DARE - Road To Eden

03 dare

VÖ: 01.04.2022
(Legend Records)

Genre: Melodic Rock

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DARE

Alben der Formation des THIN LIZZY-Keyboarders sind eher rar, ebenso wie Konzerte. Dabei waren vor allem die ersten beiden Werke sehr vielversprechend, das hochmelodische „Out Of The Silence“ und das knackige „Blood From Stone“. Zwischendurch wurde es eher etwas lahm mit Scheiben wie „Belief“ oder arg zusammengestückelt wie auf „Arc Of Dawn“. Mit dem letzten Longplayer „Sacred Ground“ besannen sich DARE wieder auf die Tugenden, was auch an der Rückkehr von Gitarrist Vinny Burns lag. „Road To Eden“ will da natürlich anknüpfen, nach sechs Jahren sollte man etwas erwarten können.

DARE, das ist auch die Geschichte des verhinderten Rockstars Darren Wharton. Als gerade mal Sechzehnjähriger kam er als Tastenmann zur Legende um Phil Lynott, das „Baby“ konnte vor allem mit „Angel of Death“ überzeugen. Leider war dann die Zeit für die „dünne Lizzy“ abgelaufen und erst Jahre später gelang sein Soloeinstand.
Im Prinzip hätte der Mann mit diesem wunderbar rauchigen Timbre, die so großartige Melodien hervorzaubern kann, mit seinen dunklen Locken und seinem verwegenen Sechs-Tage-Bart in den Achtzigern die Blaupause des Stadionhelden sein müssen. Geeignetes Material hätte auch zur Verfügung gestanden, weil er auch als Songwriter ein gutes Händchen für schmissige Stücke hat.

Warum es anders kam wissen wie immer nur die Götter, aber er lässt sich nicht unterkriegen und setzt auf den letzten Dreher noch einen obendrauf. So ein ganz kleines bisschen lässt uns der Opener hoffen, dass er an die Werke aus der Zeit anknüpft, die atmosphärischen Leads entwickeln sich zu Akkorden, die immer mehr an Kraft gewinnen. Doch Burns geht nicht so mit direkten Riffs zur Sache wie seinerzeit und Kev Whitehead arrangiert eher mit Backbeat. So rockt „Born In The Storm“ angenehm und natürlich diese Melodien.

Nicht immer geht es auf „Road To Eden“ mit so viel Power ans Werk, „Only The Good Die Young“ baut diese stetig auf. Anfangs regieren Pianolinien, die getrieben von simplen Akkorden immer mehr fordern, ein paar knallige Breaks erinnern selig an die Eighties und die Melodien tun das was sie bei Wharton immer tun, laufen und sich beim Hörer einschmeicheln.
Präsent ist auch stets der Folktouch, ein paar Pipes aus dem Keyboard und der Schwenk zu RUNRIG ist vollendet. Ähnlich wie die schottischen Heroen können auch DARE die Lieder lauern lassen bis sich der Chorus in unendliche Weite öffnet. Oder hinter einen bereits tollen atmosphärischen Refrain noch eine Bridge hängen, dessen Hymnenhaftigkeit die Fans extra einlädt.

Neu erfunden wird das Rad hier sicher nicht, aber wer es mit so viel Geschmack weiter am Rollen hält verdient allen Respekt. In die Jahre gekommen sind die Herren schon, das Cover weist einige Musiker auf, die jenes schon beim Debüt zierten, da lassen sich bestimmte Erscheinungen nicht leugnen. Stilistisch lässt sich das ebenso festmachen lässt, musikalisch jedoch fechten sie immer noch eine feine Klinge, allen voran Vinny Burns an der Leadgitarre.
Auf dem Album werden die guten alten Zeiten besungen, und sich auch oft die Metapher der langen, kurvigen Straße oder des Berges, den es zu bezwingen gilt bedient. Wobei gerade diese raumgreifenden Melodiebogen ohnehin eine traumhafte Bildsprache beinhalten. Wer einmal zum Titeltrack in den verschneiten Alpen der Sonne entgegen einen Pass zum Ziel hochgefahren ist, der weiß wovon ich rede.

Dieses erhebende Gefühl ist es, was Musik vermitteln sollte, und der gute Darren liefert es mit seinen Mitstreitern fassweise. Das liegt einfach an den angesprochenen Talenten, die nie die verdiente Würdigung erhielten. Nach dem Ende von RUNRIG ist es beruhigend zu wissen, dass diese urbritische Tugend Melancholie und Euphorie zu verknüpfen nicht verloren geht.
Sicherlich ist das der pure Anachronismus, aber gerade das macht es auch so wertvoll, niemanden muss mehr etwas bewiesen werden, es müssen nur schöne Songs geschrieben werden. Von Sehnsucht erfüllte Stimmungen, die süchtig machen, oft erhaben majestätisch, zu denen man sich fallen lassen kann, manchmal braucht es nur das.

8 / 10

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