht verstehen, welche Motivation dahinter steckt, „Metal“ von 2007 neu einzuspielen, außer vielleicht mit Stu Block (Ex-ICED EARTH, INTO ETERNIY) den neuen Sänger vorzustellen. Für das Drumkit konnte niemand Geringeres wie Dave Lombardo verpflichtet werden.

Bliebe nur das Problem mit den vielen Gastbeiträgen, die ja bei der Neueinspielung verloren gegangen wären. Zum Glück schlummern die Masterbänder immer noch bei Waters, so dass er problemlos darauf zurückgreifen konnte und sie dann irgendwie in die Neuaufnahmen einpflegen konnte. Der Mann weiß selbst wie wertvoll diese Beiträge sind, speziell die von Alexi Laiho und Eddie VanHalen, die mittlerweile das Gebäude verlassen haben. So kommen sie bei „Downright Dominate“ und „Romeo Delight“ nochmal zu Ehren.

Kenner des Backkataloges werden hier jetzt etwas verwundert die Augen reiben, befand sich das VAN HALEN-Cover nämlich ursprünglich aus dem selbstbetitelten Nachfolger 2010. Mit der genauen Tracklist von „Metal“ wird es nicht so genau genommen. „Operation Annihilation“ ist hier nicht zu finden, dafür neben erwähnter Coverversion noch eine Bearbeitung von „Heavy Metal Maniac“, dem EXCITER-Kultsongs, wobei mehrere Mitglieder jener Formation im Background singen. Beide sind gut in den Kanon von ANNIHILATOR übertragen worden und zeigen die Bandbreite an Einflüssen.

Stellt sich wie so oft die Frage nach dem „Warum“? Angeblich war der Chef mit dem Sound des Originals nicht so zufrieden, was mich damals nicht so gestört hat, da jene Phase mit Platten wie „Carnival Diablos“ oder Shizo Deluxe“ nebst „Metal“ zu der kompositorisch besten ihrer Geschichte zählt. Wer aber genau hinhört, wird entdecken, dass „Metal II“ wesentlich erdiger rüber kommt, was auch das Ziel war, näher an den Livesound zu kommen. Der klinische Sound störte wohl aufgrund der sehr metallischen Riffs weniger, da fiel er bei moderneren Werken wie „Remains“ negativer ins Gewicht.

Die Scheibe zu sehr zu konstruieren wurde tatsächlich umgangen, so dass das Material kraftvoll aus den Boxen drückt. Die Drums waren seinerzeit schon etwas dünn, speziell Snare und Toms konnten keinen Druck aufbauen, auch wenn mit Mike Mangini eine weitere Koryphäe hinterm Kit saß. Dennoch muss man sich fragen, ob die Anschaffung lohnt, wenn man das Original zuhause hat. Für Neueinsteiger ist das auf jeden Fall eine lohnende Sache, da mit dem dickeren Soundgewand die Thrash-Attacken so richtig den Nerv im Nacken treffen.

7 / 10