INGLORIOUS - MMXXI Live At The Phoenix
VÖ: 08.04.2022
(Frontiers Music)
Genre: Hard Rock
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INGLORIOUS
2021 war trotz der Pandemie ein geschäftiges Jahr für die britischen Hard Rocker. Das neue Line-Up bekam endlich die Möglichkeit sich einzuspielen, mit „We Will Ride“ und dem Coveralbum „Heroine“ gab es gleich zwei neue Studiowerke. Und natürlich konnten INGLORIOUS Ende des Jahres ausgiebig auf ihrer Insel touren. Am 16. September gastierte sie im Club des Phoenix Kulturzentrums in Exeter, den Gig nutzte die Formation, um ihr erstes Livedokument aufzuzeichnen. „MMXXI Live At The Phoenix“ erscheint nun als CD mit BluRay oder DVD im üblichen Boxset ihres Labels Frontiers.
Es sind Bilder, die man hierzulande immer noch vermisst, wobei die exponierte Lage und der große Markt den Briten schon immer exklusive Touren bescherte. Menschen stehen dichtgedrängt in der ersten Reihe, voll freudiger Erwartung und schon mit den ersten Tönen zu denen die Band auf die Bühne kommt herrscht Euphorie. Mehr als einmal ruft der Frontmann „Live Music is back“ in die Menge, das weckt Begehrlichkeiten.
Und wie sie zurück ist, die beiden Gitarristen hauen uns ihren schweren Groove um die Ohren, diese breit bretternden Riffs sind das Markenzeichen der Band, immer mit einem feinen Schuss bluesiger Beseeltheit. Man merkt, dass sich die Fünf mehr als Einheit präsentieren als auf ihrem Einstieg mit „Ride To Nowhere“, das Spiel ist sehr tight. Gerade Danny De La Cruz und Dan Stevens agieren sehr kompakt, komm auch mal zu ein paar Twin Leads in der Mitte der Bühne zusammen.
Allerdings bliebt sonst jeder eher auf seiner Seite, wobei Stevens links noch Bassist Vinnie Colla dabei hat und De La Cruz den Gastkeyboarder. Das ist jedoch auch den begrenzten Platzverhältnissen auf der Bühne geschuldet, Nathan James und die Marshall-Türme beanspruchen viel Raum für sich. Letztgenannte liefern einen wunderbaren Rocksound, der auch die Tiefen und Zwischentöne zur Geltung bringt, die im Audiobereich gut eingefangen wurden.
Und James beweist immer wieder welch überragender Sänger er ist. Sein Stimmumfang mit dem er seine Kompositionen heraus haut ist beeindruckend, zumal er fast spielerisch zwischen den Tonlagen wechselt. Am besten gefällt er, wenn er die Rockshouts mit Inbrunst vorträgt, was ideal mit dem Klang seiner Truppe korrespondiert, auch in Sachen Stageperformance und Ausstrahlung ist er ganz vorne dabei.
Er weiß sein Publikum zu nehmen und die Lieder mit der passenden Mimik zu untermalen. Gäbe es einen Klon aus David Coverdale und Ronnie James Dio, er wäre ihm nicht unähnlich. Zumal er sich auch stilistisch in den Gefilden bewegt. Ihm wäre ebenfalls die Rolle von Dino Jelusic, wie auch immer die bei WHITESNAKE aussehen wird zuzutrauen gewesen.
Der Druck, den die Jungs entfachen ist schon enorm, das treibt mächtig nach vorne. Hinten sitzt mit Phil Beaver jemand, der schon von Beginn an dabei war und den Sound prägt. Er lässt es sich nicht nehmen bei seinem Drumming auch in das Headbanging seiner Kollegen mit einzustimmen. Die alte Besetzung wirkte zwar von Auftreten her etwas cooler, aber vor allem das Feeling des Sechssaiter weiß zu gefallen.
Kein Wunder, das das Publikum von der ersten Minute an mit dabei ist und ebenso gut eingefangen wurde. „Bei Holy Water“ dürfen sie dann zeigen, dass auch sie textsicher sind, sicher die stärkste Nummer von INGLORIOUS. Nicht nur in diesem könnten jedoch die Tasten präsenter sein, die Orgeltöne von Rob Lindop sorgen für eine angenehm warme Atmosphäre.
Was jedoch nicht das Hauptmanko von „MMXXI Live At The Phoenix“ ist, sondern die kurze Länge von etwa fünfzig Minuten. Zu sehen ist lediglich der Beginn und der Schluss des starken Gigs, warum die Mitte komplett dem Schnitt zum Opfer fiel und nur elf der neunzehn Titel enthalten sind, lässt sich nicht nachvollziehen.
Die Verteilung der Songauswahl über alle fünf Longplayer ist zwar weiterhin gegeben, speziell die Akustiktracks in der Mitte wären interessant gewesen. Hätte es keine Umziehpause gegeben, wäre es dem Schreiber vielleicht gar nicht aufgefallen, denn der Mitschnitt wirkt schon konsistent. Umso mehr schade, dass man das Konzert nicht in Gänze konservierte, für einen Eindruck des Könnens reicht es dennoch.
7 / 10